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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Nachmittags aus einem weiteren ungewollten Schlummer und sah eine schlanke langgliedrige Gestalt neben meinem Bett sitzen. Das Gesicht war hinter einer Ausgabe der Racing Times versteckt, aber ich wusste sofort, wer das war.
    Schlagartig durchströmte mich unsägliche Freude.
    Elfe, falls Sie einen präzisen Verlaufsplan meiner emotionalen Entwicklung aufstellen wollen, sollten Sie diesem Moment unbedingt eine Schlüsselposition zuweisen.
    Das ist meiner Erinnerung nach das letzte Mal, dass ich froh war. Ich meine, in den letzten sieben Jahren gab es schließlich verdammt wenig, das mich hätte froh stimmen können, oder?
    Aber in diesem Augenblick war ich Vollidiot wirklich glücklich.
    Johnny war endlich gekommen.
2
    Als ich mein eines Auge auf Johnny richtete, gesellte sich ein weiteres Gefühl zu dieser Freude.
    Es war Erleichterung.
    Er sah nämlich vollkommen entspannt aus, ganz wie der Mann, den ich viele Monate zuvor zuletzt gesehen hatte, sogar noch ganz wie die elegante Gestalt, die mir vor vielen Jahren zugezwinkert hatte, als ich ihm seinen Ehering reichte, und angesichts dessen schien es schlichtweg unmöglich, dass mit meinem Leben oder meinem Unternehmen irgendetwas wirklich ernsthaft im Argen lag.
    »Mein lieber alter Wolf«, sagte er. »Wie schön, dass du beschlossen hast, dich zu uns zu gesellen.«
    Ich drückte den Knopf, der das Kopfende des Bettes anhob.
    »Johnny, schön dich zu sehen«, krächzte ich. »Bist du schon lange da?«
    »Zehn Minuten oder so. Der Bursche mit dem Sprachfehler draußen auf dem Gang wollte mich nicht reinlassen, aber ich hab ihn überreden können.«
    Es war tröstlich zu wissen, dass nicht mal DC McLucky gegen Johnnys Charme gefeit war.
    Er sagte: »Ich hab dir einen Haufen Trauben mitgebracht. Leider gab’s die nur gepresst.«
    Er trug seine Wildererjacke, wie er sie nannte. Ich glaube, in der Bezeichnung steckte ein Körnchen Wahrheit. Johnny schoss sich viel lieber mal ungefragt was beim Nachbarn, als eine Einladung zu einer großen Treibjagd anzunehmen. Aus einer der tiefen Innentaschen zog er eine Flasche Rotwein und aus der anderen zwei Kelchgläser.
    »Schraubverschlüsse sind eine gute Gabe Gottes, was?«, sagte er, öffnete die Flasche und füllte die Gläser. »Wohlsein.«
    Wir tranken. Es war für mich der erste Alkohol seit Langem und der Geschmack war unangenehm, aber symbolisch war es ein Göttertrank. Trotz allem ertappte ich mich bei dem Gedanken, dass es jetzt, wo Johnny da war, wieder aufwärts gehen musste.
    Ich sagte: »Na? Wie schaut’s aus, Johnny?«
    Mein Herz tat einen Sprung, als er sagte: »Gar nicht mal so schlecht, wenn man viel Freizeit mag.«
    Dann fügte er mit einem Grinsen hinzu: »Und die hat man ja, wenn man Konkurs gemacht hat.«
    Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich Johnny in jedweder Krisensituation, beruflich oder privat, immer nur entspannt erlebt hatte! Sein Verstand konnte auf einen Blick gewaltige Zahlenmengen analysieren, wohingegen seine Zukunftsorientierung eher der einer Eintagsfliege glich.
    »So schlimm kann’s doch wohl nicht sein«, sagte ich und klammerte mich noch immer an einen letzten Rest Hoffnung.
    »Du warst nicht da«, sagte er. »Vielleicht wäre es anders gekommen, wenn du da gewesen wärst. Ich hab getan, was ich konnte, aber es hieß überall nur noch sauve qui peut . Dieses Arschloch von Massie, der für die Offshores zuständig war, hat einfach die Biege gemacht. Hat sogar noch die hübschen Gillray-Drucke aus seinem Büro mitgehen lassen. Und dann haben die Leute vom Betrugsdezernat angefangen, überall rumzuschnüffeln. Danach bin ich dann einfach nicht mehr ins Büro. Es gab nichts zu tun, und Konversation ist absolut nicht deren Stärke.«
    Ich sagte: »Was zum Teufel ist eigentlich los, Johnny? Schön, wir haben die Gesetze ausgereizt, höchstens mal ein bisschen überstrapaziert, aber nicht mehr als andere auch.«
    Er zuckte die Achseln und sagte: »Wie heißt es so schön, Wolf, wenn die Ebbe kommt, sieht man erst den ganzen Dreck, der am Strand liegen bleibt. Im Augenblick gibt es für niemanden viel Verständnis, und weil du noch diese andere Sache an der Backe hast, bist du so ziemlich der Allerletzte, der auf Nachsicht hoffen kann.«
    »Redest du von dem Kinderpornozeug? Um Himmels willen, Johnny, das können die mir nicht anhängen.«
    »Ach nein? Tja, wenn es einer schafft, damit ungeschoren davonzukommen, dann bist du das, Wolf.«
    Seine Ausdrucksweise gefiel mir ganz und gar

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