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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sie.
    »Das Geld war eine Tatsache, die eine Erklärung verlangte. Die Kontaktaufnahme mit Ihnen war, keine Ahnung, eher eine Möglichkeit, mir noch etwas mehr Bedenkzeit zu verschaffen. Ich dachte, Sie würden bestenfalls zurückschreiben oder mailen oder vielleicht anrufen. Ich hab nicht damit gerechnet, dass Sie persönlich herkommen. Als Sie dann hier waren, dachte ich, ich warte ab, was sich so ergibt – wegen des Geldes, meine ich.«
    »Und seine Erklärung hat Ihnen genügt, um Ihre Zweifel zu beschwichtigen, obwohl Sie genau wussten, dass er lügt?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Sie haben die Nachricht abgehört. Sie wussten, was auch immer der Mann am Telefon, also möglicherweise der Mann da im Haus macht, er wird von Hadda dafür bezahlt. Also geht es hier um einiges mehr als bloß um guten Wein und gute Werke. Die Tatsache, dass Hadda zweihundert Pfund in Ihren Almosenkasten gesteckt hat, macht ihn noch nicht zum Heiligen, Mr Hollins. Was, wenn es weniger eine mildtätige Geste war als vielmehr der Versuch, sich einen Ablass zu erkaufen? Haben Sie ihm den gerade gewährt? Einen päpstlichen Ablass?«
    Sie waren an ihrem Auto angekommen. Dahinter parkten der Micra des Vikars und ein schwarzer BMW.
    »Ich glaube, Sie haben sich in der Kirche vertan, Dr. Ozigbo«, sagte Hollins. »Hören Sie, vielleicht gibt es eine völlig plausible Erklärung für diese Mailboxnachricht. Und die Vermutung, dass dieser, wie heißt er noch gleich, Donald Murray sie hinterlassen hat, wird bloß durch mein nicht besonders verlässliches Gedächtnis gestützt.«
    »Und durch Sneck. Der akzeptiert Fremde erst dann, wenn sein Herrchen es ihm sagt, und er schien sich vorhin mit Mr Murray ganz wohlzufühlen.«
    Während sie sprach, spähte Alva in den BMW. Eingedenk der Sorglosigkeit, mit der sie ihren Wagen in dieser einsamen Gegend unverschlossen gelassen hatte, versuchte sie, die Tür zu öffnen. Mr Murray war nicht so vertrauensselig. Auf der Rückbank lag eine Dokumententasche, auf der die verblassten goldenen Initialen D.M. eingestanzt waren.
    Donald Murray. Die Initialen passten, aber war das sein richtiger Name? Irgendetwas an der Art, wie er ihn ausgesprochen hatte, als Hadda ihn dazu aufforderte, hatte unecht geklungen. Natürlich konnte es auch sein, dass sie in der Hinsicht einfach übersensibilisiert war, weil sie in ihrem Beruf ständig auf falsche Töne horchen musste. Manchmal fragte sie sich, ob sie überhaupt je wieder fähig sein würde, vorbehaltslos zu glauben, was sie jemanden sagen hörte.
    »Was wollen Sie machen?«, fragte der Vikar.
    »Was wollen Sie machen?«, fragte sie zurück.
    Er sagte: »Verzeihung, aber das war kein Versuch, die Verantwortung abzuschieben. Ich meinte, was wollen Sie jetzt machen? Falls Sie noch eine Nacht bleiben möchten, aber nicht hier in Birkstane, sind Sie herzlich eingeladen, im Pfarrhaus zu übernachten. Und wir haben sogar eine richtige Dusche.«
    Sie fühlte sich ertappt. Sie sollte doch wohl den Unterschied erkennen können zwischen einem Mann, der versuchte, alle bekannten Fakten zu ordnen, ehe er eine Entscheidung traf, und einem Mann, der versuchte, der Verantwortung aus dem Weg zu gehen.
    Sie sagte: »Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber falls ich tatsächlich beschließe, noch eine Nacht zu bleiben, komme ich hier schon klar. Abgesehen von der Dusche natürlich. Ich ruf Sie an, ehe ich wieder abfahre.«
    »Das wäre nett.«
    Sie schüttelten sich die Hand, und sie sah zu, wie er seinen Wagen wendete.
    Als er davonfuhr, klingelte ihr Handy.
    Ihre Mutter sagte: »Alva, bleib jetzt bitte ganz ruhig …«, und sofort war sie alles andere als ruhig.
    Hadda und Murray sahen überrascht auf, als sie in die Küche gestürmt kam, und Sneck fuhr blitzartig hoch, duckte sich und bleckte die Zähne.
    Sie sagte: »Ich muss fahren. Mein Vater ist krank. Herzinfarkt. Zum Glück ist es bei der Arbeit passiert.«
    »Zum Glück?«, sagte Hadda.
    »Er ist Chirurg in Manchester. Ich pack schnell meine Sachen, dann bin ich weg.«
    Als sie wenige Minuten später wieder nach unten kam, war Hadda nicht in der Küche.
    Murray sagte: »Er ist draußen. Ich hoffe, Ihr Dad wird wieder gesund.«
    Kein falscher Ton. Er klang ehrlich besorgt.
    Sie sagte: »Danke«, und ging. Hadda saß im Defender.
    »Ich möchte nicht, dass Sie sich noch den Knöchel brechen, wenn Sie die Zufahrt runterrennen«, sagte er.
    Sie sprang zu ihm in den Wagen. Als er anfuhr, sagte er: »Lassen Sie mir Ihre

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