Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
hatte sich stark verändert.
Er tätschelte ihre Schulter. »Ich will nur, dass du glücklich bist, das ist alles.«
»Ich bin glücklich.« Sie lächelte ihn an. »Du verstehst einfach nicht. Nigel, ich war so dumm zu glauben, dass ich Schauspielerin sein kann. Das, was ich jetzt habe, ist das, was ich wollte – das weiß ich inzwischen.«
Der Hochzeitsempfang fand im Black Horse statt. Es war eine kleine Feier mit ein paar Stammgästen, ein paar Freundinnen vom Schreibmaschinenkurs und einigen Kollegen von George. George trank etwas zu viel und klopfte den Leuten jovial auf den Rücken, wenn sie ihm gratulierten, während die stocknüchterne Margaret ihn – wie sie hoffte – wohlwollend beobachtete. Sie wollte ihn glücklich machen. Ja, sie hatte Zweifel, aber sie war entschlossen, das Beste aus der Situation zu machen. George Stone war gekommen und hatte sie gerettet, und so wollte sie es auch weiterhin betrachten.
Nigel, der sich mit seinem besten Brandy abfüllte – er genoss ihn doppelt, seit George ihm als Dankeschön für seine Freundlichkeit Margaret gegenüber seine Bücher durchgesehen und ihm prompt eine satte Steuerersparnis verschafft hatte –, war inzwischen versöhnt mit dem Gedanken an Margaret und George als Paar. Und nicht nur er. Denn obwohl Ron und Maureen Michaels nicht persönlich zur Feier erschienen, schickten sie immerhin eine Dose mit feinsten Plätzchen. Wahrscheinlich waren sie erleichtert, dass ihre missratene Tochter nach nur einem Jahr in London doch wieder zur Vernunft gekommen war und ausgerechnet einen Buchhalter heiratete. Es war fast zu schön, um wahr zu sein.
George und Margaret mieteten ein kleines Haus in Acton, in dem sie auch ihr erstes gemeinsames Weihnachtsfest feierten. Anschließend zog sich Margaret aus dem Arbeitsleben zurück und wartete.
An einem bitterkalten Abend im Januar 1978 stand Margaret in der Küche und wischte, während sie Radio One hörte und mit dem Fuß im Takt der Musik auf den Boden klopfte. Die Schwangerschaft hatte an ihrer Liebe zur Musik nichts geändert, und obwohl ihr Bauch inzwischen gewaltig war, ihre Füße schmerzten, ihr Rücken weh tat und die Knöchel meistens geschwollen waren, war der Wunsch, zu tanzen, zu singen und sich auszutoben, wann immer sie Jimi Hendrix oder die Stones hörte, ungebrochen. Mochte sie sich noch so oft sagen, dass sie jetzt erwachsen und seriös war, dass sie bald Mutter sein würde – es nützte nichts. Der Musik konnte sie einfach nicht widerstehen.
Sie kochte gerade einen Eintopf für George, der bald von der Arbeit heimkehren würde. Er kam nie zu spät. Er ging weder mit »Klienten« in Bars, noch zog er mit Kollegen um die Häuser, und sie wusste immer, wo er sich gerade aufhielt. Das war vielleicht eines der Dinge, die sie am meisten zu schätzen wusste: Er rief sie an, bevor er sich auf den Heimweg machte.
Und so auch heute. »Ich fahre jetzt los«, hatte er ihr eben am Telefon gesagt. »Alles okay mit dir, Liebes?«
»Ja.«
»Hattest du einen schönen Tag?«
»Ja, dank dir. Wenn du kommst, ist das Abendessen fertig.«
»Sag mir nicht, was es ist. Ich mag Überraschungen«, hatte er gut gelaunt gesagt.
Wenn Margaret mit Putzen beschäftigt war und dabei Musik hören konnte, nahm sie praktisch nichts anderes mehr wahr. Sie putzte gerne, liebte die Ordnung in ihrer kleinen hellen Küche mit den karierten Vorhängen, dem Resopaltisch, den Vorratsdosen, die aufgereiht in den Regalen standen. Alles hatte seinen Platz, und alles stand an seinem Platz. George wusste es zu schätzen, denn er war genauso sauber und ordentlich wie sie.
Die Hopkin Road erschien ihr nun fast irreal – hatte sie dort wirklich einmal gewohnt? Auch das Mädchen, das sie gewesen war – Maggie –, war meilenweit entfernt von der Margaret, die bald ein Baby bekam. Doch manchmal, wenn sie nachts wach lag, an die Decke starrte und Georges ruhigem Atem lauschte (anders als sein Bruder schnarchte er nicht), fragte sie sich, wie es geschehen konnte, dass sie mit siebzehn Jahren verheiratet und schwanger in einem Häuschen im Westen Londons gelandet war. Vergangenes Jahr zur gleichen Zeit hatten ihre Träume ganz anders ausgesehen. Aber sie waren eben vor allem dies gewesen: Träume.
Jetzt war sie eine erwachsene Frau. Ja, sie hatte Zweifel, was George betraf. Als sie ihn kennengelernt hatte, war sie verzweifelt und unglücklich gewesen, und sie hatte noch einiges für seinen Bruder empfunden. Doch sie redete
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