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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die den Sportplatz von einem Fluss trennte, in dem der Ball auf Nimmerwiedersehen versank.
    So war das mit Johnny. Man musste ihm sagen, was er machen sollte, man musste es ihm klar sagen und man musste es ihm jedes Mal sagen. Wir passten perfekt zusammen. Ich hatte den Ehrgeiz, die Energie und die Fantasie; er hatte den analytischen Verstand, der meine Angebote durchrechnen konnte, Fehler entdeckte, Verbesserungen vorschlug und die Risiken kalkulierte, und das alles in der Zeit, die es dauerte, um zwei große Wodka-Martini zu trinken, die er sich ohne Ausnahme vor jedem Lunch und Dinner genehmigte.
    Ich wäre sicherlich auch ohne Johnny stinkreich geworden, aber mit ihm stellte sich der süße Erfolg wesentlich schneller ein.
    Ohne mich wäre Johnny möglicherweise zu einer Art altmodischem Salonlöwen verkommen, der durch seinen Charme auf Kosten bereitwilliger und ständig wechselnder Frauen lebt. Ich war recht stolz darauf, ihn vor diesem Schicksal bewahrt zu haben, aber weniger stolz darauf, für seine Heirat verantwortlich zu sein.
    Pippa Thursby war wie viele ihrer guten Freundinnen all das, was Imogen nicht war.
    Während Imogen gegen den Widerstand von Freunden und Familie den Mann heiratete, den sie liebte, machte Pippa nie einen Hehl daraus, dass sie Johnny zwar ungemein attraktiv und höchst unterhaltsam fand und ihn obendrein für einen Maestro der Matratze hielt, dass er aber (wie sie es ausdrückte) lediglich ein Lückenbüßer war, bis sie sich irgendeinen vermögenden alten Sack angeln konnte, der ihr dann durch Tod oder Scheidung ein Leben in Luxus garantierte. Sie hatte es auf den Chef der Werbeagentur abgesehen, bei der sie arbeitete. Pippa war kein Hohlkopf, sie hatte ausgezeichnete IT-Kenntnisse und hätte selbst Karriere machen können, aber sie sah nicht ein, jeden Morgen mit dem Zug zur Arbeit zu fahren, wenn das doch jemand anders für sie erledigen konnte.
    Ihre Beziehung mit Johnny war also schön und gut, aber es kam gar nicht in Frage, einen solchen Nichtsnutz zu heiraten. Dann taten er und ich uns zusammen, und plötzlich lagen die Dinge anders, als Pippa dämmerte, dass Johnny bei meinem Raketenstart in die finanzielle Stratosphäre mit an Bord war.
    Johnny wiederum war glücklich und zufrieden mit seiner langjährigen unverbindlichen Beziehung, aber er war geliefert, sobald Pippa sich in den Kopf setzte, dass ein Leben als Mrs Nutbrown doch ein erstklassiges Arrangement sein könnte. Also spielte ich drei Jahre nach meiner Hochzeit für Johnny den Trauzeugen.
    Er war mein engster Mitarbeiter und mein engster Freund, und deshalb hatte ich gehofft, nein, ich hatte fest geglaubt, dass er zu mir stehen würde.
    Ich verdrängte diese Gedanken, während ich versuchte, mir darüber klar zu werden, was mit meiner Ehe passiert war.
    DC McLucky hatte sich als ungeschliffener Rohdiamant mit einem Herzen aus Gold erwiesen. Er entschuldigte sich sogar indirekt dafür, dass er das Telefon nicht ständig neben meinem Bett eingestöpselt lassen durfte, aber er holte es jedes Mal anstandslos, wenn ich darum bat. Ich versuchte vergeblich, mit Imogen zu sprechen. Ich rief Pippa an, doch sie teilte mir unverblümt mit, dass sie mir nicht helfen könne, und legte auf. Ich rief mein Büro an und stellte fest, dass der Anschluss tot war. Als ich mich bei der British Telecom beschwerte, wurde das zunächst mit langem Schweigen quittiert, bis man mich mit einem DI im Betrugsdezernat verband. Ich erklärte ihm, das ganze Geld wäre in der Brust eines Toten auf einer Südseeinsel vergraben, aber ich hätte leider die Schatzkarte verloren, was nicht besonders clever war, aber clever war ich schon längst nicht mehr. Ich rief so ziemlich alle an, die ich kannte, und stellte fest, dass sie entweder das Sprechen verlernt hatten oder unerreichbar waren. Ein Anruf von mir klang offensichtlich wie das Bimmeln der Glocke eines Aussätzigen.
    Aber ich versuchte nicht, Johnny Nutbrown zu erreichen. Ich erwähnte ihn nicht, als ich mit seiner Frau sprach. Ich denke, das war Aberglaube. Denn falls Johnny mich im Stich ließ, wäre ich wirklich am Ende. Er würde bestimmt aus eigenem Antrieb zu mir kommen. Und er würde selbstverständlich erst dann kommen, wenn es ihm zeitlich passte, denn eines lernte man schnell im Umgang mit Johnny: Er hatte ein ganz eigenes Zeitgefühl.
    Doch als die Tage vergingen und er nicht auftauchte, war ich schließlich kurz davor, in Verzweiflung zu versinken.
    Dann erwachte ich eines

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