Rache zum Dessert (German Edition)
Haar. Dass der Spliss selbst schon Spliss bekam, war ihr schon lange ein Dorn im Auge.
„Brauch ich?“, fragte Theresa überrascht. Sie war ja bereit für Veränderungen, aber sie hatte da eher an einfaches Nachschneiden gedacht. Die Schonungslosigkeit die Luisa an den Tag legte, erschreckte sie.
„Ja, tust du! Mit deinem zerzausten Pferdeschwanz gewinnst du sicherlich keinen Preis. Das sieht einfach viel zu gewöhnlich aus, aber das hab ich dir ja schon immer gesagt. Im Übrigen ist es Pflicht, nach einer Trennung sein Äußeres zu ändern. Das wurde uns Frauen vom Schicksal gegeben.“
„Das dir ja erspart bleibt“, zickte Theresa, dann wandte sie sich Hilfe suchend an Karl. „Glaubst du das auch?“
Entschuldigend zuckte er mit den Schultern. „Ich geb Luisa Recht. Wie willst du denn Männer ihre Untreue nachweisen? Als Vamp oder als Hausfrau? Bei Letzterem stufe ich deine Chancen aber eher als gering ein.“
Schadenfroh lächelte Luisa Theresa an. „Mein Reden. Und jetzt begutachten wir deinen Kleiderschrank.“ Wie selbstverständlich ging Luisa in Theresas Schlafzimmer, öffnete die Türen ihres Schrankes und wühlte sich lieblos hindurch. In sicherem Abstand folgten ihr Karl und Theresa. Theresa, weil sie befürchtete, dass Luisa ihr auch die Kleider die sie trug vom Leib reißen würde und Karl, weil er nicht zwischen die Fronten von miteinander ringender Frauen geraten wollte.
„Die brauchst du nicht mehr.“ Luisa warf einige heruntergetretene Sneaker aus dem Schrank. „Das auch nicht.“ Es flogen verzogene Shirts, ausgewaschene Jeans und lapprige Pullover hinterher. Viele Dinge, in denen sich Theresa eigentlich sehr wohl fühlte, aber laut Freunden zu ihrem neuen Image nicht mehr passen würden. Hilflos schaute sie dem Geschehen zu.
„Gehst du mit ihr zum Friseur, Karl?“, fragte Luisa aus dem Schrank heraus.
Karl gab seine unverständliche Zustimmung, während er in einen Keks biss. Das einzig Essbare, das er in dieser Wohnung finden konnte.
„Aber pass auf, dass sie sich keinen Es-muss-schnell-gehen-Hausfrauen-Schnitt verpassen lässt. Wenn das nämlich alles nichts wird, dann sieht sie wenigsten gut dabei aus.“ Luisa ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie mit Theresas beruflichen Plänen auf Kriegsfuß stand.
„Keine Sorge,“, schnell schob er den Keks ganz in den Mund und zwischen Kauen und Schlucken nuschelte er ein, „ich liebe Typveränderungen“, heraus. „Man weiß nie, ob aus einem Schwan ein Entlein oder aus einem Entlein ein Schwan wird.“
„Was soll denn das heißen?“, trotzig zog Theresa die Augenbrauen zusammen.
„Keine Sorge, Schatz. Du bist ein Schwan, aber jetzt machen wir eine Göttin aus dir.“
Eifrig durchstöberte er seine Handykontakte nach genau dem Friseur, der seiner Meinung nach für so etwas Schwieriges wie Theresas Haare, infrage kam. Kurz zog er sich auf den Balkon zurück, um ungestört telefonieren zu können. Theresa beobachtete ihn, wie er wild fuchtelnd irgendwas ins Telefon erklärte. Seiner Gestik nach zu urteilen beschrieb er seinem Telefonpartner wahrscheinlich gerade ihre nichtssagende Frisur, und dass es wohl eines großen Aufwands bedurfte, diesen widerspenstigen Kopfbewuchs wieder in den Griff zu bekommen.
Nachdem der Termin für Haare und Nägel für den morgigen Tag feststand, blätterten sie gemeinsam Modemagazine durch. Es machte Theresa sogar Spaß. Aufgeregt fieberte sie ihrem neuen Look entgegen. Karl stellte einige Outfits zusammen, die sich Theresa zwar nie würde leisten können, aber ihre Zweifel ließ er nicht gelten. Schließlich sei das auch nur die grobe Richtung, die er ihr zugedacht hatte. Was letztendlich die Massendesigner in ihren Auslagen bereithielten, blieb abzuwarten.
Luisa konnte nicht umhin sich über Karls Eifer zu amüsieren. „Ich bin überrascht, welch guten Geschmack du hast“, zog sie ihn auf. “Deine Hose heute ist also nur ein Ausrutscher?“
„Und ich dachte, du hast Ahnung“, konterte er süffisant, „aber so kann man sich täuschen.“
Als hätte sie das gerade nicht gehört blätterte Luisa weiter das Magazin durch, bis sie auf ein Kleid von Michael Michalsky stieß. „Sündhaft teuer, aber sündhaft schön“, seufzte sie.
„Tja meine Liebe, da siehst du es. Nicht umsonst sind die besten Modedesigner schwul“, erklärte Karl. „Schwule
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