Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Vorgarten, wo er sein Motorrad repariert hatte. Vor vier Monaten waren sie zusammengezogen. Nicht für immer, hatte Margaret gesagt, aber das vierstöckige schmale georgianische Haus in einer Seitenstraße der Wardour Street lag ausgesprochen praktisch. Derek konnte zu Fuß in sein Büro gehen, und Margaret, die seit neuestem bei ihm angestellt war, ebenfalls.
Margaret war immer der Meinung gewesen, dass sie alte Häuser nicht mochte, aber dieses vermittelte ihr eine Art Geborgenheit. Der liebe Nigel, ihr ehemaliger Chef im Black Horse, hatte immer gesagt, dass er sie in einem Cottage vor sich sah, um dessen Tür sich Rosen rankten, und sie hatte gelacht, weil sie es besser gewusst hatte – wie sie damals dachte.
Doch vielleicht hatte er doch recht gehabt. Dickens war vermutlich oft durch diese Straße gewandert. Auch sie war damals hier durchgegangen, als sie vor vielen, vielen Jahren als junges Mädchen hier angekommen war. Das Haus hatte damals schon existiert, und es würde noch existieren, wenn Derek und sie nicht mehr lebten, und das gefiel ihr. Auch wenn der Holzboden uneben war, der Kamin verstopft, in den Zwischenböden Mäuse herumliefen und durch die Hintertür noch Schlimmeres hereinkommen mochte – obwohl sie verdammt sein wollte, wenn sie das zuließ!
Sie räusperte sich. »Amber. Amber ist schwanger!« Sie verstummte. »Sie kriegt ein Baby!« Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Maggie, das ist ja wundervoll!« Derek kam näher. Seine blauen Augen funkelten. »Dann wirst du Großmutter! Die bezauberndste Großmutter, die es je gegeben hat!« Er trat zu ihr und schlang die Arme um sie.
»Nimm deine schmutzigen Finger von mir, Derek Stone«, schimpfte sie und schob ihn weg. »Du bist ja voller Öl.«
Aber sie lächelte, als sie das sagte, und er beugte sich vor und küsste sie trotzdem. »Hat sie erwähnt, ob sie es schon Chelsea erzählt hat?«, fragte er.
»Nein«, sagte Margaret und strich ihm über die Wange. »Sie hat seit Monaten nicht mit ihr gesprochen, Lieber.« Sie fand es schrecklich, dass es ihn so verletzte. »Sie wird sich melden, Derek. Sie schuldet dir ein kleines Vermögen – ganz abgesehen von allem anderen.«
»Ja«, sagte er und drückte sie wieder. »Ich will sie doch nur glücklich machen.«
»Ich weiß nur nicht, ob du das kannst«, erwiderte Margaret leise. Sie sahen einander an. Aber eigentlich wollten sie jetzt nicht über Chelsea beraten. »Komm«, sagte sie, »lass uns mit einem Glas Champagner anstoßen. Geh und wasch dir die Hände, Derek, und komm mir nicht mehr näher, bevor du es getan hast.«
Der Prozess hatte nicht lange gedauert: Einen Tag nur, und zwei Wochen vergingen bis zur Urteilsverkündung. Leo hatte sich schuldig bekannt, wie er Bryan French sagte, dem Co-Produzenten von The Time of My Life und einer der wenigen, die ihn nicht fallenlassen hatten. »Ich habe alles abgenickt, damit es schnell geht. Dadurch sitze ich nicht so lange.«
»Gut«, sagte Bryan voller Unbehagen. Seine Stimme klang blechern durch die Sprechanlage, das Gesicht war durch die dicke Plexiglasscheibe leicht verschwommen. »Aber du musst dennoch begreifen, was du getan hast, Leo.«
»Ja, ja, klar.« Leo machte eine wegwerfende Geste. »Ich habe etwas Schlimmes getan. Man hat mir meinen Titel aberkannt – ich bin jetzt nur noch Leo Russell. Ich weiß, wie ernst die Sache ist. Und jetzt zahle ich dafür.«
Doch es war, als wüsste er es nicht. Als gelänge es ihm nicht, anzuerkennen, dass das Spiel tatsächlich aus war und er verloren hatte.
Selbst als der gepanzerte Wagen vor dem County Jail anhielt und man die Häftlinge aussteigen ließ, war er nicht wirklich bei der Sache. Er wusste, dass er länger hier sein würde, und er wollte es nur hinter sich bringen. Man gab ihm eine Uniform – blau, sackartig, scheußlich. Man untersuchte ihn auf Läuse und unterzog ihn anderen unwürdigen Prozeduren. Irgendwann musste er sich ausziehen und wurde von einem gelangweilten, kaugummikauenden Wachmann abgespritzt, obwohl es Leo unter anderen Umständen wahrscheinlich sogar angemacht hätte, denn mit ein bisschen Fantasie …
Und schließlich steckte man ihn in eine U-Haft-Zelle, in der er warten sollte, bis man ihn ins Büro der Gefängnisleitung brachte.
»Kann ich was zu lesen haben?«, rief er. Er musste sich ablenken, das funktionierte immer recht gut. Der Wachmann, der ihn hergebracht hatte, grinste.
»Ich glaube, da hat schon jemand was für dich liegen lassen, du
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