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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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eigenen Gefühlen für Hadda abgelenkt zu werden.
    »Die Sache ist die«, sagte Doll, »um Wolfs Job zu verstehen, müssen Sie zuerst ein bisschen über meinen erfahren. Meinen damaligen, meine ich. Jetzt arbeite ich natürlich für Ed. Aber meinen ersten Kontakt mit der Juristerei hatte ich, als ich im Sekretariat einer Anwaltskanzlei anfing. Das heißt, eigentlich war ich da das Mädchen für alles. Aber meinen Tee mochten alle.«
    Sie lächelte erinnerungsselig.
    Alva sagte fassungslos: »Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, Sie hätten Wolf einen Job in einer Anwaltskanzlei verschafft.«
    »Nicht ganz so, wie Sie das verstehen«, sagte Doll. »Obwohl er da wahrscheinlich mehr Erfolg gehabt hätte als ich. Am Anfang hatte ich noch den Ehrgeiz, es in einer Topkanzlei zur Chefsekretärin zu bringen. Da kann man sich eine goldene Nase verdienen, wenn man es richtig anstellt. Und obwohl sie versucht haben, mich in die Teeküche zu verbannen, war ich lern- und wissbegierig. Nach ein paar Jahren dachte ich mir, ich wäre jetzt gut genug, um mich als Chefsekretärin zu bewerben. Von wegen! Da war nichts zu machen. Absolut nichts. Nachdem ich mich ein Jahr lang vergeblich beworben hatte, war ich schon fast so weit, als Kassiererin bei Tesco anzufangen. Kennen Sie das Gefühl, Liebes?«
    »Ich hab sehr viel Glück im Leben gehabt«, sagte Alva. »Aber Sie sind nicht zu Tesco gegangen.«
    »Richtig. Und das lag an Geoff Toplady. Der war der einzige Anwalt in der Kanzlei, mit dem ich mich wirklich gut verstand. Zuerst dachte ich, er wollte mir bloß an den Busen grapschen. Ich hatte nichts dagegen, solange er sich mein unzufriedenes Gejammer anhörte, während er grapschte. Eines Tages sagte er, falls ich an einem Job interessiert wäre, wo ich mehr Anerkennung bekäme, wüsste er von einem Laden, der immer nach fähigen Mitarbeitern suchte. Ich sagte, auf Lap Dance hätte ich keine Lust, und er lachte und sagte, nein, das wäre was ganz Seriöses, sogar so was Ähnliches wie öffentlicher Dienst. Verzeihung, Liebes, wollten Sie was sagen?«
    »Dieser Anwalt, Geoff Toplady, ist der inzwischen Richter?«
    »Ja. Hat eine Bilderbuchkarriere gemacht, der gute Geoff. Sitzt jetzt im Berufungsgericht. Dem stehen alle Wege offen. Kennen Sie ihn?«
    »Nicht direkt. Verzeihung. Erzählen Sie weiter.«
    »Ich kann nicht behaupten, dass ich unbedingt scharf auf den öffentlichen Dienst war, aber alles war besser, als weiter auf der Stelle zu treten, also bin ich zu dem Vorstellungsgespräch, das Geoff arrangiert hatte. Mir wurde schnell klar, dass es nicht um eine Anstellung in irgendeinem Ministerium ging, sondern um etwas sehr viel Geheimeres. Die wussten alles über mich. Ich hatte einen Fragebogen ausgefüllt, mit den üblichen kleinen Lügen und Auslassungen. Die pickten jede einzelne Schwindelei raus, aber es schien sie nicht zu kümmern. Sie fragten mich sogar, ob sie vielleicht noch irgendwas übersehen hätten!
    Sie sagten mir, wenn ich den Job bekäme, müsste ich mich mit meiner Unterschrift zu allerstrengster Geheimhaltung verpflichten. Und das sei nicht bloß eine Formalität, wie sie betonten. Falls ich dagegen verstieße, hätte das gravierende Folgen für mich. Sehr gravierende Folgen. Ich glaubte ihnen, und ich hab nie dagegen verstoßen. Aber jetzt verstoße ich dagegen, Schätzchen, deshalb hoffe ich, dass Ihre Pfadfinderehre noch intakt ist.«
    Nicht Alvas Ehre war das Problem, sondern ihre Bereitschaft, Doll zu glauben.
    »Wollen Sie mir etwa erzählen, Sie waren eine Spionin oder irgendwas ähnlich Glamouröses?«, sagte Alva mit einer Skepsis, die eine andere Frau womöglich beleidigend gefunden hätte.
    Bei Doll löste sie nur ein weiteres kreischendes Lachen aus.
    »Glamourös? Ich? Seien Sie nicht albern! Ich hab in einem schäbigen Büro in Clerkenwell gearbeitet. Darf Ihnen nicht verraten, wo genau, weil ich Sie dann töten müsste, aber man nannte uns die Kapelle, weil das Gebäude früher mal eine Methodistenkapelle gewesen war.«
    »Und Wolf hat auch in dem Büro gearbeitet?«, sagte Alva und fragte sich, welche Geheimorganisation denn wohl einen sechzehnjährigen Ausreißer als Bürogehilfen einstellte.
    »Natürlich nicht«, sagte Doll ungeduldig. »Hören Sie doch einfach mal zu, ja? Wie gesagt, da, wo ich saß, war die Kapelle wahrhaftig nicht glamourös. Aber ich war ja auch nicht draußen in der großen weiten Welt als Indiana Jones unterwegs. Ich saß bloß an einem Computer und suchte alle

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