Rache zum Dessert (German Edition)
die Blicke auf sich zog. Aber das war ja Sinn und Zweck. Möglichst viele Menschen sollten sich an sie erinnern. Ihren Auftritt würde die Gerüchteküche sicherlich bald durch alle Etagen tragen, da war sie sich sicher. In Gedanken konnte sie förmlich das Getuschel hören. „Hast du schon gehört, Herr von Halderstedt hat sich eine Nutte in sein Büro bestellt.“
„Nein ehrlich?“
„Ja doch, wenn ich es dir sage, wahrscheinlich eine Domina. Hoffentlich versohlt sie diesem Arschloch mal richtig den Arsch.“
So oder ungefähr lief es doch meist in den Büros ab. Eine sensationelle Neuigkeit verbreitet sich wie ein Lauffeuer.
Ihre Stiefel klackerten auf dem polierten Sandsteinboden, als sie zielstrebig auf den Empfang zu schritt.
„Sie wünschen bitte?“ wurde sie von einer brünetten Dame, mittleren Alters begrüßt. Ihre Bluse war züchtig bis oben hin geschlossen und darüber trug sie einen dunkelblauen Blazer, Marke Uniform. Auf ihrem Revers steckte ein Namensschild: Lisa Zoller.
Sie war genau das, was Theresa jetzt brauchte. Sie würde es wahrscheinlich noch nicht einmal bis zu den Aufzügen schaffen, da hatte Lisa bestimmt schon den Telefonhörer am Ohr.
„Hallo, Frau Zoller, oder darf ich Lisa sagen? Der Name ist ja wunderschön.“ Als wären sie alte Freundinnen strahle Theresa die Frau an. „Ich bin Chloé.“ Freundlich streckte sie die Hand über das hohe Pult. „Ich suche das Büro von Herrn von Halderstedt.“
Einigermaßen irritiert erwiderte Lisa den Händedruck. „Haben Sie denn einen Termin?“
„Oh ja, den hab ich.“ Verschwörerisch beugte sich Theresa über den Empfang. „Ist aber eher privat.“ Sie richtete sich wieder auf und zeigte auf ihr bedrucktes Shirt. „I love to entertain you,“ las sie der Empfangsdame vor, „sie verstehen was ich meine, oder?“
„Ähm ja …, ich glaub schon.“
„Ich glaub auch,“ zwinkerte ihr Theresa zu.
„Herr von Halderstedt hat sein Büro im zehnten Stock. Zimmernummer …“ sie blickte kurz in ihren Monitor. „Zimmernummer 10/04. Ich melde sie im Vorzimmer an. Chloé, richtig?“ Wieder schaute sie in ihren Monitor, um die Durchwahlnummer in das Telefon eintippen zu können.
„Nein, nein, das ist nicht nötig“, sagte Theresa schnell. „Herr von Halderstedt, empfängt mich persönlich.“ Theresa legte den Zeigerfinger auf ihren Mund. „Sein Vorzimmer soll doch davon nichts erfahren.“
„Ach so, verstehe“, kicherte Lisa und legte auf.
„Danke Lisa.“ Theresa machte sich klackernd in Richtung Aufzug davon.
Im vierten Stock stieg sie aus und suchte die Damentoilette auf. Sie klappte den Toilettendeckel herunter und setzte sich. Das lief alles besser als gedacht.
Aus ihrer Handtasche zog sie das Buch Mieses Karma hervor. Sie liebte diese Lektüre einfach, und auch wenn es nicht gerade einem Lesesaal glich, hatte sie hier zumindest Ruhe. Bevor sie die markierte Stelle aufschlug, warf sie noch einen Blick auf ihre mördermäßig große Uhr. Eine halbe Stunde, vielleicht auch länger, würde sie hier nun verbringen und sich mit Lesen die Zeit vertreiben.
Entspannt fing sie an sich ihrer Lektüre zu widmen und musste sich zusammenreißen, um nicht bei einigen Stellen lauthals aufzulachen.
Nebenan hörte sie eine Dame auf die Toilette gehen und sich angeregt mit einer Bürokollegin unterhalten.
„Hast du gehört, unser Meier lässt sich scheiden.“
„Jetzt versteh ich auch, warum er immer so neben sich steht“, antwortete die Dame, die neben Theresa ihr Bedürfnis los wurde.
„Eigentlich sollte er froh sein, sie los zu werden. Seine Frau ist wirklich ein Drachen. Und wie sie nur immer aussieht.“
„Du bist aber heute wieder …“, der Rest des Satzes ging in der Klospülung unter.
Theresa hörte den Wasserhahn laufen und das schadenfrohe Gekicher der beiden. Dann kehrte wieder Ruhe ein.
Erneut sah sie auf die Uhr: Zeit das Gebäude zu verlassen. Sie war sich sicher, dass inzwischen schon über Herrn von Halderstedt getuschelt wurde. Es würde aber sicher keiner wagen, ihn direkt auf seine Bestellung anzusprechen. Vor dem Spiegel legte sie sich eine extra Ladung Rouge auf, um ihren Teint etwas mehr Hitze zu geben und bauschte sich ein klein wenig die Haare auf. Noch einmal drehte sie sich im Spiegel und sah sich von allen Seiten an. Ja, sie sah etwas
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