Rache ist lavendelblau
jetzt versorgt.“
„Dein Wort in Gottes Ohr – oder wer sonst dafür zuständig ist.“
*
Das junge Ehepaar war in die Flitterwochen aufgebrochen. Des Brautpaares sehnlichster Wunsch war eine Kreuzfahrt in die Karibik gewesen, den Conradin gerne - und wie immer großzügig - erfüllt hatte.
Heidrun stellte zu ihrer Freude fest, dass sich das Verhältnis von Romana zu ihrem Vater etwas verbessert hatte. Sie telefonierten regelmäßig und der Vater führte seine Tochter sogar hin und wieder aus. Romana lehnte es aber weiterhin ab, die Familienvilla aufzusuchen, das ging sogar so weit, dass sie nur bereit war, sich mit ihrer Mutter zu treffen, wenn es außerhalb des Familienwohnsitzes möglich war.
„Wird sich spätestens dann normalisieren, wenn sie selber Kinder hat“, sagte Heidrun einmal zu ihrem Mann, dem die Annäherung an ihr schwieriges Kind, das inzwischen einundzwanzig Jahre alt geworden war, zu langsam vonstattenging.
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Unerwartet
Wie jedes Jahr im Frühling, so standen auch heuer wieder Arbeiten am Haus und im Garten an. Ein, der Familie, bekannter Gärtner, der schon in den letzten Jahren beigezogen wurde, hatte die Blumenbeete neu gestaltet, gejätet, Bäume und Sträucher eingekürzt und die Wege gepflegt. Seit Conradins Rückkehr wurden die Gartenarbeiten alljährlich wieder an Professionisten vergeben. In den Jahren zuvor hatte Heidrun diese Tätigkeiten alleine bewerkstelligen müssen, zu Gärtnern und Personal hatte es ihr an Geld gemangelt. Im vergangenen Winter hatte die Dachrinne zu nässen begonnen, eine breite, dunkelgrüne Spur zog bald an der Mauer herab. Conradin hatte einen Spengler beauftragt, nach dem Rechten zu sehen, doch dieser war - trotz mehrmaliger Aufforderungen - ausgeblieben.
„Kein Verlass auf die Leute!“ hatte er geschimpft und sich wiederholte Male bemüht, rasch einen Fachbetrieb aufzutreiben, denn der Frühling drängte, besonders wenn es ein nasser werden würde.
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Heidrun blieb bis zum späten Nachmittag in der Schule. Erstens hatte die Konferenz etwas länger als geplant gedauert, und zweitens wollte sie mit Kollegen noch Einiges in Ruhe besprechen.
„Ich nimm dich mit, wenn du magst, ich hab´ den gleichen Weg. Muss noch schnell bei meiner Mutter vorbei“, meinte der neue Kollege aus der Musikklasse, den sie am letzten Schulausflug erstmals näher kennengelernt hatte. Hellmuth, ein sympathischer Mittdreißiger mit Pferdeschwänzchen und kreisrunder Nickelbrille, abgewetztem Schnürlsamtsakko und altväterlicher Lederaktentasche, war der Liebling der Schüler: Die Mädchen himmelten ihn an – seine Ähnlichkeit mit John Lennon war nicht zu übersehen – und die Burschen wollten alle so tolle Gitarristen wie ihr Vorbild werden.
Hellmuths Wagen, ein uralter VW Käfer, stand im Schulhof bereit.
Heidrun ließ ihr Fahrrad heute gerne dort stehen, sie war ohnedies zu müde zum Radeln, und morgen früh würde sie den Bus zur Schule nehmen, wenn nicht gar Conradin sich erbarmte, um für seine Frau das Taxi zu spielen. Das tat er in letzter Zeit öfters, vorausgesetzt, er war zuhause. Heidrun hatte erkannt, dass sich Conradin sehr um ihre gemeinsame Zukunft bemühte, sie schätzte auch sein Bestreben, an die alten Zeiten anzuknüpfen, die lange Zeit ihrer Trennung vergessen zu machen. Heidrun spürte, dass er sie ehrlich liebte, das beruhigte sie.
Der Verkehr stockte, ein Notarztwagen drängelte laut heulend an ihnen vorbei. Es hatte zu nieseln begonnen, und Hellmuth fuhr sein kleines Gefährt besonders bedächtig, so als könnte er dessen Auseinanderbrechen damit gerade noch verhindern.
„Das mache ich nur wegen meiner Gitarren, die im Fond liegen“, scherzte er.
„Wie viele hast du davon?“, fragte Heidrun interessiert.
„So an die fünfzehn werden es schon sein, ich kann sie dir gerne einmal zeigen, wenn du mich besuchen kommst“, bot Hellmuth an und lächelte spitzbübisch über das ganze Gesicht.
„Ja, vielleicht, einmal“, antwortete Heidrun zögerlich und bereute sogleich ihre vage Zusage, kam ihr doch eben ein Vorfall in Erinnerung, der sich vor einigen Jahren an ihrer Schule zugetragen hatte: Eine junge Lehrerin hatte damals den neuen Sportlehrer in dessen Wohnung aufgesucht, um sich einige Videos zu leihen, und dieser die Situation missverstanden. Der Aufruhr darüber war groß, gelangte der Vorfall letztendlich doch in die Öffentlichkeit.
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Die akkurat geschnittenen Hecken standen an der Franz-Werfel-Straße Spalier, an der sich die alten
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