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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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er sich so weit erholt hatte, dass er sich in eine sitzende Position hieven konnte.
    »So, Toby«, sagte Nikitin. »Jetzt unterhalten wir uns ein bisschen.«
    Einige Stunden später, etwa zu der Zeit, als Pippa Nutbrown ihre Verwünschung ausstieß, sagte Pudovkin zu seinem Herrn: »Ich glaube, er sagt wahrscheinlich die Wahrheit.«
    Nikitin nickte und betrachtete die Fotos auf dem Schreibtisch.
    »Das glaube ich auch, Pudo«, sagte er. »Das heißt, wir müssen anderswo nach Erklärungen suchen. Fahr zu dem Restaurant. Versuch rauszufinden, wie und wo die Fotos gemacht wurden.«
    Pudovkin nickte und ging.
    Auf dem Boden bewegte Estover sich schwach und stöhnte.
    »Was sollen wir jetzt mit ihm machen, Boss?«, fragte der Kraftprotz.
    Nikitin machte eine ungeduldige Handbewegung und holte sein Zigarettenetui hervor. Er zündete sich eine Zigarette an und betrachtete stirnrunzelnd die schlaffe, blutüberströmte Gestalt auf dem Boden. Ein Auge war unter einem blutigen Fleischwulst verschwunden, das andere spähte aus dem verbliebenen schmalen Schlitz wie eine gehetzte Maus, die sich vor lauter Panik in einen winzigen Mauerspalt gezwängt hat. Auf den zermatschten Lippen wurde eine rosa Blase langsam größer und zerplatzte dann mit einem leisen, kaum hörbaren Seufzen.
    Er kannte Estover. Der Mann war weich. Nie im Leben hätte er unter diesem Druck standgehalten. Also hatte irgendwer das Ganze inszeniert. Die Frage war: Warum? Um an Estover ranzukommen, oder um an ihn ranzukommen?
    Er rauchte die erste Zigarette zu Ende und zündete sich die nächste an. Seltsamerweise ertappte er sich dabei, dass er diese ganze Sache am liebsten mit dem Mann zu seinen Füßen besprochen hätte. Der Anwalt mochte ja weich sein, aber wenn es darum ging, sich Maßnahmen und Gegenmaßnahmen einfallen zu lassen, war Toby Estover zweifellos der Beste seiner Branche.
    Oder war es gewesen.
    Eines war klar. Sie konnten ihn nicht einfach aufheben, ihm den Staub vom Anzug klopfen und ihn dann nach Hause schicken.
    Der Kraftprotz sah ihn erwartungsvoll an.
    Er drückte die zweite Zigarette aus und sagte: »Häng so viel Gewicht an ihn dran, dass er zu deinen Lebzeiten nicht mehr nach oben kommt.«
    »Klar doch«, sagte der Kraftprotz voller Selbstvertrauen.
    Und falls der Mann einen Gott verehrte, dann lächelte der jetzt in dem Wissen, dass diese Lebzeiten nur noch knapp neunzig Sekunden währen würden.
    Die Tür flog auf, jemand schrie: »Polizei! Hände hoch!«, und der Kraftprotz griff in sein Jackett. Zwei Schüsse fielen, und er sackte leblos in sich zusammen.
    Pavel Nikitin blieb mit teilnahmsloser Miene und absolut regungslos stehen. Als die Männer ihn anbrüllten, er solle sich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden legen und die Hände hinter den Kopf nehmen, gehorchte er sofort. Sekunden später wurden ihm die Hände auf den Rücken gerissen, man legte ihm Handschellen an und zerrte ihn wieder auf die Beine.
    Ein gut gekleideter Mann mit dünnem Haar und einem gütigen Lächeln stand da und schaute auf Estover hinunter. Zwei Sanitäter kamen herein, warfen einen Blick auf den Toten, schüttelten den Kopf, um dann John Childs beiseitezuschieben und sich um den Anwalt zu kümmern.
    Childs wandte sich dem Russen zu.
    »Sehr erfreut, Sie endlich kennenzulernen, Mr Nikitin«, sagte er.
    Der Mann starrte ihn ausdruckslos an.
    »Wer sind Sie, verdammt noch mal?«
    »Ein Freund. Ich denke, Sie werden einen guten Anwalt benötigen, aber nachdem Sie Ihren letzten so schlecht behandelt haben, könnte es schwer für Sie werden, Ersatz zu finden. Wie auch immer, es sieht ganz so aus, als würden Sie etliche Jahre in einem unserer Gefängnisse verbringen. Parkleigh wäre da vielleicht genau das Richtige für Sie, es ist mit allem Komfort ausgestattet und von London aus gut zu erreichen. Es gäbe da natürlich noch eine Alternative …«
    »Was?«
    »Laut dem jüngsten Auslieferungsabkommen wäre es möglich, Sie in russischen Gewahrsam zu übergeben, so dass Sie Ihre Strafe tröstlicherweise in der fürsorglichen Obhut Ihrer Landsleute absitzen können.«
    »Fahr zur Hölle!«, fauchte der Russe.
    »Das werde ich bestimmt. Aber ich hoffe, zuvor sehen wir uns wieder. Wer weiß? Vielleicht finden wir sogar eine Möglichkeit, uns gegenseitig von Nutzen zu sein. Grimmige Notwendigkeit führt zu den seltsamsten Allianzen, Mr Nikitin. Ich bin sicher, es gibt ein altes russisches Sprichwort, das mir da recht gibt.«
    Der Mann hatte seine Fassung

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