Rache zum Dessert (German Edition)
die geschlossene Tür und lauschte auf Geräusche. Nichts, außer einem gedämpften Schnarchen klang zu ihr herüber. Aus ihrer Handtasche entnahm sie eine Schachtel Haarfarbe, bereitete die Mischung vor und zog sich die Einmalhandschuhe über. Sie mochte diese gepuderten Farbschützer und das weiche Gefühl auf der Haut. Nicht so wie bei diesen billigen Plastikdingern, die bei jeder Bewegung unangenehm raschelten. Wie ein Chirurg stand sie vor dem Spiegel und betrachtete ihr mit Wimperntusche verschmiertes Gesicht. Zum Abschminken war gestern einfach nicht die Zeit gewesen. Rasch warf sie noch ihre Zahnbürste, die immer noch hier rumstand in ihre Tasche. Warum eigentlich, schwirrte es ihr durch den Kopf. Sie hatte doch schon längst eine Neue.
Leise öffnete sie die Badtüre und lauschte erneut. Wie ein Indianer schlich sie auf Zehenspitzen zurück ins Schlafzimmer. Seine Alkoholausdünstung stieg ihr in die Nase, als sie über ihm stand. Angewidert schüttelte sie sich und legte sich dann sachte hinter ihn.
Hochkonzentiert ließ sie die Hennafarbe in ihre Hand laufen und verteilte sie in seinem dichten Haar. Seine Augen flackerten unter den Lidern, was sie einen Moment innehalten ließ. Gespannt hielt sie die Luft an. Behäbig drehte er sich ihr zu um und hauchte dabei eine weitere Ladung seiner Alkoholfahne in ihr Gesicht. Kurz überkam sie ein Würgen, was sie tapfer hinunterschluckte. Wieder nahm sie sich die Farbe. Langsam glitt ihre Hand in seinen Schritt. Fast zärtlich fuhr sie hoch und runter.
„Oh Lena“, stöhnte er auf, während sein Willi unter ihren Händen zur vollen Größe anwuchs.
Vor Schreck hätte sie am liebsten seine Männlichkeit so fest zugedrückt, dass ihm seine Harnröhre künftig einen Fluss aus den Ohren bescheren würde. Nach dieser gemeinsamen Nacht noch den Namen der anderen auszusprechen. Was für eine Dreistigkeit!
Bleib ruhig , redete sie sich gut zu und streifte noch einmal rote Farbe darüber. Diese Ladung mehr hatte er verdient.
Die Idee, die sie dann in die Tat umsetzte, war allerdings nicht geplant.
Spontan schnappte sie sich den Pinsel, der der Haarfarbe beilag, und malte einen Smiley mit zwinkerndem Auge auf die kahle Wand gegenüber des Bettes. Dort wo eigentlich einmal ein gemeinsames Bild hängen sollte. „Werd erwachsen, Kleiner“, schrieb sie darunter.
Ihr Herz hüpfte, als sie ihren leidlich gelungenen Picasso betrachtete.
Bevor er morgen Früh seine errötete Männlichkeit sehen würde und sein rotes Haar im Spiegel betrachten konnte, würde sein Blick auf das ihm freundlich zulächelnde Gesicht an der Wand fallen.
Kurz erhellte ein Blitz das Schlafzimmer, aber auch davon bekam Sven nichts mit. Das Bild, das sie gemacht hatte, sendete sie an ihre E-Mail-Adresse. Ein hübsches Hintergrundbild auf dem Computer würde das allemal abgeben. Dann zerschnitt sie die SIM-Karte und legte sie auf seinen Nachtisch. Anrufe würde sie nicht mehr entgegennehmen können.
Leise zog Theresa die Tür hinter sich zu und trat hinaus in die Nacht.
13
A ngesichts ihrer Unpünktlichkeit und ihrer doch zum Teil sehr gewöhnungsbedürftigen Launen war Wastis Geduld mehr als erschöpft.
Vier Tage hatte Theresa unentschuldigt gefehlt und war dann wieder aufgetaucht, als wäre nichts passiert. Dies war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Mit Beendigung der Schicht sei sie fristlos entlassen, hatte Wasti sie angeherrscht und ihr die Kündigung hingehalten.
Natürlich hatte Theresa damit gerechnet. In gewisser Weise hatte sie es ja darauf angelegt, und dass nun Wasti sie kündigte, ersparte es ihr, es selbst tun zu müssen. Achselzuckend gab sie ihm zu verstehen gegeben, dass das ganz in ihrem Sinne war. Ihre Gedanken waren sowieso ganz woanders.
Den heutigen Tag musste sie allerdings noch durchhalten. Eine überschaubare Zeit, was die Arbeit trotzdem nicht reizvoller machte. Nervös polierte Theresa das Besteck heftiger als nötig auf. Die Gedanken an Sven ließen sich einfach nicht verscheuchen. Wie er wohl auf ihren Racheakt reagiert hatte? Inständig hoffte sie, dass er nicht auf die Idee kam, hier aufzutauchen. Die Wahrscheinlichkeit war natürlich gering, da er sicherlich genug mit seinen roten Haaren und was sich ihm sonst noch so bot, beschäftigt sein würde, aber sicher konnte man sich nie sein. Fahrig wischte sie sich eine
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