Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
einmal einzuspringen, als sein Bruder ihn am Tag zuvor in Panik angerufen hatte – dieses Mal von einer Tankstelle an irgendeiner Autobahn. George begriff einfach nicht, warum sie sich in ihn verliebten, diese Mädchen – sahen sie denn nicht, was für ein Mensch er war? Waren sie denn wirklich alle derart dumm?
Und dann war Margaret Michaels in die Bar gekommen, an seinen Tisch getreten und hatte ihm seine Hand geschüttelt.
»Natürlich können wir uns unterhalten«, sagte Margaret als Antwort auf seine Frage. »Aber ich muss arbeiten, deswegen habe ich nicht so viel Zeit.«
George musterte den ordentlichen Rock und die anständige Frisur und sah, wie sie ihre Hände im Schoß faltete und ihn mit kühlen, intelligenten Augen betrachtete. Sie hatte etwas, das ihn interessierte; jedenfalls war sie nicht dumm. George Stone stellte fest, dass er sie mochte. Er hatte den üblichen Geldbetrag dabei, den er in einem solchen Fall für angemessen hielt, um das Problem zu »bereinigen«; die Scheine befanden sich in einem Umschlag in seiner Brusttasche. Nun klopfte er unwillkürlich darauf.
»Ich werde nicht viel Ihrer Zeit beanspruchen«, sagte er, »aber ich wollte Sie kennenlernen. Ich habe mit Derek gesprochen. Er hat mir alles erzählt.«
»Aha, er hat Ihnen also alles erzählt, ja?« Ihr Blick verriet nichts. »Nun, ich nehme an, ich bin nicht das erste Problem dieser Art, das Sie für ihn lösen. Muss ja spannend sein, ihn als Bruder zu haben.«
»Manchmal ja«, stimmte George zu. »Hören Sie, Margaret. Darf ich Sie Margaret nennen?«
Margaret beobachtete ihn und stellte fest, dass ihr Magen zum ersten Mal seit vielen Tagen zur Ruhe kam – dass die Übelkeit sich zu legen schien. »Sicher, gerne«, erwiderte sie, amüsiert und gerührt zugleich, denn es war schon lange her, dass jemand ihr mit einer solch altmodischen Höflichkeit begegnet war. Sie begann, sich zu entspannen.
»Mein Bruder ist … na ja, ein verdammter Vollidiot, falls Sie mir die Bemerkung erlauben.« George räusperte sich. Er wirkte irgendwie … unverdorben, wie Margaret fand.
»Da haben Sie recht«, sagte sie. Sie strich sich über das Haar und stutzte; sie hatte sich noch nicht an die dramatische Veränderung gewöhnt. »Ich habe gehört, er hat einen Haufen Schulden hinterlassen. Hoffentlich müssen Sie nicht für alles aufkommen.«
Was Margaret nicht wusste, war, dass George ein unangenehmes Gespräch mit dem Vermieter des Amours du Derek gehabt hatte, bevor er ins Black Horse gekommen war. Er war unglaublich wütend auf seinen Bruder, der sich aus London abgesetzt hatte, weil, wie er George am Telefon gesagt hatte, »ich diese reiche Schnecke aufgerissen habe. Ihr Vater bringt mich bestimmt in seinem Geschäft unter.«
»Aha? Und was ist mit dem Mädchen, das du in Schwierigkeiten gebracht hast, hm?«, hatte George gesagt. Es hatte ihn viel Beherrschung gekostet, nicht laut zu werden; schließlich war er in seinem Büro gewesen.
»Maggie?«, hatte Derek fröhlich erwidert. »Maggie ist richtig süß, Georgie-Boy. Wenn du nicht so auf Männer stehen würdest, würde ich dir glatt empfehlen, dich an sie ranzumachen. Sie ist toll, glaub’s mir. Geht ab wie eine …«
Angewidert hatte George den Hörer aufgelegt.
Nun betrachtete er Maggie.
»Wann ist es so weit?«, fragte er.
»Es ist noch früh«, erklärte sie. »Ich bin noch nicht einmal im dritten Monat.« Sie runzelte die Brauen, während sie ihn sich genau ansah. »Schon seltsam. Sie sehen Ihrem Bruder sehr ähnlich und sind doch so ganz anders, oder?«
Ihm brach der kalte Schweiß aus. »Wieso? Was meinen Sie damit?«
Sie lächelte. »Oh, nur dass Sie sich zu benehmen wissen … Sie sind aufgestanden, als ich gekommen bin, und haben mir noch nicht ein einziges Mal in den Ausschnitt gestarrt.« Sie trank einen Schluck Saft. Nigel hatte sich zu ihnen gesellt und stand nun hinter ihr. »Das gefällt mir. Ich habe die Ungehobelten-Nummer satt, wissen Sie. Es ist Zeit, erwachsen zu werden.«
»Das klingt vernünftig«, sagte George. Er liebte es vernünftig. Schon wollte er in seine Tasche greifen und ihr das Geld überreichen, als er plötzlich innehielt. Nachdenklich sah er zu, wie sie anmutig dasaß und ihren Saft trank, und mit einem Mal wusste er, dass er sie nicht einfach so auszahlen konnte wie die Stripperinnen, die Models, all die Mädchen, die Derek durchkaute und einfach wieder ausspuckte.
Nein, dachte er, Margaret Michaels war von einem anderen
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