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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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angespannt.«
    »Tut mir leid, das zu hören. Hoffentlich nichts Ernstes?«
    »Das Herz. Aber es geht ihm schon wieder besser.«
    »Das freut mich. Zumindest hat er den richtigen Beruf.«
    Sie hat Erkundigungen über mich eingeholt, dachte Alva. Und sie hat keine Hemmungen, es mich wissen zu lassen.
    »Ja. Worüber wollten Sie mit mir reden, Mrs Estover?«
    Und jetzt hat sie mich dazu gebracht, den ersten Zug zu machen.
    »Natürlich. Lassen Sie mich gleich zur Sache kommen«, sagte Imogen, wodurch sie Alva irgendwie das Gefühl gab, die Verzögerung gehe auf ihr Konto. »Wie Sie ja wissen, habe ich versucht, Wolf zu besuchen. Erfolglos. Ich bin noch zweimal bei ihm gewesen. Einmal abends, einmal früh morgens. Er war nicht da.«
    Sie hielt inne, als erwartete sie eine Erklärung. Das hört sich nicht so an, als hätte sie Luke Hollins’ Nachricht erhalten, dachte Alva. Vielleicht ist Mr Nikitins Englisch nicht besonders.
    Imogen nickte, als hätte sie eine Erklärung erhalten, und sprach weiter: »Meine Gründe dafür, ihn sehen zu wollen, sind vielfältig, um nicht zu sagen konfus. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Sie das in Ihrem Metier oft erleben.«
    »Ich erlebe nicht oft, dass die Leute das so bereitwillig zugeben«, sagte Alva.
    »Vielleicht liegt das daran, dass ich nicht als Patientin mit Ihnen spreche«, sagte Imogen mit einem schwachen Lächeln.
    Nein? In welcher Eigenschaft meinst du denn, mit mir zu reden?, überlegte Alva.
    Wieder nickte die Frau knapp, als hätte ihr Gast etwas erwidert.
    »Einer der Gründe, warum ich Wolf sprechen wollte, ist der, dass ich herausfinden möchte, ob er für mich oder meine Familie eine Bedrohung darstellt«, sagte sie. »Dann kam mir der Gedanke, dass ich die Antwort in seiner Abwesenheit vielleicht von Ihnen bekommen könnte.«
    Das Eröffnungsgeplänkel war zu Ende, dachte Alva. Ab jetzt würde es zur Sache gehen.
    »Wie kommen Sie darauf, dass er eine Bedrohung sein könnte?«, erkundigte sie sich.
    »Er war immer ein sehr rücksichtsloser Mann. Gerade Sie müssten mir eigentlich sagen können, ob und, wenn ja, wie das Gefängnis ihn verändert hat.«
    »Wenn Sie sagen rücksichtslos, wollen Sie damit andeuten, dass er gewalttätig war?«
    Imogen überlegte.
    »Mir gegenüber auf keinen Fall. Aber ich glaube nicht, dass er die Möglichkeit von Gewalt je gänzlich ausgeschlossen hat, wenn er unbedingt etwas erreichen wollte. Und er neigte zum Jähzorn.«
    »Auf Provokationen reagierte er also schnell mit Gewalt? Und wenn er Zeit hatte, über etwas nachzudenken, und zu dem Schluss kam, dass Gewalt die erfolgversprechendste Taktik war, entschied er sich dafür, sie anzuwenden? Das hört sich für mich sehr nach der Beschreibung eines gewalttätigen Menschen an, Mrs Estover.«
    »Vielleicht dramatisiere ich ein wenig, weil ich Angst habe.«
    Irgendwie schien Angst so gar nicht zu dieser Frau zu passen. Aber vorläufig war es besser, sie die Richtung des Gesprächs bestimmen zu lassen.
    »Sie haben noch immer nicht gesagt, warum Sie Angst haben. Er hat sich seinen Taten gestellt. Er hat eingesehen, dass er allein für die Verbrechen verantwortlich ist, die ihn ins Gefängnis gebracht haben. Er hat die Kontrolle über sein Leben zurückgewonnen. Was meinen Sie, was er Ihnen vorwerfen könnte?«
    Imogen fuhr sich mit der Hand seitlich übers Gesicht, den schlanken Hals hinunter, bis sie über der rechten Brust verharrte. So reglos, wie sie dagesessen hatte, war die Bewegung fast ein Schock.
    Sie sagte: »Ich bitte Sie, Ms Ozigbo. Wollen Sie etwa behaupten, er würde mir nicht vorwerfen, ihn im Stich gelassen zu haben? Toby geheiratet zu haben? Er würde mir nicht die Schuld am Tod meiner Tochter geben?«
    Meiner Tochter, registrierte Alva.
    Alva sagte: »Wenn Sie wirklich befürchten, er könnte eine Gefahr für Sie sein, erscheint es mir nicht besonders klug, ihn allein in einem einsamen Farmhaus aufzusuchen.«
    Imogen sagte: »Damals, als Wolf und ich zusammen klettern gingen, hat er mir Folgendes beigebracht: Wenn du dir eine Route für den Aufstieg überlegst, suche nach der riskantesten, je unmöglicher desto besser. Und dann widerstehe der Versuchung, sie auszuprobieren, wenn du kannst.«
    »Tut mir leid, aber das verstehe ich nicht.«
    Imogen lächelte, als überraschte sie das nicht.
    Sie sagte: »Wolf hat immer gesagt, beim Felsklettern gehe es nicht um die Eroberung des Gipfels, sondern ums Fallen.«
    »Die Angst vor dem Fallen zu überwinden, meinen

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