Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
sagte: »Der Anrufer hat irgendwas erzählt, du hättest Medler geholfen, eine Villa in Spanien zu kaufen. Ich wusste gar nicht, dass du so was machst, Toby.«
»Ach, na ja, vor sieben Jahren war ich noch dabei, mich nach oben zu arbeiten«, sagte er.
»Tatsächlich?«, sagte sie und registrierte den Widerspruch zwischen kaum erinnern und der präzisen Zeitangabe sieben Jahre . »Da sieht man mal wieder, wie falsch unsere Archive sein können. Denen zufolge warst du damals schon ein Topjurist. Mir war gar nicht klar, dass du dir da noch als Makler ein paar Pennys hinzuverdient hast.«
Er überging den Sarkasmus und sagte: »So entzückend es auch immer wieder ist, dich zu sehen, Kitty, ich fürchte, deine allseits bekannte Redlichkeit wird es dir schwer machen, dieses Mittagessen über dein Spesenkonto laufen zu lassen. Pensionierter Polizist stirbt bei Unfall in Spanien. Londoner Anwalt hat ihn möglicherweise gekannt. Selbst dein findiger Chefredakteur dürfte sich schwertun, daraus eine Story zu stricken! Übrigens, du hast den Unfall als ziemlich makaber bezeichnet. Wieso?«
Er sagte das beiläufig. Warum taten Anwälte immer so beiläufig, wenn sie auf etwas zu sprechen kamen, das sie wirklich wissen wollten?, fragte sich die Journalistin.
Sie beobachtete aufmerksam sein Gesicht, als sie antwortete.
»Anscheinend hat dein alter Freund, Verzeihung, Bekannter, Mr Medler, im Ruhestand angefangen, öfter mal einen über den Durst zu trinken. Als seine Frau früh am Weihnachtsmorgen nach Hause kam, stellte sie fest, dass er sich sinnlos besoffen hatte und dann offenbar in der Villa gestürzt war. Beim Sturz muss er irgendwie einen Mechanismus ausgelöst haben, durch den ein schwerer Sicherheitsrollladen aus Metall vor der Schiebetür zur Terrasse runtergelassen wurde. Leider war die Tür offen, und Medler ist so hingefallen, dass seine ausgestreckten Arme über die Türschwelle ragten. Das Erste, was seine Frau sah, als sie nach Hause kam, waren seine abgetrennten Hände, die auf der Terrasse lagen und so aussahen, als wären sie mit einer Axt abgehackt worden.«
Hallo, dachte Kitty Locksley, jetzt wurde es doch noch interessant. Entweder dieses Detail hatte für Estover eine besondere Bedeutung, oder er hatte vielleicht einfach nur einen schwachen Magen. Jedenfalls glaubte sie nicht, dass die Rechnung für sein Mittagessen allzu üppig ausfallen würde.
Und Davy McLucky, der jetzt unbehelmt in einem parkenden Wagen gegenüber vom Restaurant saß, fand Toby Estovers Gesichtsausdruck dermaßen unterhaltsam, dass er noch ein Foto mehr schoss, zusätzlich zu den anderen, die er bereits von dieser faszinierenden Begegnung im Kasten hatte.
4
Am Sonntag nach ihrem Gespräch mit den Trapps aß Alva Ozigbo ihr spärliches Frühstück, stellte den Anrufbeantworter auf stumm und setzte sich umgeben von dem ganzen Material, das sie über den Fall Hadda gesammelt hatte, in ihrer Wohnung auf den Boden.
Ihr einziger Termin an diesem Tag war eine Einladung zum Tee bei John Childs. Er hatte am Vortag angerufen, um ihr zu sagen, dass er seinem Enkelsohn Harry zum Geburtstag ein Exemplar von Seelen heilen gekauft hatte und dass er sich freuen würde, wenn sie so nett wäre, es zu signieren. Sie hatte gesagt, dass sie das selbstverständlich gern tue, woraufhin er in seiner zurückhaltenden Art gefragt hatte, ob er sie dann vielleicht am nächsten Tag einladen dürfe.
Sie hatte also den ganzen Vormittag, um Haddas Akten zu durchforsten, und als sie sie ordentlich aufgereiht auf dem Boden liegen sah, wurde ihr klar, dass sie dafür auch den ganzen Vormittag brauchen würde!
Es war wirklich verdammt viel Material.
Mehr, als bei den meisten ihrer Patienten zusammenkam.
Aber der Grund dafür, so beruhigte sie sich, war eher in der Kompliziertheit des Falles zu sehen als in irgendeinem besonderen Interesse an Hadda.
Aber sie fühlte sich nicht sonderlich beruhigt.
Sie holte tief Luft und fing wieder ganz von vorne an.
Drei Stunden später tauchte sie aus ihrer zweiten kompletten Durchsicht auf, goss sich einen ordentlichen Gin ein und hörte, um auf andere Gedanken zu kommen, ihren Anrufbeantworter ab.
Die Nachrichten waren alle belanglos, bis auf eine von ihrer Mutter, die nervös klang und sie bat, möglichst bald zurückzurufen. Seit Ike zur endgültigen Genesung nach Hause entlassen worden war, klangen die meisten Nachrichten von Elvira so, daher hielt sich Alvas Beunruhigung in Grenzen, aber sie rief trotzdem gleich
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