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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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pflaumendunklem Knautschsamt.
    »Miss Locksley?«, sagte eine Männerstimme. »Miss Kitty Locksley?«
    Estover drehte sich um und sah einen Mann in Motorradkurierkleidung mit Sturzhelm und Lederjacke hinter sich stehen. Er war schlaksig, mit einem ungeduldigen Gesichtsausdruck, und er hatte einen schottischen Akzent, was Estover derzeit für ein echtes Manko hielt.
    »Wer sind Sie?«, fragte er so herablassend, wie er konnte.
    »Kurier. Hab ein Päckchen für sie. Hier, Kumpel, können Sie das nehmen? Meine Maschine steht auf dem Bürgersteig und kriegt wahrscheinlich gerade ’ne Parkkralle verpasst!«
    Er schob Estover ein kleines Päckchen in die Hand, drehte sich um und ging.
    Unverschämtheit!, dachte Estover. Die Kelten hatten sich heute anscheinend gegen ihn verschworen.
    »Soll ich das nehmen, Sir?«, fragte die Empfangsdame.
    »Nein, schon gut.«
    Kitty Locksley blickte auf und lächelte ihn an, als er an ihren Tisch trat. Er beugte sich hinab, um ihr einen flüchtigen Handkuss zu geben. Sie war klein, feingliedrig, hatte nicht mal genug Fleisch am Körper, um eine hungrige Schmeißfliege satt zu kriegen, und war somit eindeutig nicht sein Typ.
    Als er sich setzte, sagte er: »Das ist für dich.«
    »Ein verspätetes Weihnachtsgeschenk, Toby?«, spöttelte sie.
    »Nein! Ein Kurier hat es abgegeben, als ich gerade reinkam.«
    Sie schob es in ihre Handtasche, die unter dem Tisch stand, und sagte: »Dass die mich noch nicht mal beim Mittagessen in Ruhe lassen können!«
    »Aber das hier ist doch ein Arbeitsessen, oder?«, sagte Estover. »Du hast mich doch nicht hergebeten, weil du dich plötzlich in mich verguckt hast, oder etwa doch, Kitty?«
    »Ganz bestimmt nicht«, sagte die Frau etwas zu nachdrücklich für Estovers Geschmack. Auch wenn er nicht begehrte, wurde er gern begehrenswert gefunden.
    Ein Kellner unterbrach sie mit der Frage, ob sie einen Drink wünschten, und sie plauderten zwanglos, bis ihr Gin Tonic und sein großer Scotch serviert wurden. Wenn Estover mit Journalisten sprach, hatte er gern etwas in der Hand, woran er sich festhalten konnte, für alle Fälle.
    »Also Kitty, worum geht’s?«, fragte er. »Meine Sekretärin meinte, du hättest ziemlich geheimnisvoll geklungen.«
    »Das war nun wirklich nicht meine Absicht«, sagte sie. »Es ist bloß ein wenig seltsam. Sagt dir der Name Arnie Medler was?«
    Jetzt war Estover froh über das Glas in seiner Hand. Er trank einen kräftigen Schluck Scotch und sagte vorsichtig: »Hab ich schon mal irgendwo gehört.«
    »War Detective Inspector beim Yard, bis er sich in Spanien zur Ruhe gesetzt hat.«
    »Ja, natürlich. Daher kenne ich den Namen. Die Bullen. In meiner Branche muss man sich gelegentlich mit ihnen befassen.«
    Er klang vielleicht ein bisschen zu jovial. Er widerstand der Versuchung, sich einen weiteren Schluck zu genehmigen, und sagte: »Was ist mit ihm?«
    »Ich bin froh, dass er kein Freund von dir war«, sagte sie. »Er ist nämlich tot.«
    »Großer Gott!«
    »Ja. Er ist in den Weihnachtstagen bei einem ziemlich makabren Unfall ums Leben gekommen. Hast du nichts davon gehört?«
    »Nein, wie auch? Stand es in der Zeitung?«
    »Nein. Kein Wort. Aber bei all den guten Storys über Familienmassaker beim Weihnachtsessen hat der Tod eines Engländers, der sich im sonnigen Spanien zur Ruhe gesetzt hat, nicht gerade Sensationspotenzial. Also Toby, in welcher Verbindung standest du zu ihm?«
    Mittlerweile hatte Estover sich wieder völlig unter Kontrolle.
    »Komm zur Sache, Kitty, schließlich hast du mich hergebeten. Was willst du?«, fragte er.
    Sie zuckte die Achseln. »Nichts Schlimmes. Irgendwer hat in der Redaktion angerufen und gesagt, es gebe da eine Verbindung zwischen dir und dem Toten, der wir vielleicht nachgehen sollten. Außerdem hat er angedeutet, du würdest das lieber Auge in Auge besprechen, und da der Mensch nun mal essen muss, dachte ich, die Zeitung könnte mir und meinem guten alten Freund ein Mittagessen spendieren.«
    Genau genommen hatte der Anrufer gesagt: »Es wäre nicht schlecht, wenn Sie Estovers Reaktion beobachten könnten, vorzugsweise in irgendeiner Lokalität, wo er seine Sekretärin nicht anweisen kann, ihn mit einem dringenden Telefonanruf zu unterbrechen.«
    Bislang war seine Reaktion zwar interessant, aber keineswegs verdächtig gewesen.
    Er sagte: »Tja, wie schon gesagt, ich kann mich kaum an den Namen erinnern, und ich müsste erst nachschauen, in welchem Kontext ich dem Mann begegnet bin.«
    Sie

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