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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Gesicht. Als sie sich aufgerichtet und den Wasserhahn zugedreht hatte, sah sie sich noch einmal an.
    Ihr Gesicht war tropfnass.
    Die durchnässte Bluse klebte ihr auf der Haut und stand bis hinunter zu dem letzten noch verbliebenen Knopf knapp oberhalb des Bauchnabels zwei Finger breit offen. Sherry zog sie zusammen und seufzte.
    Auf einmal klopfte jemand an die Tür. Sherry zuckte zusammen.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen da drinnen?«, fragte eine Männerstimme von draußen.
    »Ja«, sagte sie.
    »Sie können jetzt rauskommen.«
    »Die Herrentoilette ist nebenan«, sagte Sherry. » Hombres steht auf der Tür.«
    »Ja, ich weiß. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass Sie sich nicht mehr verstecken brauchen. Er ist weg.«
    »Wer?«
    »Der Dicke draußen im Auto. Er ist vor ein paar Minuten weggefahren.«
    Sherry hielt sich mit der linken Hand die Bluse zu und öffnete mit der rechten die Tür.
    Der Mann sah ihr in die Augen.
    Er!
    Sie spürte, wie sich ihr Inneres zusammenzog.
    »Ich dachte, das würde Sie vielleicht interessieren«, sagte er.
    »Danke.«
    »Sieht so aus, als hätten Sie ganz schön was durchgemacht.«
    »Ja, allerdings.«
    »Vielleicht kann ich Ihnen helfen.«
    »Oh, ich weiß nicht.« Sie schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Danke für das Angebot.«
    »Wieso kommen Sie nicht rüber an meinen Tisch und setzen sich einen Moment zu mir. Ich lade Sie auch zu einer Tasse Kaffee ein. Sie sehen so aus, als könnten Sie eine kleine Verschnaufpause vertragen.«
    Vom Regen in die Traufe.
    Jetzt, wo er mit ihr gesprochen hatte, kam ihr der Mann allerdings nicht mehr ganz so unheimlich vor.
    Zwar hatte er nach wie vor ein hartes Gesicht und sah sie mit durchdringenden Augen an, aber irgendwie kam es Sherry nicht mehr so vor, als ob er ihr etwas antun wollte.
    Wenn er mich überfallen wollte, dachte sie, hätte er es tun können, als ich noch auf der Toilette war.
    »Eine Tasse Kaffee wäre vielleicht wirklich nicht schlecht«, sagte sie.
    »Gut.«
    Als sie dem Mann zurück ins Restaurant folgte, sah sie, dass Tobys Wagen nicht mehr am Straßenrand stand. Die beiden Biker hatten inzwischen das Lokal verlassen, aber die verrückte alte Frau und die Studenten waren noch da. Ein linkisch wirkender Mann mit Brille verließ gerade mit einem Tablett in den Händen den Tresen.
    Von Toby keine Spur.
    »Ich sitze da drüben«, sagte der grauhaarige Mann und deutete auf einen Tisch in der Ecke.
    »Ich weiß«, sagte Sherry.
    »Das dachte ich mir«, sagte er. »Setzen Sie sich doch schon mal. Ich hole nur rasch den Kaffee.«
    »Okay.«
    Während er zum Tresen ging, trat Sherry an seinen Tisch, auf dem er eine leere Kaffeetasse und ein paar zusammengeknüllte Papierservietten zurückgelassen hatte. Die andere Seite des Tischs war leer. Sie setzte sich und blickte aus dem Fenster. Sie sah sich in allen Richtungen nach Tobys Wagen um, konnte ihn aber nirgends entdecken.
    Offenbar war er tatsächlich weggefahren.
    Aber Sherry gefiel das nicht.
    Viel besser wäre es gewesen, wenn er da draußen noch immer hinter dem Lenkrad seines Wagens auf sie gewartet hätte … und sie mit einem Blick aus dem Fenster gewusst hätte, wo er war.

13
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    Der Mann brachte ein Tablett mit zwei großen Styroporbechern, kleinen Plastikbehältern mit Sahne und Zucker, Süßstoff, Servietten und zwei Rührstäbchen aus rotem Plastik.
    »Bedienen Sie sich«, sagte er, nachdem er das Tablett vor Sherry auf den Tisch gestellt hatte.
    »Danke.«
    Er setzte sich ihr gegenüber und nahm einen der Becher. »Die haben guten Kaffee hier. Und gutes Essen auch.«
    »Stimmt.«
    Er lächelte nicht, aber er hatte Lachfalten um die Augen. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.«
    »Wirklich?«
    »Zumindest nicht wegen mir. Kein Grund, mich anzustarren, als wäre ich Charlie Manson.«
    Hat man das so deutlich gemerkt?
    Sherry wurde rot und sagte: » Sie haben mich doch die ganze Zeit angestarrt … da bin ich einfach nervös geworden.«
    Jetzt lachte er sogar. »Ich mache viele Leute nervös.« Er nahm eines von den Sahnedöschen vom Tisch, riss es auf und kippte die Sahne in seinen Kaffee. »Das ist nicht meine Absicht«, sagte er. »Aber ich halte nun mal gerne meine Augen offen. Man weiß schließlich nie, was man zu sehen kriegt.«
    Sherry hielt sich mit der linken Hand die Bluse zu und griff mit der rechten nach ihrem Pappbecher.
    »Ich heiße übrigens Jim.«
    »Und ich Sherry.«
    »Wie in ›Sherry Baby‹?«
    »Genau.«
    »Wurden Sie nach dem Lied

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