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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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dauerten beide Vernehmungen nicht sehr lange, wenngleich aus ganz unterschiedlichen Gründen.
    Pippa Nutbrown stritt ab, von den Kokainpäckchen gewusst zu haben, die auf ihrem Speicher gefunden worden waren. Auf die Frage, wie denn dann ihre Fingerabdrücke auf die Plastikfolie gekommen seien, schüttelte sie heftig den Kopf und sagte: »Das ist eine Lüge.«
    Als Nächstes wurde sie gefragt, ob es der Wahrheit entsprach, dass auf ihren Partys stets großzügig Koks angeboten worden sei.
    Sie fauchte: »Mag sein, dass es zur Entspannung hier und da mal eine Line gegeben hat, aber wir haben das Zeug doch nicht eimerweise verteilt, verdammt noch mal.«
    »Dann verdienen Sie also kein Geld mit Koksdealen?«, fragte O’Reilly nach.
    »Allerdings nicht!«
    »Wenn das so ist, haben Sie doch bestimmt eine vollkommen plausible Erklärung für Ihr Konto auf den Kaimaninseln, das sich laut meinen Informationen derzeit mit über fünf Millionen Pfund im Plus befindet?«
    Daraufhin sagte sie gar nichts mehr.
    Auf dieselben Fragen folgten bei ihrem Mann ganz andere Antworten.
    Nach den auf dem Speicher gefundenen Päckchen gefragt, sagte er: »Ich war ewig nicht mehr da oben, das ist der reinste Trödelladen; würde mich nicht wundern, wenn ihr zwischen dem ganzen Kram das Bernsteinzimmer gefunden hättet.«
    Darauf hingewiesen, dass seine Fingerabdrücke auf der Folie eines Päckchens gefunden worden waren, sagte er: »Dann muss es wohl mir gehören. Kaum zu glauben, dass ich so viel Zeug da oben rumliegen hatte. Ich darf gar nicht dran denken, welchen Preis ich in der Stadt für ein paar Tütchen bezahlt hab.«
    Gefragt, ob er auf seinen Partys Kokain angeboten hatte, sagte er: »Macht das denn nicht jeder?«
    Und schließlich, als er nach dem Konto auf den Kaimaninseln gefragt wurde, zog er die Augenbrauen hoch und sagte: »Ich dachte, da wäre mehr drauf. Na ja, Pippa ist ganz schön auf Zack, die hat’s wahrscheinlich ein bisschen gestreut.«
    An diesem Punkt erkundigte sich DI O’Reilly höflich, ob Mr Nutbrown vielleicht eine kleine Stärkung wünsche, weil er nämlich das Gefühl habe, diese Vernehmung könne sich etwas hinziehen.
    Er ließ Johnny mit einem Standardfrühstück aus der Kantine allein und ging wieder zu Pippa.
    »Mr Nutbrown ist überaus kooperativ«, sagte er. »In Fällen, bei denen es zwei Angeklagte gibt, neigen Richter normalerweise dazu, dem Geständigeren von beiden größeres Wohlwollen entgegenzubringen.«
    »Scheiß drauf«, sagte sie. »Irgendwas von Estover gehört?«
    »Leider nein.«
    Sie wirkte nicht überrascht.
    »Ich hoffe, der Sauhund schmort in der Hölle«, sagte sie.

5
    Es kommt nicht häufig vor, dass ein so bösartiger Wunsch wie der von Pippa Nutbrown in Erfüllung geht, aber im übertragenen Sinne war die Hölle zweifellos der Ort, an dem Toby Estover die vergangenen paar Stunden verbracht hatte.
    Er war in der Tiefgarage aus seinem Wagen gestiegen, und sogleich hatte sich ihm eine bullige Gestalt genähert, in der er einen von Pavel Nikitins Leuten erkannte. Die Sorte Mitarbeiter, die sich in feiner Gesellschaft im Hintergrund halten, sich aber in einer weniger gepflegten Umgehung drohend aufbauen.
    Der Mann, der sich in dem Moment tatsächlich vor ihm aufbaute, sagte: »Mr Nikitin möchte mit Ihnen reden.«
    »Ja, das dachte ich mir«, sagte Estover. »Ich rufe ihn gleich an, wenn ich in meinem Büro bin.«
    »Er möchte jetzt mit Ihnen reden.«
    »Ja, ich sagte doch schon … Ach so, Sie meinen persönlich. Tja, also ich muss jetzt dringend weg, ich werde ihn anrufen und einen Termin für später vereinbaren, falls er das wünscht.«
    Plötzlich baute sich der Mann ausgesprochen drohend vor ihm auf.
    »Jetzt sofort«, sagte er.
    Und Estover spürte, wie der Mann seinen Arm packte, ihn herumriss, ein paar Schritte vorwärts schob und dann auf den Rücksitz eines Wagens stieß, dessen Scheiben dunkel genug getönt waren, um eine Orgie zu verbergen.
    Auf dem Beifahrersitz saß ein Mann, den er wiedererkannte. Sein Name war Pudovkin, kurz und vertraulich Pudo genannt, obwohl sein Anblick eigentlich nicht zu einer solchen Vertraulichkeit herausforderte. Toby hatte nie herausgefunden, welche Funktion genau er in Nikitins Entourage ausübte. Er war klein und drahtig und längst nicht so bullig wie der bedrohliche Kraftprotz. »Achte immer darauf, dass deine Bodyguards breit genug sind, um die erste Kugel abzufangen«, hatte Pasha mal in einem entspannten Augenblick zu ihm gesagt.

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