Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
sie ihn. »Amber ist großartig. Vielen Dank.«
Am anderen Ende der Leitung war es einen Moment lang still. Dann sagte Simon: »Mrs. Stone, ich habe mich wahrscheinlich nicht ganz klar ausgedrückt …«
»Was meinen Sie damit?«, fragte sie scharf.
»Wir geben nicht Amber die Rolle der Roxy. Wir möchten sie Chelsea anbieten.«
»Chelsea?« Der Schock ließ Margaret fast taumeln. »Aber Sie … aber Sie haben sie doch nur einmal kurz gesehen.«
»Aber das hat gereicht. Ich wusste es sofort, irgendetwas hat ›klick‹ gemacht. Sie ist es.« Simons Stimme war herzlich und aufgeregt, und sie hätte ihn am liebsten in die Eier getreten. »Sie hat genau den Funken, den Roxy haben soll. Sie ist tough, umwerfend, großmäulig, verletzlich, und sie zieht einen sofort in ihren Bann. Ich habe hier schon mit ein paar Leuten gesprochen. Sie soll nächste Woche herkommen, damit ich ihnen zeigen kann, was ich gesehen habe.«
Margaret konnte es noch immer nicht fassen. »Und Sie sind sicher? «
Simon klang ernst. »Wissen Sie was? Ich war mir nie sicherer. Sie hat es.«
»Es?«, wiederholt sie dumpf.
»Ja. Keine Ahnung was ›es‹ ist, aber sie ist toll. Chelsea wird ganz groß rauskommen, Mrs. Stone, das kann ich Ihnen garantieren.«
Hier lief etwas falsch. Völlig falsch. Langsam stieg Margaret die Treppe hinauf. Sie konnte es kaum ertragen. Arme Amber. Ihr Herz war schwer wie Blei. Sie blieb vor der Tür stehen, hörte einen Moment zu, wie die zwei »Fernando« sangen, und spürte die Tränen in den Augen brennen. Chelsea sang schräg und falsch und interpretierte auf alberne Weise, doch Ambers reine schöne Stimme erhob sich deutlich über all dem Lärm – obwohl sie erst zwölf Jahre alt war, sang sie voll und klar.
Wie konnte das nur passieren?
Behutsam drückte Margaret die Tür auf.
»Hallo, Mädchen«, sagte sie.
Beim Anblick ihrer Mutter schraken sie zusammen. Chelsea hörte auf zu singen und erstarrte, während Amber lächelte und sie hereinwinkte. Einen Moment lang fragte sich Margaret, wie es sein konnte, dass sie allein durch ihre Anwesenheit einen Keil zwischen die Schwestern trieb.
»Hey, Mum, komm doch rein. Wir singen bei ABBA mit, und Chelsea macht die ganze Zeit Quatsch und ist so lustig …«
Margaret hielt die Hand hoch, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ich muss mit euch beiden reden.« Sie fühlte sich wie eine Verräterin. »Nichts Wildes, aber Simon Moore hat gerade angerufen.« Kaum konnte sie den Ausdruck in Ambers Augen ertragen, das Aufleuchten, die Hoffnung, die Aufregung. Sie wandte sich ihr zu. »Hör zu, Schätzchen, du hast die Rolle nicht bekommen.«
»Oh«, sagte Amber. Sie rieb sich mit der Hand über ein Auge. »Ist nicht so schlimm, Mum. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass ich sie kriege. Er fand Chelsea viel interessanter als mich.« Sie lächelte ihrer Schwester zu.
Verdammt! Margaret presste die Zähne aufeinander.
»Tja, genau darum geht’s.« Sie lächelte. »Ich … ja. Genau das ist es. Sie wollen ihr die Rolle geben.«
»Wem?«, fragte Amber verwirrt.
»Chelsea«, murmelte Margaret.
»Was?«, fragte Chelsea hinter ihr. Aber Margaret widmete sich weiterhin ihrer jüngeren Tochter. Zärtlich strich sie ihr über die Wange. »Es tut mir so leid, Liebes.«
Amber wich alles Blut aus den Wangen. Sie schluckte und brach plötzlich in Tränen aus.
»Tut mir leid«, schluchzte sie. »Wirklich, Mum …« Sie musste um Atem ringen. »Aber das ist doch nicht fair. Ich kriege die Rolle nicht, Chelsea aber schon? Sie … sie musste doch nicht mal vorsprechen. Das … das verstehe ich nicht.«
Margaret tat das Herz weh. Sie hatte geschworen, Amber zu beschützen, Amber den Ruhm zu verschaffen, der ihr selbst versagt geblieben war, und nun ging alles ganz fürchterlich schief.
Chelsea stand noch immer wie angewurzelt mitten im Raum, und Margaret empfand plötzlich nur Verachtung. Ihr Haar war verfilzt, ihre Hände mit Kugelschreibertinte verschmiert, ihr T-Shirt schmuddelig – sie sah nicht aus wie ein Star, sondern wie eine Obdachlose. Tatsächlich sah sie genauso aus wie Derek, als er damals in den Pub geplatzt war …
»Das verstehe ich auch nicht«, sagte Chelsea leise. »Wie kann es sein, dass ich die Rolle gekriegt habe?«
Tja, das wüsste ich auch gerne, dachte Margaret, aber sie würde ehrlich sein. »Simon sagte, dass du ihn beeindruckt hast. Du hättest genau den Funken, den ihre Roxy bräuchte. Du wärst großartig gewesen. Nicht das,
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