Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
und Fallgitter.
    Sie sagte: »Sir Leon, wenn ich mich nicht irre?«
    Die Erwähnung seines Namens schien etwas in ihm freizusetzen.
    Er sagte: »Ozigbo? Die Psychodingsbums?«
    »Ganz recht. Ist Ihre Tochter zu Hause?«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er und schüttelte ihr die Hand. »Freut mich sehr. Imo? Ich glaube, die ist da, obwohl, bei ihr weiß man nie. War schon immer so, auch als sie noch klein war. Kam und ging, ganz wie es ihr passte. Bewegt sich wie ein Geist.«
    »Ms Ozigbo, dann haben Sie meine Nachricht also erhalten. Ich hab wirklich nicht damit gerechnet, das Vergnügen zu haben, Sie persönlich kennenzulernen. Ein Telefonat hätte genügt.«
    Imogen, als wollte sie beweisen, dass der Vergleich ihres Vaters treffend war, stand plötzlich in der offenen Tür. Als Alva sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie in winterliche Wanderkleidung gehüllt gewesen. Selbst das hatte ihre Attraktivität nicht verbergen können. Jetzt trug sie einen Rock mit Blumenmuster und ein ärmelloses Top und sah aus, als befände sie sich auf einem Fototermin für ein Hochglanzmagazin.
    »Ich dachte, eine persönliche Begegnung wäre besser. Natürlich nur, falls Sie nicht zu beschäftigt sind.«
    »Ganz und gar nicht. Kommen Sie doch herein. Danke. Daddy.«
    Sie entließ Sir Leon, als wäre er tatsächlich der Butler!
    Alva folgte der Frau in die Eingangshalle, die eindeutig etwas Hochherrschaftliches an sich hatte, und eine ausladende Treppe hinauf, die vielleicht nicht ganz für eine zweispännige Kutsche gereicht, aber sicherlich ein paar Rittern in voller Rüstung Platz geboten hätte.
    »Bitte hier entlang«, sagte Imogen und öffnete eine Tür.
    Schluss mit hochherrschaftlich. Sie betraten einen Raum, der aussah wie einem modernen Lifestyle-Magazin entsprungen. Elfenbeinfarbener Teppich, alles andere in fein abgestuften Schattierungen derselben Farbe – ein Raum für jemanden, der sich bewegte wie ein Geist. Für die einzige kräftige Farbnote sorgte ein abstraktes Gemälde: eine geschlängelte leuchtend grüne Linie auf einem flächigen Feld aus glühendem Orange über einem breiteren Feld aus feurigem Rot, unterlegt von einem zerklüfteten Band aus reinem Schwarz. Rothko vielleicht?, dachte Alva. Was sagte es aus, wenn man einen Rothko an der Wand hängen hatte? Natürlich außer dem Wunsch, allen zu zeigen: Seht euch das an, ihr Bauern, und nehmt hin, dass wir stinkreich sind! Nach allem, was sie über Lady Kira gehört hatte, könnte das genau ihr Stil sein.
    Sie sagte: »Was für ein hübscher Raum. Ist das ein Rothko?«
    Imogen sagte: »Aber nein. Das hab ich selbst mal vor Jahren für mein Zimmer gemalt.«
    Tja, das war schon sehr viel interessanter. Lady Kira hatte also nichts damit zu tun. Es war Imogens eigenes Gemälde in Imogens eigenem Privatraum. Nein, mehr als das. Durch eine halb offene Tür bemerkte Alva ein Bett. Ihre eigene Suite! Kinder entwickelten meist starke Besitzansprüche auf ihr eigenes Schlafzimmer. Aber nicht viele hatten das Ego – oder die räumlichen Möglichkeiten –, auch noch ein eigenes Wohnzimmer zu verlangen und zu bekommen. Oder nannte man das Ankleidezimmer?
    Sie sagte: »Ist Mr Estover noch hier?«
    »Nein. Toby musste gestern schon wieder zurück. Die Arbeit. Die gesamte westliche Welt macht für vierzehn Tage Pause, aber Toby muss trotzdem weiter arbeiten. Nehmen Sie Platz.«
    Die einzigen verfügbaren Sitzmöglichkeiten waren eine Chaiselongue und ein Sessel an deren Kopfende.
    Imogen deutete auf keins von beidem. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen. Wartet sie ab, ob ich mich für die Therapeuten- oder die Patientenposition entscheide?, dachte Alva.
    Sie rückte den Sessel so, dass er der Chaiselongue gegenüberstand, und setzte sich.
    Sie rechnete damit, dass Imogen es sich auf der Chaiselongue bequem machen würde, doch stattdessen setzte sie sich ganz vorne auf die Kante, wie ein Kind, das nervös auf ein Gespräch mit dem Schulleiter wartet.
    »Ich hoffe, Sie hatten es nicht allzu weit«, sagte Imogen. »Haben Sie Weihnachten in Cumbria verbracht?«
    Alva kam der Gedanke, dass die Frau vielleicht vermutete, ihre und Wolfs Abwesenheit hätten miteinander zu tun.
    »Nein. In Manchester.«
    »Das ist ganz schön weit weg. Sie sind doch wohl nicht nur auf die vage Chance hin, mich hier anzutreffen, extra hergefahren?«
    »Nein, nein. Ich wollte einfach nur mal einen Tag rauskommen. Mein Vater ist erkrankt, und die Situation war sehr

Weitere Kostenlose Bücher