Rache zum Dessert (German Edition)
zu dem Schluss, dass der Reiz wohl im Verbotenen liegt. In dieser Beziehung sind sich Männer und Frauen vielleicht doch ähnlicher, als zugegeben, denn in fremden Teichen scheint die Beute doch vielversprechender zu sein. Würde man aber die Frauen dieser umwerfenden Männer nach deren Allgemeinzustand befragen, natürlich nicht auf das Gesundheitliche bezogen, wären es wahrscheinlich dieselben Antworten, die sie bei ihrem eigenen Männern auch auf die Palme brachten. Die Zahnpastatube entleert er grundsätzlich in entgegengesetzter Richtung, oder der liebe Herr Gemahl bekommt es nicht auf die Reihe, die Klobrille vorher nach oben zu klappen. Gesetzt den Fall, dass ihm das nach Jahren endlich anerzogen werden konnte, steht man vor dem Problem, dass die nächsten Jahre dabei draufgehen, ihm beizubringen, diesen auch wieder herunterzuklappen.
An diesem Abend hatten sie Bauchweh vor Lachen, und Luisa wollte irgendwann einmal einen Bericht über ihre Erkenntnisse schreiben. Man durfte sich da einfach nichts vormachen, die Männer anderer Frauen sind bei näherer Betrachtung dann doch nicht so vollkommen.
Was aber den Mythos betrifft, schwule Männer wären besser, hatten sie ja dank Karl ein reales Anschauungsobjekt. Bei vielen Frauen entstand der Eindruck, dass sie glaubten, ihn aus einer Lebenskrise befreien zu müssen. Gerade, wenn sie so gut aussahen wie Karl, wollten sie diesem armen Geschöpf umso mehr helfen und ihn wieder auf den richtigen Pfad führen.
„An was denkst du?“, unterbrach Karl ihre Gedanken.
„Och, dies und das.“ Theresa lächelte ihn an und drückte seine Hand. „Schön, dass wir Freunde sind.“
„Danke Schätzchen. Kann ich nur zurückgeben.“ Schelmisch blinzelte er ihr zu und nahm liebevoll ihre Hand. „Wollen wir mit der Tischordnung beginnen?“
„Lass uns erst noch einen trinken, ich muss dir nämlich was erzählen.“
Erwartungsvoll erwiderte er ihren Blick. „Ja?“
„Ich hab deinen Heckenschnippsler gesehen.“ Umständlich rückte Theresa ihren Stuhl zurecht und hielt Ausschau nach dem Kellner.
„G a r t e n d e s i g n e r“, korrigierte Karl, während er die ellenlange Gästeliste aus seiner Tasche kramte. Er wollte nun endlich mit der Planung der Sitzordnung beginnen. Es war sowieso schon zu viel Zeit vergangen. Ohne Theresa anzusehen, fragte er: „Was hältst du davon, wenn Thomas und die Kleine aus Luisas Büro zusammensitzen … wie heißt die noch mal?“
„Julia“, antwortete Theresa zähneknirschend.
„Richtig Julia … Die zwei sollten zusammensitzen. Beide Single, vielleicht ergibt sich ja was?“ Verschwörerisch grinste er seine Brautjungfer an.
„Warum muss diese Schreckschraube überhaupt kommen?“ Theresa konnte das Flittchen aus Luisas Redaktion noch nie besonders leiden. Sie spürte eine leichte Eifersucht in sich hochsteigen. Karl war ihr Freund, und wenn er sich so gut mit Julia verstand, würde es zwangsläufig dazu kommen, dass auch sie mit dieser Person häufiger in Kontakt kam.
„Hey, sie ist witzig und hübsch. Reicht das als Grund?“, ließ er Theresas Einwände nicht gelten. „Und außerdem glaube ich, dass sie gut zu Thomas passen würde.“
„Und was ist mit Sandra?“, konterte Theresa. „Sie steht auf Thomas.“
„Ach die“, Karl machte eine wegwerfende Handbewegung und verzog den Mund. „Ich bitte dich, die steht doch auf jeden. Sandra könnte sich gut am Tisch von Lees Gärtnerkollegen austoben. Da hat sie jede Menge zu tun.“
„Jetzt verkennst du sie aber.“ Dennoch musste Theresa schmunzeln. „Apropos Lee, ich hab ihn gesehen“, erneut versuchte sie, das Thema auf Karls Verlobten zu lenken.
„Und?“, fragte er.
Theresa schwenkte die Eiswürfel in ihrem Ramazotti und trank ihr Glas in einem Zug leer. Wieder blickte sie sich suchend nach dem Kellner um. „Möchtet Du vielleicht auch noch einen?“, fragte Theresa. „Ich glaub den brauchst du gleich.“
Ein stummes Kopfnicken und sie bestellte erneut zwei Doppelte.
„Raus mit der Sprache, was ist los?“, beugte Karl sich über den Tisch.
Wohlweislich vermied Theresa den Augenkontakt und rieb ihre Unterlippe an den Zähnen. Es war ihr unangenehm, wie er sie so interessiert anblickte und angestrengt überlegte sie, wie sie es am besten formulieren sollte.
„Hallo?“ ungeduldig trommelte Karl mit
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