Rache zum Dessert (German Edition)
die Augen, und seriös wirkende Männer im Anzug, führten wichtige Gespräche. Wie Karl sie hier wiederfinden wollte, war ihr schleierhaft.
Endlich hatte sie einen freien Tisch erspäht. Schnell suchte sie die Umgebung ab und stellte zu ihrem Entsetzen fest, dass zwei Herren ebenfalls diesen Tisch ins Visier genommen hatten.
Nein, nein, nein, schrie Theresa innerlich auf . Stop, das ist meiner.
Hastig bahnte sie sich immer schneller einen Weg durch die Menge, als es passierte. Dem Ziel so nahe, rammte sie einer Dame, die gerade an ihrem Espresso nippte, ihre Handtasche gegen den Hinterkopf. Klirrend kippte die kleine Tasse über die Untertasse, um dann polternd auf dem Tisch zu landen. Eine braune Lache ergoss sich auf dem Tisch und tropfte an der Tischkante herunter.
„Was fällt ihnen denn ein?“, brauste die Dame auf und attackierte Theresa aus stahlblauen Augen mit Pfeilen.
Wow, dachte Theresa, so ein Blau bekommt man nicht häufig zu sehen und tätschelte dabei unbewusst den Kopf der Dame. Bis ihr bewusst wurde, was sie da gerade tat, entzog die Frau auch schon ihr taubengraues Haupt ihren nervösen Händen. „Hören sie auf damit, was ist denn mit Ihnen los?“
„Es … es tut mir wirklich furchtbar leid“, stammelte Theresa, während sie wieder zu ihrem Tisch sah. Wenn ich jetzt losspurtete, kann ich es noch schaffen , flatterten die Gedanken durch ihren Kopf. Jetzt! Gab sich selbst das Zeichen und hastete davon.
Erbost blickte ihr die Frau hinterher. „Unverschämtheit“, hörte Theresa sie noch schimpfen, aber davon konnte sie sich nun wirklich nicht mehr aufhalten lassen. Sie hatte sich entschuldigt, das musste reichen.
Mit einem Sprung warf sie sich auf den Stuhl. „Mein Tisch“, keuchte sie mit letzter Puste heraus und erkannte im selben Moment, mit wem sie sich gerade das Duell geliefert hatte.
Verdattert blickte Michael sie an. „Sind Sie eigentlich noch bei Trost?“
„Es tut mir leid, aber das ist mein Tisch.“ Mit einem unschuldigen Guck-mal-wie-ich-schauen-kann-Blick sah sie Michael an.
„Ihr Tisch?“ Ungerührt starrte er sie an. „Hatten sie denn reserviert?“
„Nein, hab ich nicht, oder sehen sie hier ein Reserviertschild? Aber ich hab den Tisch zuerst gesehen.“
Der scharfzüngige Ton gefiel ihm ganz und gar nicht. „Zuerst gesehen? Wie sind Sie denn drauf?“, zeigte er ihr den Vogel. Nach den bisherigen Begegnungen mit ihr sah er keine Veranlassung, ihr höflich entgegenzutreten. Obwohl er fand, dass es ein bemerkenswerter Zufall war, sich schon wieder über den Weg zu laufen.
Provokativ breitete Theresa ihre Sachen auf dem Tisch aus. Schließlich wollte sie mit Karl die Gästeliste ordnen. Wobei sie sich sowieso noch gar nicht sicher war, ob es überhaupt noch dazu kommen würde.
„Entschuldigung“, unterbrach er sie in ihrem Tun. „Vorrang hat ja wohl der, der den Platz zuerst unmittelbar erreicht hat. Und das waren ja eindeutig wir.“
„Oha, auf einmal kennen sie die allgemein gültigen Regeln?“ Sie spielte eindeutig auf die U-Bahn-Kabbelei an. „Haben Sie zwischenzeitlich ein Fernstudium für Anstand absolviert?“ angriffslustig sah sie zu ihm auf.
„Mit dem Studium haben Sie sogar Recht, Sie Klugscheißerin. Ich bin Anwalt und jetzt runter von dem Stuhl.“
„Warum? Ich war doch eindeutig als Erste gesessen“, widersprach sie ihm.
„Sie haben sich einfach dazwischen geschmissen“, zischte er. Seine Wut war kaum mehr zu überhören. „Also … was ist jetzt? Ich habe eine wichtige Besprechung mit meinem Mandanten.“
„Und ich habe eine wichtige Besprechung mit dem künftigen Bräutigam“, grinste sie ihn unverschämt an. So einfach ließ sie sich nicht in die Flucht schlagen.
„Können wir nicht gemeinsam hier sitzen?“, mischte sich nun der Begleiter von Michael ein. Eigentlich fand er diese Frau ganz hinreißend und hätte nichts dagegen, sie an seinem Tisch zu haben.
„Mit dieser Person sitze ich sicherlich nicht an einem Tisch“, verärgert zog Michael die Augenbrauen zusammen.
„Ich auch nicht! Da sitz ich ja noch lieber in der Küche.“
„Na, dann haben Sie ja jetzt einen Platz gefunden, und nun verschwinden sie endlich.“ Als wolle er eine streunende Katze verscheuchen, wedelte er mit seinen Händen vor ihrer Nase herum.
Gespannt beobachteten
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