Rache zum Dessert (German Edition)
auch nicht mehr und nicht weniger gewesen als eine Affaire. Das Schöne an Affairen war ja, dass sie so austauschbar waren. Aber er hatte nicht vorgehabt Saskia austauschen, zumindest jetzt noch nicht.
Länger als bei den Anderen hielt es ihn bei ihr. Und dann ließ sie sich mit diesem Schwachkopf aus der Buchhaltung ein. Grübelnd starrte er vor sich hin. Dachte sie wirklich, dass dieser Loser ihr und ihrem Balg mehr bieten konnte?
Die Hand auf der Klinke, atmete er noch einmal tief durch. „Alle Termine absagen, und wenn ich sage alle, dann meine ich auch alle“, schnauzte er Saskia grußlos an, als er die Bürotür ruckartig aufriss.
Erschrocken stammelte Saskia ein, „Guten Morgen, ja selbstverständlich“, heraus und griff sofort nach dem Telefon. „Und was ist mit der Besprechung mit Herrn Thiele?“
„Alle, du dämliche Kuh“, herrschte er sie an. „Lass dir was einfallen.“
In seinen Augen war der Thiele sowieso nur ein C-Kunde. Dass seine Firma neuerdings ihre Produkte auch an kleine mittelständische Unternehmen veräußerte, ließ ihn aufstoßen.
Eingeschüchtert senkte Saskia den Blick und nickte. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt er weiter in sein Büro und knallte die Tür hinter sich zu.
Saskia starrte vor sich hin und machte sich selbst schreckliche Vorwürfe. Wie hatte sie sich nur auf dieses Ekel einlassen können? Natürlich war sie keine Heilige, und natürlich hatte sie anfänglich die Vorteile, die diese Affaire mit sich gebracht hatte, auch gerne angenommen, aber bald schon war sie seinen Launen hilflos ausgeliefert gewesen. Für einen Rückzieher war es zu spät. Am liebsten hätte sie einfach alles hingeschmissen, und wäre ihr Kind nicht gewesen, hätte sie es auch getan. Doch dem kleinen Maximilian zuliebe konnte sie diesen Arbeitsplatz nicht einfach so aufgeben. Drei Jahre hatte sie gesucht und war so glücklich gewesen diesen Job gefunden zu haben, der ihr die Möglichkeit gab, halbtags arbeiten zu können. Als sie sich aber dann in den süßen Buchhalter verliebt hatte, eskalierte die ganze Sache, und in ihrer Verzweiflung hatte sie sich an Frau von Halderstedt gewandt. Diese Entscheidung hatte sie als letzten Ausweg gesehen.
Überlegen grinsend stand Herr von Halderstedt hinter seiner Tür. Das hatte sie nun davon. Hätte sie ihm nicht den Laufpass gegeben, wäre er sicherlich etwas freundlicher zu ihr gewesen. Vielleicht hätte er sie auch in sein Büro gerufen, ihr tränenreiches Gesicht geküsst und dann gutmütig ihre Entschuldigung angenommen.
Aber Saskia machte keinerlei Anstalten, sich von ihrem Buchhalter zu trennen. Im Gegenteil, stumm ließ sie jede seiner Launen über sich ergehen. Nur zu gerne hätte er sie gefeuert. Aber dann hätte Saskia sicherlich nicht mehr den Mund gehalten.
19
Eine schadenfrohe Vorfreude erfasste Theresa, als sie sich im Spiegel begutachtete. Irgendwoher hatte Karl lange Stiefel mit mörderischem Absatz aufgetrieben und ihr einen knallengen Lederrock verpasst. Das schlichte, aber enge Shirt für ihren Auftritt hatten sie selbst entworfen und in mühevoller Arbeit mit Strasssteinen beklebt.
„I ♥ to entertain you“, glänzte der Schriftzug über ihrer Brust. Das Haar war so streng nach hinten gesteckt, dass sie dachte, es würde ihr die Kopfhaut abziehen.
Gelassen fuhr Theresa durch die Straßen und hielt nach einem Parkplatz Ausschau. Der Verkehr lief besser als gedacht und gekonnt parkte sie das kleine Cabrio, das sie erst vor Kurzem neu erstanden hatte, ein. Die Agentur lief tatsächlich so gut, dass sie nun ihr erstes eigenes Auto fahren konnte. Nie wieder Rolltreppen runterhetzen, nie wieder auf verspätete Bahnen warten. Wenn das Mal kein Gefühl von Frei ist.
Eine Weile blieb sie noch sitzen, dann öffnete sie die Tür und stieg aus.
Was vorübergehende Passanten sofort an ihr registrierten, war der Rock, der verführerisch ihren Po umspannte. Natürlich wusste sie das, sonst hätte sie ihn ja nicht angezogen. Dass es sie früher einmal gestört hatte, angesehen zu werden, war ihr heute mehr als unverständlich. Und so wie Karl ihr es einmal erklärt hatte, Frau zu sein bedeutet auch, Schauspielerin zu sein. Und die Rolle der Frau lag ihr.
Selbstbewusst betrat Theresa das Foyer der HWE Grunerts GmbH. Auch hier wurde ihr bewusst, dass sie in ihrem Aufzug mehr denn je,
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