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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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zurück. Zu ihrer Erleichterung gab es nichts Neues.
    »Er isst nicht, was er essen sollte, er ruht sich nicht aus, wenn er müsste, er sagt, dass Ganze sei ein Komplott, um ihn von seiner Arbeit abzuhalten, und behauptet, ich stecke bis zum Hals in der Verschwörung mit drin!«, sagte Elvira.
    Während sie redete, hörte Alva Ikes sonoren Bass im Hintergrund fragen, wer denn am Telefon sei. Elvira ging nicht darauf ein, die Stimme wurde lauter, bis sie Elvira schließlich mitten im Wort unterbrach und rief: »Elfe! Gott sei Dank! Schnell, ruf die Kripo, ich werde hier gegen meinen Willen festgehalten! Falls das nicht geht, rette bitte meinen gesunden Menschenverstand, indem du irgendwas Vernünftiges sagst.«
    Alva lachte laut auf, teils aus Erleichterung darüber, diese Stimme wieder in ihrem alten Dezibelpegel zu hören, teils, weil sie wusste, dass das die Reaktion war, die ihr Vater sich wünschte.
    Es war seltsam, dachte sie, dass Elvira, die Schauspielerin, offenbar nie die Ausbrüche ihres Ehemannes als das durchschaut hatte, was sie für gewöhnlich waren: theatralisches Getue, für das er von seinem Publikum bloß anerkennenden Applaus erwartete.
    Dann rief sie sich ihren wachsenden Verdacht in Erinnerung, dass Hadda sie ausgetrickst hatte, und prompt fühlte sie sich nicht mehr überlegen.
    Nachdem sie ein Weilchen geredet hatten, sagte er: »Genug jetzt von mir. Was ist mit dir, Elfe? Du hörst dich ein bisschen erschöpft an.«
    Er hatte schon immer gute Antennen für ihre Stimmungen gehabt.
    »Mir geht’s gut«, sagte sie. »Mir ist bloß gerade klar geworden, dass einer meiner Patienten mir möglicherweise was vorgemacht hat, mehr nicht.«
    Er sagte: »Schlimm? Ich meine, du hast doch nicht etwa einen Irren laufen lassen, der jetzt durch die Gegend rennt und reihenweise Leute absticht?«
    »Nein. Keine Sorge.«
    »Warum bist du dann so niedergeschlagen? Ich würde meinen, von jemandem etwas vorgemacht zu bekommen ist doch wohl Berufsrisiko in deiner Branche.«
    »Ich weiß. Aber ich fühl mich irgendwie so, als wäre ich für die Übersetzung des Steins von Rosette gefeiert worden, um dann erfahren zu müssen, dass ich vielleicht völlig danebengelegen hab, weil es sich bei den Hieroglyphen bloß um einen ägyptischen Einkaufszettel gehandelt hat.
    Er lachte schallend und sagte: »Sieh es doch mal so. Eine Einkaufsliste hätte uns sehr viel mehr über die Ägypter verraten als der hochtrabende Mist, der sonst so in Stein gemeißelt wird.«
    »Mag sein«, sagte sie.
    »Du klingst, als würdest du es persönlich nehmen«, sagte Ike. »Wieso nur? Hast du mir nicht mal erzählt, es gäbe in deinem Metier eine Trennung zwischen Beruflichem und Privatem, die deine Patienten ständig überschreiten wollen, und dass du dafür sorgen müsstest, dass sie sowohl von ihnen als auch von dir akzeptiert wird?«
    Mein Gott, wie scharfsichtig er war!
    Sie sagte im munteren Tonfall: »Daddy, hatten wir nicht vereinbart, du überlässt mir die Analysen und ich dir die Operationen?«
    »In der Vereinbarung war nie die Rede davon, dass ich tatenlos zusehe, wenn mein kleines Mädchen verletzt wird«, sagte er.
    »Und wenn ich mal finde, es hätte jemand eine ordentliche Tracht Prügel verdient, bis du noch immer der Erste, den ich anrufe«, sagte sie. »Aber dafür brauch ich dich wieder richtig fit und schlagkräftig. Also geh zurück ins Bett und hör auf, so fies zu Mummy zu sein. Du weißt doch, sie nimmt es persönlich, auch wenn es nichts zu bedeuten hat.«
    »Jaja. Vielleicht hast du das von ihr. Schlechtes Erbgut. Keine Sorge, ich verspreche, ich bin brav. Pass auf dich auf, Elfe. Ich hab dich lieb.«
    »Ich dich auch.«
    Sie legte auf. Hatte Ike recht? Nahm sie etwas persönlich, das nichts zu bedeuten hatte?
    Sie wandte sich wieder den Notizen zu, die sie sich bei der Durchforstung von Haddas Akten gemacht hatte.
    Sie unterschieden sich von ihren ursprünglichen Notizen durch die neuen Erkenntnisse, die sie inzwischen gewonnen hatte. Auch wenn die sich in Grenzen hielten.
    Mit vierzehn Jahren war Imogen Ulphingstone nicht das magere, frühpubertäre Mädchen gewesen, das Hadda beschrieben hatte, als er von seinem ersten sexuellen Erlebnis mit ihr oben auf dem Pillar Rock erzählte. Sie war vielmehr eine frühreife junge Frau gewesen, die bereits die vollkommenen Brüste aufwies, von denen Hadda in den ersten Erinnerungen, die er für Alva zu Papier gebracht hatte, abgelenkt worden war.
    Sir Leon war nicht gegen

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