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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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tiefen Zweigen nicht den Kopf eingezogen hatte, erweckte einen völlig anderen Eindruck. Aber Alva hatte sie sofort erkannt. Vielleicht war es die Beherrschtheit. Die war unverändert da.
    Aber sie hatte die Tür nicht hinter sich geschlossen. Wahrscheinlich, weil sie nicht Gefahr laufen wollte, sie zuzuknallen.
    Sie mussten ein prächtiges Paar abgegeben haben, dachte Alva. Beide groß, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen, blauen Augen, blonden Haaren und mit der Haltung, die aus körperlicher Athletik und Selbstsicherheit erwächst. In Haddas Fall waren beide Eigenschaften dahin, doch diesem einen kurzen Eindruck nach zu schließen, waren sie bei seiner Exfrau noch so stark vorhanden wie und je.
    Sie blickte hinüber zu der Stockuhr an der Wand.
    Halb vier. Sie beschloss, noch eine weitere halbe Stunde zu warten. Luke Hollins hatte gesagt, wenn sie Hadda nicht anträfe, der Defender aber in der Scheune stände, würde er höchstwahrscheinlich vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause kommen, was zu dieser Jahreszeit so gegen vier Uhr bedeutete.
    Sie blickte auf, und da war er, stand in der offenen Tür.
    »Sie hätten den Kamin anzünden sollen«, sagte er.
    »Das hat Ihre Exfrau auch gesagt.«
    Er ließ keine Überraschung erkennen, sondern bewegte sich mit diesem langsamen Hinken, das sie noch so gut in Erinnerung hatte, quer durch die Küche, bückte sich vor dem Kamin, zündete ein Streichholz an und hielt es ans Papier. Hinter ihm verharrte ein Hund auf der Türschwelle, der sie anstarrte, dann ein leises kehliges Knurren ausstieß und, ohne sie aus den Augen zu lassen, zum Kamin tapste und sich davor auf den Boden legte.
    »Wussten Sie, dass sie da war?«, fragte sie.
    »Ich hab sie weggehen sehen.«
    »Aber Sie haben nicht mit ihr gesprochen?«
    »Nein«, sagte er gleichmütig. »Vorläufig habe ich ihr nichts zu sagen. Außerdem schaffe ich es nicht, mich mit zwei Frauen gleichzeitig zu unterhalten, und ich wollte zuerst mit Ihnen reden.«
    »Woher wussten Sie, dass ich hier bin?«
    »Ich hab Ihr Auto am Ende der Zufahrt gesehen.«
    »Sie haben ein Auto gesehen. Woher wussten Sie, dass es meins ist?«
    »Mit dem sind Sie damals zum Gefängnis gekommen, wissen Sie noch? Grauer Fiesta, sehr unauffällig, ein echtes Psychiaterauto. Hat Hollins Ihnen geraten, nicht bis vors Haus zu fahren?«
    »Ja. Er hat gesagt, die Spurrillen wären so tief, dass ein ganzes Hundegespann samt Schlitten drin versinken könnte.«
    Hadda lächelte.
    »Schön gesagt, für einen Pfaffen. Ich sag ihm dauernd, er soll das Spielzeugauto, das er fährt, verscherbeln, aber er kann sich keinen Wagen mit Allradantrieb leisten.«
    »Vielleicht könnten Sie ihm das Geld leihen. Wie ich höre, sind Sie im Augenblick sehr flüssig.«
    Sie sah keinen Grund, lange drum herumzureden, warum sie gekommen war. Wenn er durchschaut hatte, dass Hollins irgendwas mit ihrem Besuch zu tun hatte, dann musste er auch vermuten – oder hatte anhand irgendwelcher Spuren, die der Vikar bei seiner Suche hinterlassen hatte, gefolgert –, dass die Kiste mit dem Geld entdeckt worden war.
    »Vielleicht könnte ich das. Ich hab ein schlechtes Gewissen, dass der arme Teufel meine Einkäufe die letzte Viertelmeile schleppen muss. Und? Haben Sie und Imogen gemeinsamen Gesprächsstoff gefunden?«
    Falls das ein Ausweichmanöver war, kaschierte er es sehr gut als Gleichgültigkeit.
    »Nein, absolut nicht. Wir haben uns einander nicht mal vorgestellt.«
    »Unnötig«, sagte Hadda. »Offensichtlich haben Sie sie erkannt. Und sie wird alles über Sie herausfinden können, was sie wissen muss.«
    »Wie?«, fragte Alva verwirrt.
    »Attraktive Schwarze besucht das Pfarrhaus und fährt dann raus nach Birkstane. Die Einheimischen haben jede Einzelheit registriert und analysiert. Man wird Hollins und seine Frau ausfragen. Sie wissen ja wohl am besten, was selbst die ausweichendste Antwort verraten kann. Dann hätten wir da noch Ihr Auto. Selbst unauffällige Psychiaterautos haben Kennzeichen. Imogen ist die Zufahrt hochgegangen, also wird sie es sich auch genau angesehen haben. Haben Sie es abgeschlossen?«
    »Ich bin nicht sicher. Nein, hab ich nicht. Irgendwie, in dieser Einsamkeit hier …«
    »… mitten in der Pampa dachten Sie, das ist nicht nötig«, beendete er ihren Satz. »Sie werden es noch lernen. Haben Sie irgendwas drin rumliegen lassen?«
    Alva sagte: »Meine Reisetasche ist im Kofferraum.«
    Hadda stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Hoffentlich ist die nicht

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