Rache zum Dessert (German Edition)
erfuhr Karl, dass die Braut deshalb auf die symbolischen Fruchtbarkeitsrituale verzichtet hatte, weil sie keine Kinder wollte.
„Also ob ich mit spermaversetztem Reis um mich schmeißen würde“, hatte Karl diese Aussage abfällig kommentiert.
Im Übrigen erfuhr auch der Ehemann erst nach der Hochzeit von dem nicht vorhandenen Kinderwunsch, und soweit Karl wusste, lief die Scheidung bereits.
22
„Du bekommst keinen Cent von mir!“, schrie der übergewichtige Mann seine rausgeputzte Exfrau aufgebracht an. „Dir ging es doch schon immer nur um das eine!“
„Dein Bestes natürlich …“, keifte sie zurück.
Sein Gesicht lief rot vor Zorn an. Dieser Termin war die reinste Hölle. Gütetermin, haha, das hatte doch nichts mit Güte zu tun. Haarklein führte seine ehemalige Frau die Kosten auf, die sie künftig für ihr Leben in Luxus benötigen würde.
Zwölftausend Euro für eine Wohnung. Zehntausend für Kleidung und Nahrung und nochmalige fünftausend für diverse Kosten, die ihre Anwältin als Bürokosten deklarierte. Verdammt noch mal, seit wann brauchte man, um einen Friseurtermin auszumachen, ein Budget, für das ein normaler Mensch seine gesamte Familie ernähren konnte?
Summasumarum sollte er siebenundzwanzigtausend Euro hinblättern für eine Frau, die von ihm geschieden war.
Bedrohlich nahe beugte er sich zu ihr. „Keinen Cent“, zischte er ihr entgegen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Oberlippe. Seine Gesichtsmuskeln zuckten in nervöser Anspannung.
Angewidert von seinem Anblick legte sie sich ihren pelzbesetzten Blazer um ihren Arm. „Ach Schatz, nimm es nicht so schwer. Ich fordere doch nur das, was mir zusteht. Wo ist dein Problem?“ Provokativ hielt sie ihm den ehemals aus Liebe übergestreiften Ehering vor sein Gesicht.
Verärgert riss er ihr den Ring aus der Hand und schleuderte ihn in die Ecke.
„Den brauche ich sowieso nicht mehr“, zuckte sie arrogant die Schulter. Dann schickte sie sich zum Gehen an.
„Ach, und noch etwas“, blieb sie stehen. Ein süffisantes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du hast Recht. Ich wollte schon immer nur dein Bestes, was du aber definitiv nicht vorne in der Hose trägst.“ Auf ihren hohen Hacken stolzierte sie neben ihrer Anwältin den Gang hinab.
Die innerliche Wut brachte ihn fast zum Würgen. Am liebsten hätte er sich auf sie gestürzt und ihr die Gurgel zugedrückt.
Beschwichtigend legte Michael Tanner die Hand auf seinen Arm. „Beruhigen Sie sich. Lassen Sie uns einen Kaffee trinken gehen und die weitere Vorgehensweise besprechen. Ich kenne eins, nicht allzu weit entfernt.“
„Ich melde lieber Bankrott, als dass ich dieser Schlange etwas von meinem Geld gebe“, plusterte sich der Geschiedene auf.
„Das wird nicht nötig sein“, erwiderte Michael.
Als Scheidungsanwalt bestand seine Aufgabe darin, das Kapital seiner vermögenden Mandanten zu schützen. Und er war gut, in dem was er tat. Dass nun Richter Mark der Verhandlung vorstand, den Michael selbst schon vor einer kostenspieligen Scheidungs- und Unterhaltsschlammschlacht bewahrt hatte, traf sich in diesem Fall besonders gut. Denn Richter Mark hatte wie Michael auch, keinerlei Verständnis dafür, dass Frauen sich auf den Lorbeeren ihrer Männer ausruhten und nach einer Scheidung mit horrenden Unterhaltsforderungen ihr Leben finanzierten. Dass der Gütetermin als gescheitert betrachtet werden konnte, war also nicht weiter schlimm. Sicher ließe sich in weiteren Verhandlungen der Kostenfaktor, den die geschiedene Frau ihm bescherte, um die Hälfte senken.
Mit einer leichten Berührung am Ellenbogen wies er seinen Mandanten in Richtung Ausgang.
Unterdessen saß Luisa mit ihrem Redaktionsleiter Heiner Stahl, in dem gläsernen Konferenzraum zusammen und legte ihm einen Schnappschuss vor, der es in sich hatte. Heiner war ihr in den vielen Jahren, in denen sie schon für ihn und mit ihm arbeitete, richtig ans Herz gewachsen. Seine kleine untersetzte Figur und sein schütteres Haar erinnerten sie an Danny DeVito. Als sie damals bei ihm als Volontärin anfing, hatte er sie unter seine Fittiche genommen und hatte ihr alles mit auf den Weg gegeben, um erfolgreich zu sein. Mittlerweile war er so etwas wie ein väterlicher Freund geworden, was ihren Umgang miteinander schon fast kameradschaftlich machte. Er vertraute ihr,
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