Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
das Flattern, die Bewegung, die mehr wie ein Herzschlag war, und er lachte vor Freude auf. »Margaret, das ist ja toll. Du bist einfach wunderbar.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Du bist auch wunderbar, George.« Und mehr denn je wünschte er sich, sie in den Arm zu nehmen und sie und das Ungeborene, das er zu lieben entschlossen war, vor der großen, bösen Welt zu beschützen.
George kam es so vor, als suchten Margaret und er gemeinsam Schutz vor einem Unwetter. Er konnte sich selbst zu der Zukunft verhelfen, die er sich immer gewünscht hatte, und gleichzeitig für sie und ihr Kind sorgen.
An dem Abend, als es geschah, kamen sie aus dem Kino. Sie beide liebten die Filmversion von Cabaret, und sie waren in einem kleinen Kino in der Nähe des Leicester Square gewesen. Sie sangen gemeinsam »Elsie damals in Chelsea«, bis sie bei Margarets Wohnung ankamen. Auch das war etwas, das George an Margaret bewunderte: Sie wohnte in einem entsetzlichen Haus, in dem sich eine schäbige Wohnung über der anderen stapelte, aber ihr kleines Reich war tatsächlich recht hübsch. Sie hatte ihn einige Male auf einen Kaffee hinaufgebeten – nur Kaffee natürlich, nichts anderes –, und ihm war aufgefallen, wie makellos sauber die Wohnung stets war und wie wenig Nippes herumstand. Blumen auf dem Fensterbrett sorgten für Farbe, auf der Küchenarbeitsfläche standen ein altes Radio und einige große Vorratsdosen aus Porzellan, in Fensternähe Töpfe mit Basilikum und Rosmarin. Alles war blitzsauber und ordentlich, alles hatte seinen Platz, nichts störte das Auge. Die Wohnung strahlte etwas Friedliches aus.
George nahm ihr die Tasse mit löslichem Kaffee aus der Hand und studierte ihr hübsches Gesicht mit den kräftigen Wangenknochen.
»Geht es dir gut?«, fragte er und stand auf. »Du wirkst müde. Soll ich besser gehen?«
»Nein.« Margaret klopfte ihm auf die Schulter. »Ich habe dich gerne hier. Geh nicht, George.«
Er setzte sich neben sie aufs Sofa und summte ein anderes Lied aus Cabaret.
»Das war ein schöner Abend, nicht wahr?«, fragte er.
»Mit dir wird es immer ein schöner Abend«, erwiderte sie ein wenig verlegen und ließ ihren Kopf an seine Schulter sinken.
George saß da, blickte ins Leere und hielt seinen Becher Kaffee in der Hand, bis er bemerkte, dass sie tief und fest schlief. Ohne genau zu wissen, warum er es tat, aber mit dem Gefühl, dass es genau richtig war, hob er sie auf seine Arme und trug sie in ihr Schlafzimmer. Sie regte sich, als er sie aufs Bett legte, erwachte jedoch nicht. Also legte er sich neben sie, hinter sie, ließ eine Hand auf ihrem Bauch ruhen, und in dieser Position verbrachten George und Margaret ihre erste gemeinsame Nacht.
Zwei Monate später machte er ihr einen Antrag. Im Dezember 1977 heirateten sie.
10
E s war so leicht, nach außen hin so zu tun, als sei man glücklich, obwohl man innerlich weinte.
Das fand Margaret heraus, als sie Georges Antrag angenommen hatte. Nigel hatte die Brauen zusammengezogen und blickte Margaret prüfend an. »Maggie May – bist du sicher, was George angeht?«
Sie hatte ihn mit ihren großen grünen Augen angestarrt. »Aber natürlich. Nigel, ich bin nie glücklicher gewesen.«
»Das meine ich nicht«, sagte Nigel. »Es ist ja nur, dass George … na ja. Ich frage mich, wie gut du ihn kennst, Maggie.«
»Margaret, bitte. Und ich weiß genug von ihm, um ihn als guten Kerl einzuschätzen.« Margaret machte die Tasche mit einem resoluten Klicken zu, hängte sich den Riemen über die Schulter und hievte sich auf die Füße. »Wenn du das anders siehst, Nigel Walters, dann sag es jetzt, oder …«
»Na, na, na«, beruhigte Nigel sie. »Jetzt reg dich doch nicht gleich auf. Natürlich ist er ein guter Kerl.« Er seufzte. Er hatte in den vergangenen Monaten feststellen müssen, dass er seine kleine Maggie May unterschätzt hatte. Als er ihr damals zum ersten Mal auf der Straße begegnet war, hatte sie so unglaublich naiv und verletzlich gewirkt.
Doch dieses Mädchen – diese Frau! – mit dem exakt geschnittenen Bob, der entschlossenen Miene und dem großen runden Bauch, die ihren goldenen Verlobungsring mit dem Diamanten am Finger drehte, war zäh und wusste, was sie wollte. Dennoch konnte er spüren, dass in ihr etwas gestorben war, als Derek sie hatte sitzenlassen. Der Traum, ein Star zu sein – war es nicht das gewesen? Der Funke, der sie so lebendig, so jung, so neugierig gemacht hatte? Er wusste es nicht, aber sie
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