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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ausziehen, wie damals beim ersten Mal, und mich dir anbieten? Ich tu’s, wenn du willst. Du musst es nur sagen, Wolf. Sag es!«
    Sie sah zu ihm auf, beschwörend, herausfordernd.
    Er stand hoch aufgerichtet vor ihr, hielt die Axt über ihren Kopf, als wollte er ihren Blick abwehren. Die geschliffene Schneide spiegelte ihr Gesicht darunter wider. Imogen riss den Reißverschluss der Fleecejacke auf, zerrte an den Knöpfen ihres Hemdes, bis auch das sich öffnete und die weiche, weiße Rundung ihrer Brüste freigab.
    Hundert Meter entfernt auf dem Gipfelpfad sah Alva Ozigbo, wie die Axt gehoben wurde, und schrie: »Nein!«, doch der böige Nordwestwind peitschte ihr das Wort zurück in die Kehle. Sie stieß die Hand in die Tasche und riss ihr Handy heraus. Irgendwie musste sie die beiden wissen lassen, dass sie hier war. Und dann sah sie hinter den zwei Gestalten, die offenbar in ihrer ekstatischen Fixierung aufeinander alles um sich herum vergessen hatten, den Mann auftauchen, dem sie gefolgt war. Er hatte sich die letzten Meter zur Spitze hochgezogen und war jetzt auf allen Vieren direkt hinter ihnen.
    Sie klappte ihr Handy auf, suchte und fand Imogens Nummer, die sie letzten Monat gespeichert hatte, betete, dass die moderne Technologie hier oben ein Netz finden würde und dass Imogen ihr Handy eingeschaltet hatte.
    Sie drückte die Schnellwahltaste.
    Pudovkin rappelte sich hoch. Es war schwerer gewesen, als er gedacht hatte. Nicht zu vergleichen mit der Kletterwand. Die tiefe Leere unter seinen Füßen, und die ganze Zeit meinte er, irgendwo weit unten das wütende Bellen eines Köters zu hören, wie ein Höllenhund, der darauf lauerte, ihn zu packen, falls er abstürzte. Ein paarmal hätte er fast den Halt verloren, und sogar das Koks, das er sich reingezogen hatte, half nicht gegen das Zittern. Er würde nah rangehen müssen, damit sein Schuss auch wirklich traf.
    Und dann sah er, dass sie zu zweit waren. Die Frau von dem Anwalt war auch da. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Er wollte sie nicht töten, aber er sah einfach keine Alternative. Zumindest schien Hadda ihn nicht im Geringsten zu bemerken, da er offenbar ganz und gar von ihr abgelenkt wurde.
    Er trat einen Schritt vor und hob die Pistole.
    Als er abdrückte, passierten zwei Dinge gleichzeitig.
    Ein Handy klingelte.
    Und Hadda hob die Axt.
    Die Kugel prallte von der Klinge der Axt ab, machte ein Geräusch, als würde eine Glocke angeschlagen, und zischte dann irgendwo zwischen die Felsen.
    Hadda richtete seinen einäugigen Blick auf den Russen. Obwohl Pudovkin außer Reichweite der Axt war und eine geladene Pistole in der Hand hielt, erstarrte er vor Angst. Aber nur für einen Moment.
    Doch genau in dem Moment hatte Imogen ihr Handy ans Ohr gehoben und sich aufgerichtet, so dass sie jetzt zwischen Hadda und seinem Angreifer stand.
    Ein Streifen Sonnenlicht brach durch die düsteren Wolken, wie um die Szene dramatisch auszuleuchten.
    Imogen rief: »Pudo, ich hab Pasha am Telefon. Er will dich sprechen.«
    Sie kam langsam auf ihn zu, ein Lächeln im Gesicht, das Telefon in der ausgestreckten Hand.
    Ein Teil von ihm schrie ihm zu, dass Nikitin unmöglich wissen konnte, dass er hier oben auf diesem verdammten Felsen war, mit seiner Geliebten und deren Exmann.
    Ein anderer Teil von ihm registrierte, dass ihre Jacke und ihr Hemd offen standen, und sie wirklich tolle Titten hatte.
    Und vielleicht weil diese Reaktion so völlig normal war, versicherte noch ein weiterer Teil ihm, dass der mit der Pistole immer Herr der Lage war, und er hob den Arm, um sich das Handy geben zu lassen.
    Er nahm es.
    Die Frau kam weiter auf ihn zu.
    Sie umschlang ihn in einer stürmischen Umarmung wie eine Liebende und trieb ihn mit unwiderstehlicher Kraft rückwärts.
    Hadda und Alva schrien gemeinsam in unbewusstem Einklang: »Nein!«
    Dann waren beide verschwunden.
    Irgendwo mitten in der Luft lösten sie sich voneinander, und Imogen fiel allein, zuerst durch die helle Luft, dann durch die lautlose Finsternis, wie sie es immer geträumt hatte.
    Nur Sneck, der allein unten auf der großen Felsplatte stand, konnte den ganzen Sturz sehen, und er warf den Kopf in den Nacken und erfüllte das Tal mit einem gequälten Heulen.
    Hoch über ihm wandte Hadda sich um und starrte verzweifelt zu Alva hinüber. Dann begann er, sich zu drehen, die Axt in der ausgestreckten Hand, schneller und schneller, bis er schließlich losließ und auf die Knie sank, während die Axt so weit

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