Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Abschaum.« Er deutete mit dem Kopf auf die Bank, auf der ein grellbuntes Klatschmagazin lag.
»Das hier?«, fragte Leo. Der Wachmann warf ihm einen höhnischen Bick zu und lachte laut.
Tatsächlich sah man auf dem Cover Chelsea Stone, strahlend schön in einem weißen Bikini auf einer riesigen Yacht mit einem attraktiven Basketball-Spieler.
JETZT HAT SIE ALLES! schrie die Headline.
Er blätterte hastig die Seiten durch und zerriss sie fast in seiner Ungeduld, den Text zu finden.
Vergangene Woche griff Chelsea Stone zu. Sie kaufte Lion House Productions von Gläubigern zu einem Dumpingpreis und nannte es als erste Amtshandlung sofort Roxy Enterprises. Nach dem Geschäftsbankrott des inhaftierten ehemaligen Filmmoguls Leo Russell nutzte die Schauspielerin Insiderwissen von ihrer Freundin Sally Miller, die zwanzig Jahre lang für Russell gearbeitet hat. Ihr Onkel, der Londoner Unternehmer Derek Stone, lieh ihr das Kapital. »Ich freue mich sehr, dass ich diese Gesellschaft erwerben konnte, und ich beabsichtige, sie aus diesem prekären Zustand zu einer der besten Independent-Firmen aufzubauen«, sagte Chelsea Stone vor wenigen Tagen zu Stars!. »Die letzten Monate waren für uns alle ausgesprochen schwer, doch nun ist es Zeit, weiterzuziehen.«
Leo hörte den Wachmann, der ihn durch den Gittereinsatz in der Tür beobachtete, noch immer lachen.
Langsam und sorgfältig begann Leo, die Zeitschrift in kleine Fetzen zu reißen. Stückchen für Stückchen, bis der Boden mit Papierschnipseln bedeckt war. Dann sank er an der Wand herab und starrte ins Leere.
Diese Schlampe. Schlampe!
Chelsea konnte nicht schlafen. Sie war allein. Immer öfter wachte sie nachts schwitzend auf, denn die Alpträume waren zurückgekommen. Georges Tod, Mayas Tod, Marias Vergewaltigung … All diese schlimmen Erinnerungen mischten sich und wirbelten in ihrem Kopf herum, bis sie nicht mehr wusste, was real war und was nicht.
Inzwischen geschah es fast jede Nacht, und nichts schien dagegen zu helfen.
Sie konnte es niemandem sagen. Es gab niemanden, der verstand, was sie getan, was sie durchgemacht hatte … niemanden, dem sie sich anvertrauen konnte. Schon vor langer Zeit hatte sie akzeptiert, dass sie auf sich allein gestellt war. War es nicht schön, jemanden zu haben, mit dem man reden konnte? Nein. Allein war es besser.
Sie stieg aus dem Bett, zog Jeans und ein weites Sweatshirt an und schlang sich ein Kaschmirtuch um die Schultern. Sie nahm ihre Autoschlüssel, zog behutsam das lange Haar aus dem Kragen und streifte sich die kniehohen Stiefel von Christian Louboutin über. Dann wanderte sie hinaus zu ihrem neuen silbernen Aston Martin, stieg ein und fuhr in Richtung West Hollywood. Kaum jemand begegnete ihr. Es war drei Uhr morgens, alles war menschenleer. Sie stellte den Motor ab, stieg aus und ging auf das schmale, schwarze Gebäude zu. Hier befanden sich ihre neuen Büros. Roxy Enterprises, Inc. Ihre Firma. Ihr Gebäude. Ihr Unternehmen.
Sie betrat das Büro, das bis auf den großen glänzend schwarzen Schreibtisch und den riesigen schwarzen Ledersessel unmöbliert war. Sie setzte sich und drehte sich immer wieder um die eigene Achse.
Und blickte aus dem Fenster.
Was kümmerten sie die schlechten Träume? Sie würde sich ganz an die Spitze durchboxen. Größer als Oprah sein. Alles war unter Kontrolle, alles …
Die Träume waren in jener Nacht besonders realistisch gewesen, und ein einzelnes Bild – Maya, die leblos und bläulich am Boden lag – war in ihrem Bewusstsein noch immer präsent. Und ihr war wieder eingefallen, dass Oksana jemand war, um den sie sich noch kümmern musste. Es war still um sie geworden, und sie fragte sich, warum. Wahrscheinlich würde sie sie aufstöbern müssen, um diese Sache ein für alle Mal zu beenden. Es mochte nötig sein, ein paar alte Soho-Kontakte zu aktivieren, um sie zum Schweigen zu bringen. Sie wollte nicht, dass das Mädchen Ärger machte und vielleicht tatsächlich zu Amber ging, wie sie angedroht hatte.
Sie musste skrupellos sein, um oben zu bleiben. Sie musste allein handeln, durfte niemandem vertrauen. Nicht einmal ihrer Mutter oder Derek oder ihrer Schwester. Niemandem.
Aber all das konnte bis morgen warten. Heute Nacht … Sie stieß sich mit dem Fuß ab, damit sie sich erneut drehte. Heute Nacht würde sie all das hier nur genießen.
Chelsea saß ganz allein im dunklen Büro. »Ich bin glücklich«, flüsterte sie. »Ja, ich bin glücklich.« Ein kalter Schauder
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