Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)
Ladefläche des Toyota wuchteten.
Unterdessen hatten die Schlauchbootmänner einen zweiten Koffer auf den Sand gestellt. Dann stiegen sie wieder ins Boot, der Steuermann legte den Rückwärtsgang ein, setzte ein paar Meter zurück, wendete dann, beschleunigte und fuhr hinaus aufs Meer.
Als die Männer an Land den zweiten Koffer zum Toyota geschleppt hatten, war das Schlauchboot schon in der Dunkelheit verschwunden.
Erneut bückten sie sich, um ihre Last auf die Ladefläche zu hieven.
»Das wird nicht nötig sein«, sagte eine Stimme.
Hinter der dem Land zugewandten Seite des Fahrzeugs trat eine Gestalt hervor. Der Mann war groß, breitschultrig. Seine Gesichtszüge waren schwer auszumachen, aber sie konnten sehen, dass er über einem Auge eine schwarze Piratenklappe trug. In einer Hand hielt er eine langstielige Axt.
Der kleinere Mann reagierte als Erster, ließ den Koffergriff los und griff in seine Jacke. Der Axtstiel schwang herum und traf ihn am Unterkiefer, und er brach lautlos zusammen.
Der größere Mann war ins Taumeln geraten, als er plötzlich das volle Gewicht tragen musste, und als er schließlich losließ und sich aufrichtete, sah er, dass die Klinge der Axt zehn Zentimeter von seinem Hals entfernt war. Sie blieb auch dort, als der Axtmann seine behandschuhte rechte Hand vom Stiel nahm und nach unten griff, um eine Pistole aus der Jacke des Bewusstlosen zu ziehen.
»Eine Makarow«, sagte er abfällig. »Also bloß ein alter Nostalgiker.«
Er warf die Waffe hinter sich und deutete mit einem Nicken auf den Koffer.
»Aufmachen«, sagte er.
Der große Mann gehorchte.
Der Koffer war randvoll mit durchsichtigen Päckchen, die ein weißes Pulver enthielten.
»Leg sie auf den Sand«, sagte der Axtmann. »In einer geraden Reihe.«
Als das geschehen war, zeigte er auf den Koffer, der schon im Wagen war.
»Noch mal«, sagte er.
Der Mann wiederholte den Vorgang, nur dass der Axtmann diesmal, als nur noch zwei Päckchen im Koffer lagen, sagte: »Das reicht. Jetzt geh langsam an der Reihe entlang.«
Der Mann setzte sich in Bewegung. Plötzlich schrie er entsetzt auf, als die Schneide der Axt an seinem Ohr vorbeizischte. Sie senkte sich tief in das erste Päckchen und schlitzte es auf, so dass ihm das Pulver über die Schuhe spritzte.
Das wiederholte sich, bis sämtliche Päckchen zerplatzt waren.
»Die Fische haben heute Nacht bestimmt viel Spaß«, sagte der Axtmann. »Sieh nach, ob du deinen Kollegen irgendwie wach kriegst.«
Er legte die Axt in den Sand, nahm einen leeren Rucksack vom Rücken und verstaute die verbliebenen zwei Päckchen mit weißem Pulver darin. Der große Mann kniete sich neben seinen Gefährten.
»He, Pudo, Pudo, geht’s wieder?«
Es kam keine Antwort, also versuchte der große Mann es mit einer Ohrfeige. Vielleicht hatte er ihn nur sanft schlagen wollen, aber er war nun mal nicht für Finesse gebaut. Mit einem Schmerzensschrei rollte sich der Mann auf dem Boden von ihm weg.
»Ich würde sagen, wenn der Unterkiefer vom armen alten Pudo nicht schon gebrochen war, dann ist er es jetzt ganz bestimmt«, bemerkte der Axtmann. »Versuch, ihn auf die Beine zu kriegen, ohne ihm sonst noch was zu brechen.«
Er warf sich den Rucksack über die breite Schulter, nahm die Axt auf, hob sie hoch und schlug mit dem Rücken der Schneide auf den Pistolenlauf. Dann nahm er die Waffe und warf sie auf die Ladefläche des Land Cruisers.
»Ich würde davon abraten, die benutzen zu wollen«, sagte er. »Aber ich würde dir raten, deinen Kumpel ins Auto zu verfrachten und so schnell du kannst von hier zu verschwinden. Falls du mit dem Gedanken liebäugelst, dich noch länger hier in der Gegend rumzutreiben, solltest du daran denken, dass ich bei unserer nächsten Begegnung vielleicht nicht so großzügig aufgelegt bin. Wer auch immer euch geschickt hat, richte ihm aus, er soll sich eine andere Landungsstelle suchen. Diese Küste ist tabu. Ist das klar?«
Der große Mann nickte. Sein verletzter Gefährte war inzwischen auf die Beine gekommen. Er sah noch immer so aus, als würden ihm ohne den stützenden Arm des anderen jeden Moment die Knie einknicken, aber der Blick, den er auf den Axtmann gerichtet hatte, war hellwach. Seine Augen waren schwarz und glitzerten hasserfüllt. Er versuchte zu sprechen, doch sein zerstörter Kiefer machte das unmöglich.
»Du musst dich nicht bedanken, Pudo«, sagte der Axtmann. »Hilf ihm beim Einsteigen.«
Der große Mann packte den anderen, schleifte ihn zur
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