Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Drogen einkassiert hatten. Er war ein wertvoller Sündenbock.
Okay, sein Anwalt würde ihn wieder rausholen. Im schlimmsten Fall musste er eine Weile gemeinnützigen Dienst leisten oder einen Entzug machen – er hatte Mist gebaut und musste unbedingt demnächst vorsichtiger sein. Dumm. Sehr dumm.
Während er seine Platin-Rolex in den Händen drehte und zusah, wie die Sekunden verstrichen, fragte er sich, ob es nicht vielleicht Zeit war, sich vom Kokain zu verabschieden. Nicht, dass Kevin nicht wieder alles in Ordnung bringen würde, aber …
Die Tür ging auf, und sein Anwalt trat ein. Hinter ihm folgte ein Detective, ein großer, schmieriger Kerl, der versuchte, wie einer aus einer Cop-Serie auszusehen. Penner … Leo blickte auf. Er war bereit, sich zerknirscht zu geben und diese Sache auf die eine oder andere Art aus der Welt zu schaffen.
Doch dann bemerkte er Kevins Miene. Das Gesicht seines Anwalts war weiß. Er schien Leos Blick zu meiden.
»Sir Leo.« Der Detective, dessen Namen er nicht kannte, nickte ihm zu und setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Dann holte er Fotos hervor, vergrößerte Standbilder eines körnigen Videos. »Wir möchten hierüber mit Ihnen reden. Bitte sehen Sie sich die Aufnahmen an.«
Verärgert blickte Leo auf die Fotos. Was sollte dieser verdammte Schwachsinn? Doch dann nahm er wahr, was auf den Aufnahmen zu sehen war, und das nackte Entsetzen packte ihn.
Standbilder von Sir Leo Russell, der eine Minderjährige vergewaltigte. Auf einem Foto schob sie ihn weg, auf dem anderen drückte sie sich die Hände auf die Augen. Bilder, wie er ihr Drogen verabreichte. Und noch mehr Drogen.
»Woher haben Sie das?«
Seine Gedanken rasten. Er konnte sich nicht richtig erinnern. Es kam ihm vor, als stecke er in einem Alptraum, aber dann begriff er. Maria. Das dumme Ding. Die Nacht, in der alles schiefgelaufen war.
»Ich will wissen, was Sie zu diesen Bildern zu sagen haben.«
Kevin schüttelte den Kopf. »Ich rate dir dringend, zu diesem Zeitpunkt nichts dazu zu sagen, Leo.« Er atmete schwer. »Hast du mich verstanden?«
»Woher, zum Teufel, haben Sie das?«, presste Leo hervor. Er zerknüllte einen der Abzüge und stand auf.
»Setzen Sie sich«, befahl der Detective. Ach ja, Shelley hieß er, jetzt erinnerte er sich wieder. Leo zog eine Augenbraue hoch.
»Okay, okay.« Er ließ sich auf seinen Stuhl sinken und lockerte seine Krawatte. So schnell kam er offenbar hier nicht wieder heraus.
»Sie können es sich leichtmachen, Sir Leo«, fuhr der Detective fort, »oder sehr, sehr schwer.«
Eine drückende Stille senkte sich über den kleinen Verhörraum. Dann fuhr der Detective fort: »Können Sie mir bestätigen, dass das Mädchen auf dem Foto die Tochter Ihrer ehemaligen Haushälterin ist? Damals fünfzehn Jahre alt?«
»Ja«, antwortete Leo.
»Und der Mann – der Mann auf diesem Foto, das sind Sie?«
Leo Russell war in seiner Branche deshalb so weit nach oben gekommen, weil er einen sechsten Sinn besaß, weil er alle möglichen Folgen und Resultate voraussehen und die beste Wahl für sich treffen konnte.
Doch an jenem Abend und in diesem Moment erkannte er, dass es diesmal nicht funktionierte. Er konnte nicht entkommen, das Spiel war aus. Es war sogar ein für alle Mal aus. Er war kein dummer Mensch. Er wusste, wann man eine Niederlage eingestehen musste. Zumindest vorübergehend …
»Ja«, sagte er, »das bin ich.«
»Sir Leo Russell«, fuhr Detective Shelley fort, »ich verhafte Sie wegen Vergewaltigung, gefährlicher Körperverletzung, Geschlechtsverkehr mit einer Minderjährigen, Besitzes von Betäubungsmitteln und Behinderung der Polizei. Alles, was Sie sagen, kann und wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden …«
Leo hörte nicht mehr zu. Seine Gedanken stürmten davon. Er wusste, wer hierfür verantwortlich war. Er war soeben seine geistige Kartei durchgegangen und hatte eins und eins zusammengezählt.
Das Video. Der Safe. Das Mädchen. Sally, Amber, Chelsea.
Verdammt. Verdammt! Und die Drahtzieherin war Chelsea! Oh, Sally mochte den Beweis gehabt haben, aber sie war ihm im Grunde noch immer hörig, dessen war er sich ganz sicher. Amber war schwach und jämmerlich – eine Karriere als Sängerin, um Himmels willen! Er lächelte, obwohl er den ungläubigen Blick des Cops bemerkte. Nein, es war Chelsea, das verdammte Miststück. Sie wollte ihn fertigmachen, und dafür würde sie büßen. Ja, vermutlich würde er ein Weilchen dazu brauchen, aber er
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