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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Ordnung zu sein, sagte sie sich. Aber das war auch bei Toby so, bis er mir ins Gesicht geschlagen hat.
    Wer sagt mir denn, dass dieser Jim nicht schlimmer ist als Toby?
    »Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll«, sagte sie.
    »Sie könnten die Polizei anrufen.«
    »Als ich das letzte Mal versuchte zu telefonieren, war die Leitung tot. Aber auch so weiß ich nicht, ob ich die Polizei da mit hineinziehen will. Schließlich müsste ich denen alles erzählen. Und manches ist mir einfach … peinlich.«
    Sherry nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und stellte sich vor, wie ein Gespräch mit der Polizei wohl ablaufen könnte. Wissen Sie, es war so: Mein Freund musste ganz dringend zum Speed-D-Mart, um Kondome zu kaufen. Alles andere wäre eine Lüge, und Sherry log nicht gerne. Bei der Polizei schon gleich dreimal nicht.
    Aber wenn sie die Wahrheit sagte, würde jeder vernehmende Polizist sie sich augenblicklich nackt vorstellen. Und dann würde er sich zwangsläufig fragen, wie es wohl wäre, mit ihr ins Bett zu gehen.
    Aber damit wären die Peinlichkeiten noch nicht zu Ende. Der Polizist würde sich bestimmt fragen, wie dumm man eigentlich sein musste, um auf ein Angebot wie das von Toby einzugehen. Wie können Sie nur mitten in der Nacht zu einem wildfremden Menschen ins Auto steigen?
    Und wenn sie ihm dann von der sexuellen Belästigung erzählte, würde abermals die Fantasie mit ihm durchgehen.
    »Vielleicht glaubt die Polizei, ich hätte ihn angemacht«, sagte sie zu Jim. »Schließlich hat mich niemand gezwungen, zu ihm ins Auto zu steigen. Und so, wie ich angezogen bin, halten die mich am Ende noch für eine Nutte und nehmen mich fest.«
    »Sie sehen nicht wie eine Nutte aus. Wirklich schade, dass die hübsche Bluse kaputt ist.«
    »Aber anständig gekleidet bin ich nun wirklich nicht.«
    »Aber das ist nicht Ihre Schuld.«
    »Wie dem auch sei, ich würde die Polizei lieber aus der Sache heraushalten. Das würde doch alles nur noch schlimmer machen. Selbst wenn sie Toby zu fassen kriegen …« Sie schüttelte den Kopf. »Ich möchte, dass es vorbei ist. Und ich will nicht, dass Gott und die Welt davon erfährt. Ich möchte nicht verhört werden, möchte keine Erklärung abgeben oder gar vor Gericht aussagen. Und wenn Toby dafür ins Gefängnis muss, dann möchte ich nicht jahrelang Angst davor haben, dass er mir etwas antut, wenn er wieder herauskommt. Ich möchte, dass die Sache ein Ende hat.«
    »Und wie wollen Sie das erreichen?«, fragte Jim.
    »Das weiß ich noch nicht. Aber ich weiß, dass es eine Sache zwischen mir und Toby ist. Die Polizei geht das nichts an.«
    »Wenn Sie wollen, halte ich mich natürlich auch raus. Andererseits würde ich Ihnen wirklich gerne helfen. Momentan sind Sie ganz auf sich gestellt, und möglicherweise lauert Toby ihnen irgendwo auf. Wahrscheinlich sind sie nicht gerade erpicht darauf, allein nach Hause zu gehen. Oder täusche ich mich?«
    Sherry drehte den Kopf zum Fenster. Der breite, gut beleuchtete Venice Boulevard erinnerte sie an einen Flughafen, an dem mitten in der Nacht weder Starts noch Landungen stattfanden.
    Wild durch die Luft tanzendes Laub und vom Wind hochgewirbelter Abfall flogen an den Scheiben des Restaurants vorbei.
    Auf der anderen Straßenseite schwankten die Bäume im Sturm.
    Tobys Wagen blieb verschwunden, und weit und breit war keine Menschenseele zu sehen.
    Sherry schaute Jim in die Augen.
    »Sieht so aus, als hätten Sie immer noch Angst vor mir«, sagte er.
    »Ich kenne Sie ja überhaupt nicht. Genau so war es bei Toby. Verstehen Sie mich nicht falsch, Sie scheinen mir ein netter Kerl zu sein, aber … woher soll ich denn wissen, dass Sie nicht ein Psychopath sind, der nur so tut , als wäre er ein netter Kerl?«
    Jim runzelte die Stirn und schien über das Gehörte angestrengt nachzudenken. Dann sagte er: »So was kann man wohl nie mit hundertprozentiger Sicherheit sagen. Am besten, Sie verlassen sich auf ihren Instinkt.«
    »Und genau der hat mich in letzter Zeit öfters im Stich gelassen. Besonders, wenn es um Männer ging.«
    Jim fing plötzlich an zu grinsen. »Mir ist gerade eine Lösung für unser Problem eingefallen.« Er beugte den Oberkörper zur Seite und holte aus seiner rechten Hosentasche einen Schlüsselbund, von dem er ein kleines Gebilde aus schwarzem Plastik löste und es vor Sherry auf den Tisch legt.
    »Was ist das?«
    »Die Fernbedienung für meinen Wagen. Damit können Sie die Alarmanlage ausschalten und die Türen

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