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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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bitte«, sagte Johnny. »Dann besteht also kein Grund zur Sorge. Wie geht’s Imo? Seid ihr beide über Weihnachten wieder im Froschfresserland?«
    Die Estovers hatten ein Landhaus in der Gascogne.
    »Nein. Seit Ginnys Tod hat Imo von Frankreich die Nase voll. Sie lässt es sich nicht anmerken, aber es hat sie wirklich schwer getroffen. Also verbringen wir die Feiertage im Schloss. Imo ist schon da. Ich fahr morgen hinterher.«
    »Donnerwetter«, sagte Nutbrown beeindruckt. »Den Wolf in seiner Höhle stellen, was? Das hört sich eher nach Imo an als nach dir, Toby.«
    »Ich kann dir versichern, dass ich nicht die Absicht habe, irgendwen irgendwo zu stellen«, sagte Estover. »Du kennst Kira. Sie mag nichts lieber als eine altmodische englische Hausparty.«
    »Klingt grässlich. Irgendwer da, den ich kenne?«
    »Nikitin kommt auch, glaube ich.«
    »Pasha? Na, der kann ganz unterhaltsam sein.«
    »Kommt drauf an, was man unterhaltsam findet.«
    »Schleicht er immer noch um Imo herum?«, fragte Nutbrown mitfühlend. »Trotzdem, bei den Honoraren, die er dir bezahlt, glaubt er bestimmt, er hat gewisse Ansprüche auf alles, was dir gehört, könnte ich mir denken. War ein Witz, alter Knabe. Und außerdem gehört er zur Familie.«
    »Ein entfernter Vetter ist er, so entfernt, dass Kira ihn nicht mal mit dem Hintern angeschaut hätte, wenn er nicht mit ein paar Milliarden Rubel im Gepäck hier aufgetaucht wäre«, sagte Toby verschnupft. »Jetzt ertapp ich sie andauernd dabei, wie sie mich beobachtet, und ich kann förmlich hören, was ihr durch den Kopf geht: Wenn ich doch nur ein bisschen länger gewartet und Imo nicht zugeredet hätte, diese Null zu heiraten, könnte jetzt der sagenhaft reiche Pavel Nikitin mein Schwiegersohn sein. – Manchmal hätte ich nicht übel Lust, ihr zu erzählen, womit Pasha sein Geld verdient!«
    »Meinst du, das würde einen Unterschied machen?«, fragte Johnny. »Immerhin hat sie dafür gesorgt, dass er dein Mandant wird, das ist doch alles andere als schlecht. Jedenfalls, grüß alle von mir. Und falls du zufällig dem guten alten Wolf über den Weg läufst, bestell ihm von mir alles Gute.«
    Estover schüttelte fassungslos den Kopf. Mit Johnny zu reden war so, als würde man in einem Goldfischglas schwimmen: Irgendwie landete man immer wieder da, wo man angefangen hatte. Das änderte sich nur, wenn man von Worten zu Zahlen wechselte. Fragte man Nutbrown, wie viel sie gebunkert hatten und wo, befand man sich unversehens auf offener See und konnte froh sein, so einen instinktiven Navigator bei sich zu haben, der einen zur Schatzinsel steuerte. Doch wenn es um irgendwas anderes ging, fühlte man sich bei ihm wie Alice, die gerade in den Kaninchenbau gefallen ist, um eine andere Metapher zu bemühen.
    Als Estover aufstand und sich zum Gehen wandte, fragte er: »Wie läuft der Verkauf denn so? Schon irgendwelche Angebote?«
    »Keins, das unserem Preis nahekommt«, erklärte Johnny, ohne seine Belustigung zu verhehlen. »Und du kennst ja Pippa, die hat gern einen dicken Knochen.«
    »Ja, das weiß ich noch gut«, sagte Estover und lächelte erinnerungsselig.
    »Bestimmt weißt du das«, sagte Nutbrown und erwiderte das Lächeln. »Obwohl, nach dem, was ich so gehört hab, ist ›dicker Knochen‹ in deinem Fall wohl ein bisschen übertrieben.«
    Ja, wenn Johnnys Beine sich mal unabhängig bewegten, brachte er so manchen kräftigen Tritt zustande, dachte Estover, als er das Zimmer verließ.
    In der Eingangshalle hörte er Stimmen und folgte ihnen in die Küche, wo Pippa mit einem langen dünnen Mann, der einen schwermütigen Gesichtsausdruck hatte, Kaffee trank. Sie lächelte und sah ganz wie ihr jüngeres Ich aus, bis sie Estover bemerkte.
    »Toby, willst du wieder los?«, fragte sie schroff.
    »Ja. Wenn ich dich noch kurz sprechen könnte …«
    Er sah zu dem Mann hinüber, der aufstand und ihm die Hand hinstreckte.
    »Donald Murray«, sagte er mit einem schottischen Akzent. »Ich hoffe, Sie sind nicht hier, um sich das Haus anzuschauen.«
    »Nein, ich bin nur ein guter Bekannter.«
    »Gut! Ich schau es mir jetzt zum zweiten Mal an, und es gefällt mir noch besser als beim ersten Mal. Ich bin unangemeldet gekommen, aber so gastfreundlich, wie Mrs Nutbrown ist, dachte ich, wo ich schon mal in der Gegend bin …«
    »Kein Problem, Mr Murray«, sagte Pippa, jetzt wieder lächelnd. »Wissen Sie was, schauen Sie sich doch ruhig schon mal allein um, während ich mich mit meinem … Bekannten

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