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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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deinen Wünschen .
    »Hallo, Mr Medler. Und fröhliche Weihnachten.«
    Auf die Terrasse trat eine Figur aus einem Albtraum. Im wörtlichen Sinne, denn mitunter sah er sie in seinen Albträumen. Das vernarbte Gesicht, die Augenklappe, die behandschuhte Rechte …
    Nur die behandschuhte Linke unterschied sich gravierend von dem Bild in seinen schuldbewussten Vorstellungen.
    Da zeigte sie manchmal anklagend auf ihn.
    Hier hielt sie eine kleine glänzende Axt.
    Zwei Stunden später hielt ein Taxi vor dem Haupttor der Villa. Tina Medler hatte ein kleines Vermögen zahlen müssen, um den Mann dazu zu bringen, den weiten Weg bis hier heraus zu fahren, und er hatte darauf bestanden, dass sie im Voraus zahlte. Da könnte der Mistkerl doch wenigstens aussteigen und ihr die Tür aufhalten.
    Andererseits würde er dann vielleicht sehen, dass sie die ganze Rückbank vollgekotzt hatte. Zum Glück hatte der Krach, den der klapprige Motor machte, die Peinlichkeit übertönt. Sie stieß die Tür auf, zog ihren ohnehin schon kurzen Rock noch höher und brachte einen nicht allzu würdelosen Ausstieg zustande. Der Fahrer glotzte auf ihr Spitzenhöschen.
    »Nix da, Compadre «, sagte sie. »Ich hab dir Trinkgeld auf der Rückbank liegen gelassen. ¡Felices Pascuas! «
    Sie knallte die Tür so fest zu, dass die Scheibe bebte. Der Fahrer machte eine obszöne Geste und verschwand mit seinem klapprigen Taxi in der Dunkelheit.
    Sie sah Licht in der Villa, also klingelte sie und wartete darauf, dass das Tor aufging. Nichts geschah. Arnie war bestimmt mal wieder sturzbesoffen eingeschlafen. Der blöde Idiot. So weit ging sie jedenfalls nie. Sie wusste immer, was sie tat, obwohl sie manchmal nicht wusste, warum sie es tat.
    Sie wühlte in ihrer vollgestopften Handtasche, bis sie die Fernbedienung fand, richtete sie aufs Tor, drückte den Knopf, und das Tor schwang auf. Wenn sie die vergessen hätte, wäre sie echt aufgeschmissen gewesen. Arnie war ein Sicherheitsfanatiker, und sie hätte nicht gern versucht, über die Gartenmauer mit ihrer Krone aus Stacheldraht zu klettern. Ihre beste Chance wäre wohl gewesen, die Alarmanlage auszulösen, in der Hoffnung, dass der nutzlose Saufkopp von dem Krach wach wurde.
    Sie schloss das Tor hinter sich, streifte die quälenden Designer-Riemchenpumps ab und ging barfuß die glatt asphaltierte Auffahrt hinauf. Jetzt eine Tasse Kaffee, ins Bett fallen, morgen gegen Mittag aufwachen, ein paar Drinks gegen den Kater und dann Bescherung! Arnie war ein bisschen knauserig mit Geschenken, aber das machte nichts, sie hatte auf seine Rechnung ein paar Einkäufe getätigt, und er konnte sich wohl kaum beschweren, wenn sie ihre Dankbarkeit auf die übliche Weise zeigte, immer vorausgesetzt, er war nicht zu besoffen, um einen hochzukriegen.
    Als sie sich der Villa näherte, wurde ihr klar, dass das Licht, das sie gesehen hatte, von der Terrasse am Pool kam, also ging sie dorthin. Verwundert stellte sie fest, dass alle Sicherheitsjalousien unten waren. Als sie um die Ecke bog, sah sie den leeren Liegestuhl, den niedrigen Tisch, auf dem eine fast leere Flasche Kognak stand, und überall auf den Fliesen verteilt Scherben von einem zersprungenen Glas. Eines von ihren guten Kristallgläsern, wie es aussah. Dieser ungeschickte Trottel! Weihnachten hin oder her, sie würde ihn in der Luft zerreißen, wenn sie ihn in die Finger kriegte.
    Aber dazu musste sie ihn erst mal aus seinem Versteck locken.
    »Schatz, ich bin wieder da!«
    Nichts.
    Der Mistkerl hatte sich heute Abend wirklich die Kante gegeben. Plötzlich überkam sie die Befürchtung, er könnte so blöd gewesen sein, sturzbesoffen schwimmen zu gehen, und spähte in den Pool.
    Nur eine Luftmatratze trieb auf dem Wasser, darunter nichts.
    Sie atmete auf. Arnie machte nicht viel her, aber so wenig, dass ihr sein Tod gleichgültig gewesen wäre, nun doch wieder nicht. Die Erleichterung verwandelte sich auch gleich wieder in Gereiztheit, als sie sich zur Villa umwandte.
    Ihr Blick fiel auf etwas, das auf den Fliesen vor dem schweren Metallrollladen lag, mit dem die Terrassentür gesichert war. Irgendwelche Gegenstände.
    Sie ging darauf zu.
    Es waren zwei.
    Handschuhe, dachte sie. Seltsam. Im Dezember wurden die Nächte kühl, sogar hier an der Costa del Sol, aber doch nicht so kalt, dass Arnie, der genug Alkohol intus hatte, um eine Rakete anzutreiben, sich Handschuhe anziehen musste. Selbst ihr, die sie ständig fürchtete, sich die langen wunderschön manikürten und

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