Rache zum Dessert (German Edition)
seinen Fingern auf den Tisch. „Du wolltest mir etwas von Lee erzählen, schon vergessen?“
„Ah, da kommt Luisa“, rief Theresa freudig. Mehr als erleichtert über diese Ablenkung winkte sie hektisch ihrer Freundin entgegen.
Beide beobachteten, wie Luisa durch die Reihen schritt und bewundernde Blicke erntete. Das ist typisch Luisa. Selbst ein Biergartenbesuch war bei ihr eine Inszenierung. Einen Moment blieb sie suchend stehen. Sie sah hinreißend aus in ihrem roten Kostüm.
„Oh, da hat jemand meinen Rat befolgt“, winkte nun auch Karl ihr zu, um zu zeigen, wo sie saßen.
Zielstrebig bahnte sie sich den Weg durch die Menge. Ihr Gesichtsausdruck sagte, dass das Meeting nicht so erfolgreich war, wie sie es gehofft hatte. Dennoch versuchte sie, zu lächeln. Kurz sah sie sich suchend um, dann blieb ihr Blick ausgerechnet, am Tisch des Anwalts hängen.
Während Michael noch angestrengt in die Unterlagen blickte und nebenbei versuchte, seinem Klienten etwas zu erklären, hatte dieser jedoch schon seine ganze Aufmerksamkeit auf Luisa gelenkt. Auf seiner Oberlippe bildete sich ein kleiner Schweißfilm.
Theresa erkannte sofort, was Luisa vorhatte, schließlich hatte sie viel von ihr gelernt. Dass es nun ausgerechnet dieser Tisch war, an dem der einzig freie Stuhl stand, war wohl einfach Schicksal. Auch Karl beobachtete die Szenerie und wusste ebenfalls, was nun passieren würde. „Reichst du mir mal das Popcorn?“, fragte er amüsiert, und lehnte sich gemütlich in seinen Stuhl zurück.
24
„Ist der hier noch frei?“, wollte Luisa mit zuckersüßer Stimme wissen.
Michaels Klient konnte sein Glück kaum fassen.
Gekonnt beugte sich Luisa über die Lehne des noch freien Stuhls, um ihm seine Entscheidung mit dem Blick in ihr Dekolletee zu erleichtern. Ungelenk sprang er auf und vor Aufregung hüpfte sein Bauch auf und ab.
Missbilligend schaute Michael ihn an. Er hatte schließlich vor, ein ernstes Gespräch bezüglich der Unterhaltszahlungen zu führen. Doch sein Mandant ignorierte ihn angesichts dieser Frau völlig und räumte eiligst einige Unterlagen von dem noch freien Stuhl. Wenn diese märchenhafte Gestalt sich zu ihnen an den Tisch setzen wollte, schien ihm alles egal.
„Ja klar, setzen Sie sich doch“, hauchte er. Ein hoffnungsvoller Schimmer flackerte in seinen Augen auf.
„Vielen Dank, das ist wirklich sehr großzügig, aber ich brauche nur den Stuhl.“ Damit zog Luisa den Stuhl weg und brachte ihn zum Tisch ihrer Freunde.
Verdattert blickten die Männer ihr hinterher. Michael konnte nicht glauben, was da gerade passierte.
Aufgeregt fing sein Begleiter plötzlich an zu lachen, „Hihi … ich glaube … haha … wir haben auch Stuhlprobleme.“ Wieder wippte sein Bauch auf und ab. „Haha … sie verstehen? Stuhlprobleme!“ Er amüsierte sich köstlich über seinen Witz.
Auch Karl und Theresa hatten Mühe, sich von ihrem Lachanfall zu erholen.
„Was ist denn mit euch los?“, verwundert schob Luisa den Stuhl an den Tisch.
„Oh Luisa“, prustete Theresa los. „Ich hab den beiden ebenfalls den Stuhl weggeschnappt. Allerdings … nicht so charmant wie du.“ Lachend klatsche sie sich mit Karl ab.
Fragend sah Luisa die beiden an.
„Nein, Luisa … das willst du nicht wissen“, antwortete Karl ausweichend. „Das hätte dir sicherlich nicht gefallen.“
„Dann halt nicht“, schnaubte sie unwillig aus. „Habt ihr wenigstens die Sitzordnung fertig?“
„Na ja … nicht ganz“, setzte Theresa an. „Ich wollte Karl gerade noch etwas erzählen.“ Eindringlich sah sie Luisa dabei an.
„Nur zu, ich verhalte mich ganz ruhig und bestell mir etwas zu trinken.“
„Also … gestern nach der Arbeit war ich noch in meinem Strumpfladen. Du weißt schon … den an der Ecke Leopold- und Clemens.“ Sie machte eine kurze Pause. „Es ist doch manchmal wie verhext, wenn ich mal keine Ersatzstrumpfhose dabei habe, hole ich mir garantiert eine Laufmasche. Hab ich eine Ersatz in meiner Tasche, dann ….“
„Komm mal zum Punkt“, fuhr Luisa barsch dazwischen. „Ich hab nämlich noch einen Artikel vorzubereiten.“ Dass sie nun doch auf den betrunken Promi zurückgreifen musste, gefiel Luisa ganz und gar nicht.
Als sie jedoch Theresas finsteren Blick auffing, verstummte sie.
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