Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
wie ein Bulle behandelt und von den Rechtschaffenen wie ein Ganove.
Er war nie ein Mann gewesen, der schnell Freundschaften schloss oder auch nur meinte, Freunde zu brauchen, aber er hatte einsehen müssen, dass es stimmte, was wahrscheinlich irgendein zynischer philosophierender Franzmann gesagt hatte: Es reichte nicht, wenn deine Wünsche in Erfüllung gingen, es musste auch jemand da sein, der dich deswegen beneidete.
Tinas Freunde und Verwandte zählten nicht – die waren durch die Bank ein Haufen Angeber. Von seinen eigenen Bekannten von früher hatten ihn zu Anfang ein paar besucht, angelockt von der Aussicht auf einen Gratisurlaub in der Sonne, und sie hatten bestätigt, dass er ausgesorgt hatte, was gut war, aber kaum einer hatte sich ein zweites Mal blicken lassen, was unerklärlich war.
Die Begegnung mit Davy McLucky hatte sein Ego gehörig gestreichelt und war zu einem wahren Vergnügen geraten, gerade weil es so wenig verheißungsvoll begonnen hatte. Der Ex-Detective Constable war natürlich nicht gerade begeistert davon gewesen, seinem Exboss über den Weg zu laufen, der ihm das Leben nie leicht gemacht hatte. Aber nachdem er widerwillig eine Einladung in die Villa angenommen hatte, konnte McLucky beim Rundgang durch das Haus seinen wachsenden Neid nicht verbergen. Selbst Tina hatte ihren Teil dazu beigetragen. Der Anblick eines neuen Mannes hatte sie aus ihrer üblichen häuslichen Lethargie gerissen, und sie war bei der Besichtigung vorausgegangen, hatte so auffällig mit dem Hintern gewackelt und die Titten geschüttelt, dass McLucky sichtlich fasziniert war.
Mit gelöster Zunge nach ein paar Flaschen Rioja hatte McLucky gejammert, wie sehr sich sein Leben nach dem Abschied aus dem Polizeidienst – dieses scheißverregnete Glasgow und immer nur beschissene Scheidungsfälle! – doch von Medlers unterschied – dauernd Sonne und den ganzen Tag nichts anderes zu tun, als nach Lust und Laune saufen und vögeln! Medler hatte noch eins draufgesetzt, indem er McLucky versicherte, er könnte ja auch so ein Leben haben, um ihm dann die Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten zu nennen, als wären sie spottbillig, obwohl er ganz genau wusste, dass sie für McLucky absolut unerschwinglich waren.
Vielleicht hatte er zu dick aufgetragen. Vielleicht trug er immer zu dick auf. Jedenfalls hatte sein Gast am nächsten Tag alles andere als begeistert reagiert, als er ihn schon fast unter Druck setzte, doch noch länger zu bleiben, nicht mal, als der Druck von Tinas Melonenbrüsten ausgeübt wurde.
Arnie kannte den Kerl kaum, hatte ihn bloß in die Villa eingeladen, um seinen relativen Reichtum zur Schau zu stellen, doch als McLucky ankündigte, er würde nach Hause fahren, hatte er sich richtiggehend verlassen gefühlt.
Das war vor über einer Woche gewesen. Er war es gewohnt, in depressive Löcher zu fallen, aber normalerweise ging es ihm nach ein paar Tagen wieder besser. Diesmal jedoch spürte er, wie er immer tiefer darin versank, ohne jede Hoffnung auf Licht.
Es war Heiligabend, die Zeit für Freunde und Familie und allgemeine Fröhlichkeit, und er saß hier auf der Terrasse, starrte auf seinen Pool, in der einen Hand eine Kippe, in der anderen ein Glas Kognak, und fragte sich, wie zum Teufel er den Rest seines Lebens verbringen sollte.
Tina war nicht da. Obwohl sie alles andere als eine fromme Christin war, hielt sie sich doch an das abergläubische Verhaltensmuster, an Ostern den Morgengottesdienst und an Heiligabend den Mitternachtsgottesdienst in der anglikanischen Kirche zu besuchen. Hinterher würde sie sich zweifellos noch zu einem Weihnachtsumtrunk bei irgendwelchen Freunden überreden lassen. Die Leute mochten Tina, und er hatte den Verdacht, dass sie sie umso mehr mochten, wenn er nicht dabei war.
Tja, das störte ihn nicht. Er wusste nicht, wie weit sie ging, aber er wusste, sie würde niemals so weit gehen, dass sie nicht mehr zur Quelle all ihrer Annehmlichkeiten zurückfinden würde. Es gab jede Menge Männer da draußen, die es gern mal mit ihr treiben würden, aber nicht viele, die wollten, dass sie bis zum Morgen blieb, um es noch mal zu treiben. Vielleicht wäre es gar nicht so schlecht, wenn sie einen anderen Geldgeber fände. Vielleicht würde ihm das den Antrieb geben, sein Leben noch mal zu ändern.
Fast wünschte er, es würde passieren, es würde irgendetwas, egal was , passieren, nur um ihn aus diesem entnervenden Zustand der Depression zu reißen.
Sei vorsichtig mit
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