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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nicht.
    Ich sagte scharf: »Johnny, du glaubst diesen Scheiß doch hoffentlich nicht, oder? Ich sollte dir nicht sagen müssen, dass nichts davon wahr ist!«
    Er zuckte erneut die Achseln und sagte: »Wie auch immer. Spielt ja auch wohl keine Rolle, was ich denke. Wie bei meinem Großonkel Nigel. Der hatte es mit seinen Schafen, und der ganzen Familie war das schnurz, waren ja schließlich seine Schafe, nicht? Aber als die Zeitungen darüber schrieben, war das was anderes. Er musste aus seinen Klubs austreten. Was die Zeitungen über dich schreiben, Wolf, na ja, da kann ich nur sagen, falls du beweisen kannst, dass an der Sache nichts dran ist, musst du dir um die Firma keine Sorgen mehr machen. Dann kannst du mit Verleumdungsklagen riesige Entschädigungssummen herausschlagen und wie Gott in Frankreich leben.«
    Ich sah ihn entgeistert an. Ich hatte schon immer gewusst, dass Johnny in einer anderen Welt lebte als wir Übrigen, jetzt wurde mir klar, dass er in einer anderen Dimension lebte.
    Wenigstens sagte er mir ehrlich, wie er die Dinge sah. Und er war meine beste Chance, die Wahrheit über die dringlichste meiner berghoch aufgetürmten Sorgen zu erfahren.
    Ich sagte: »Wohnt Imogen noch bei euch?«
    »Meine Güte, nein. Ist vor ein paar Monaten wieder ausgezogen. Ist rauf nach Cumbria, da kann man den Jungs von der Presse leichter Fallen stellen.«
    »Und Ginny?«
    »Ist bei ihr, glaube ich. Es war viel die Rede davon, dass sie auf diese Schule in Paris gehen soll, auf die alle Spitzenleute ihre Kinder schicken. Ist besser gesichert als das Pentagon. Weiß aber nicht, ob sie schon da ist oder nicht.«
    »Hast du überhaupt mal mit ihr geredet – Imogen, meine ich? Über die Scheidung?«
    Ich weiß nicht, was ich von ihm hören wollte. Vielleicht hatte ich die schwache Hoffnung, dass Imogens Verhalten irgendwie taktisch war, ein juristischer Schachzug, um sich selbst und einen Teil unseres Vermögens außer Reichweite der uns umkreisenden Haifische zu schaffen, während ich im Koma lag.
    Ich wollte die Wahrheit von Johnny. Ich bekam sie.
    »Ja, wir haben uns ein bisschen unterhalten, als Pippa mir erzählt hat, dass Imo an Scheidung denkt. Hat ja auch sonst keine große Wahl. Ich meine, das liegt doch auf der Hand. Ich wette, Toby hat ihr dasselbe gesagt. Der Göttergatte bleibt entweder auf ewig im Koma oder, falls er wieder aufwacht, hat sie es mit einem verurteilten Kinderschänder und Betrüger zu tun. So oder so, bringt es nichts, lange rumzutrödeln, mach, dass du so schnell wie möglich da rauskommst. Aber wie die Dinge liegen, kann einem das arme alte Mädchen echt leidtun.«
    »Das arme alte Mädchen …! Ich komm nicht mehr mit, Johnny«, sagte ich gepresst.
    »Überleg doch mal. Wenn sie zum Beispiel ein Jahr früher die Scheidung eingereicht hätte, hätte sie den Hauptgewinn kassiert! Bei den großzügigen Abfindungen, die unsere Scheidungsrichter zusprechen, kommen sogar die Yankees in Scharen von Reno hierher. Sie hätte weiß der Himmel wie viele Millionen eingestrichen. Jetzt … na ja …«
    Er verzog das Gesicht.
    Ich sagte verbittert: »Falls du sie siehst, kannst du ihr bestellen, dass mir das richtig leidtut, Johnny.«
    »Mach ich«, sagte er. »Das wird sie zu schätzen wissen. Warte, ich gieß dir noch mal nach.«
    Ich schüttelte den Kopf. Im Verlauf unseres Gesprächs war meine anfängliche Euphorie völlig versiegt, und jetzt fühlte ich mich schlechter als zuvor. Mir wurde klar, dass Johnny meine letzte große Hoffnung auf Befreiung gewesen war, der einzige Korb, in den ich die letzten verbliebenen Eier legen konnte. Nicht seine Schuld, dass er nicht imstande war, mir zu geben, was ich brauchte. Ich hatte ihn in meiner Hilflosigkeit förmlich zu einem Erlöser überhöht. Außerdem waren die Eier wahrscheinlich längst gesprungen und faul. Er konnte nichts für mich tun, das erkannte ich jetzt. Ich wollte nur noch in Ruhe gelassen werden.
    »Nein, danke«, sagte ich. »Ehrlich gesagt, ich bin ein bisschen müde. Wahrscheinlich verkrafte ich noch keinen längeren Besuch. Entschuldige.«
    »Nein, ich muss mich entschuldigen. Blöd von mir, dich so zu strapazieren. Ich stell die Flasche da in deinen Schrank. Nicht dass sich noch die Krankenschwestern einen Schluck genehmigen, was?«
    Er ließ die Flasche verschwinden und stand auf. Mit seinen zwei Metern war er gut zehn Zentimeter größer als ich. Jetzt schien er über mir aufzuragen wie ein Besucher auf der Insel Liliput, der ohne

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