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Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Rache verjährt nicht: Roman (German Edition)

Titel: Rache verjährt nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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voller vertraulicher Unterlagen. Sie wohnen also nicht im Pfarrhaus?«
    Schnell geschaltet, dachte sie. Vielleicht hatte sein emotionaler Ausnahmezustand während der meisten ihrer späteren Gespräche im Gefängnis verschleiert, wie scharf sein Verstand wirklich war.
    »Mr Hollins hat es angeboten, aber ich hab ein Zimmer im Dorfgasthof reserviert. Als ich dort ankam, stellte sich leider heraus, dass kein Zimmer mehr frei war. Der Wirt meinte, es tue ihm leid, aber der jungen Frau, die die Reservierung angenommen hat, muss da wohl ein Irrtum unterlaufen sein.«
    »Das wird Jimmy Frith gewesen sein«, sagte Hadda. »Groß, dick, irgendwas über sechzig, scharfes Lufteinsaugen, als er Sie sah, ein Dauerlächeln, während er Ihnen erklärt hat, Sie sollen sich verziehen?«
    »Wollen Sie damit andeuten, er hat gelogen, weil ich schwarz bin?«, fragte Alva. Sie hatte es selbst schon vermutet, war aber nicht in der Stimmung gewesen, sich darüber aufzuregen.
    »Schwer zu beweisen«, sagte Hadda. »Schließlich würde das gegen das Gesetz verstoßen, und man muss schon verdammt früh aufstehen, wenn man unseren Jimmy bei einem Gesetzesverstoß erwischen will.«
    »Dann sollte vielleicht mal jemand verdammt früh aufstehen«, sagte sie verärgert über diese offensichtliche ländliche Nachsicht gegenüber rassistischen Vorurteilen.
    »Vielleicht tut’s ja mal einer«, sagte er lächelnd. »Jedenfalls sind Sie nicht zurück zum Pfarrhaus gefahren, um das Angebot des Padre anzunehmen.«
    »Nein, ich hab mir gedacht, wenn ich gleich zu Ihnen rausfahre, schaff ich vielleicht heute Abend noch ein ordentliches Stück Richtung Süden.«
    Er sagte: »Sie können hier übernachten, wenn Sie möchten.«
    Das Angebot verblüffte sie.
    Sie sagte: »Danke, aber ich glaube nicht …«
    »Keine Sorge, Sie müssen Ihre Transfertheorie nicht bemühen. Ich hab mich nicht unverhofft in Sie verguckt«, sagte er. »Es wird bald dunkel, Nebel kommt auf, es gibt Frost. Bei solchen Wetterbedingungen sollten Sie nicht auf unseren engen Straßen unterwegs sein.«
    »Noch ist es nicht dunkel«, sagte sie.
    »Nein, aber wenn Sie mit Ihren Fragen nach dem Geld durch sind, wird es das sein«, sagte er.
    Ich hatte recht, dachte sie. Er weiß genau, warum Hollins sich an mich gewendet hat. Das ist kein guter Anfang!
    Er redete weiter: »Außerdem würden Sie mir damit einen Gefallen tun.«
    »Inwiefern?«
    »Imo wird nicht wiederkommen, wenn sie denkt, dass Sie noch da sind, und ehrlich gesagt, ich bin noch nicht so weit, ihr persönlich zu begegnen.«
    Das war wirklich ehrlich. Wenn es etwas gab, was einen bei Patienten wie Hadda misstrauisch machen sollte, dann war das Ehrlichkeit.
    Alva zögerte ihre Entscheidung hinaus und sagte: »Aber wenn ich einmal hier übernachte, würde Ihnen das nicht viel helfen. Ihre Exfrau bleibt doch bestimmt über die Feiertage im Schloss, oder?«
    Er sagte: »Ein misstrauischerer Mensch als ich könnte meinen, Sie wollen eine Einladung rausschlagen, Weihnachten in Birkstane zu verbringen.«
    »Dann läge dieser Mensch vollkommen falsch«, sagte sie. »Meine Eltern erwarten mich.«
    »Und Sie möchten Weihnachten bei ihnen verbringen?« Er klang ehrlich interessiert.
    Sie sagte: »Allerdings.«
    »Rührend«, sagte er und sah sie erwartungsvoll an.
    Wieso schiebe ich diese Entscheidung hinaus?, fragte sie sich. Sie wusste, dass sie Nein sagen sollte. Aber sie wusste auch, dass es ein Ja werden würde.
    Sie sagte. »Vielen Dank, dann bleibe ich über Nacht hier.«
    »Großartig. Na los, holen Sie Ihre Reisetasche. Ich würde es ja selbst tun, aber Sie sind doppelt so schnell. Und schließen Sie diesmal Ihr Auto ab. Oh, Moment noch.«
    Er ging aus der Küche und kam mit zwei schweren Decken zurück.
    »Hier«, sagte er. »Nehmen Sie die.«
    Einen Moment lang dachte sie, er wollte sie auffordern, sich ein Bett auf dem Küchenboden oder draußen in der Scheune zu bauen. Die Verunsicherung war ihr wohl anzusehen, denn er grinste und sagte: »Legen Sie die über die Motorhaube. Es wird verdammt kalt heute Nacht, und wir wollen doch nicht, dass Ihr Kühler einfriert.«
    Sie nahm die Decken und ging aus dem Haus. Als sie zurückkam, sah sie, dass er nicht untätig gewesen war. Holzscheite prasselten im Kamin, das gespülte Geschirr trocknete neben der Spüle, und ein gefüllter Wasserkocher schaltete sich gerade ab, als sie den Raum betrat.
    Offenbar hatte er sie reinkommen hören. Von irgendwo im ersten Stock rief er: »Hier

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