Rache
öffnen.«
»Und was soll ich damit tun?«
Jim machte einen Schlüssel los und schob ihn hinüber zu ihr. »Das ist der Zündschlüssel.«
»Jim?«
»Nehmen Sie meinen Wagen«, sagte er.
»Wie bitte?«
»Er steht auf dem Parkplatz direkt vor der Tür. Ein blauer Saturn. Nehmen Sie ihn. Ich gehe zu Fuß nach Hause. Ist nicht weit.«
»Wollen Sie damit sagen, dass ich Ihren Wagen ohne Sie haben kann?«
»Genau. Machen Sie damit, was Sie wollen. Ich komme ganz gut eine Weile ohne ihn aus.«
»Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
»Wenn Sie ihn nicht mehr brauchen, stellen sie ihn mir einfach vor die Tür. Meine Adresse finden Sie im Handschuhfach.«
»Aber ich kann doch nicht Ihr Auto nehmen.«
»Doch. Ich möchte es so.«
»Aber man überlässt doch nicht einfach einer Fremden seinen Wagen. Sie kennen mich ja überhaupt nicht. Was ist denn, wenn ich ihn nicht mehr zurückgebe?«
»So was tun Sie nicht«, sagte er.
»Woher wollen Sie das wissen?«
»Sie sind keine Diebin.«
»Das sehen Sie mir an der Nasenspitze an?«
Er legte den Kopf schief und blinzelte sie mit funkelnden Augen an. »Ja.«
»Wissen Sie was?«, frage Sherry, während sie Fernbedienung und Zündschlüssel wieder in seine Richtung schob. »Sie fahren.«
14
----
»Warten Sie hier«, sagte Jim. »Ich sehe mal auf dem Parkplatz nach, ob die Luft auch wirklich rein ist.« Er schob die Tür auf und ging hinaus in die Nacht.
Sherry wartete im Nacho Casa direkt hinter der Eingangstür.
Etwa fünfzehn Sekunden später kam Jim zurück und hielt ihr die Tür auf. »Nichts zu sehen von ihm. Sind Sie bereit?«
»Ja.«
Sich gegen den Wind anstemmend, eilte Jim über den Parkplatz. Sherry, die sich mit einer Hand die Bluse zuhielt und mit der anderen den Rock nach unten drückte, folgte ihm. Der warme Sturm blies ihr entgegen, und die Sandkörner, die er mit sich trug, kitzelten sie auf der nackten Haut und brannten in ihren Schürfwunden.
Vor einem niedrigen, dunkel lackierten Auto blieb Jim stehen. Er öffnete die Beifahrertür, ließ Sherry einsteigen und schlug sie wieder zu. Sie fiel mit einem leisen, solide klingenden Schnappen ins Schloss, und Sherry war sicher vor dem tosenden Wind und dem durch die Luft wirbelndem Staub.
Sie griff nach dem Sicherheitsgurt, hielt dann aber inne.
Leg ihn lieber nicht an, sagte sie sich. Vielleicht musst du ganz schnell hier raus.
Nicht dass ich ihm nicht vertrauen würde.
Jim setzte sich auf den Fahrersitz und schloss seine Tür. »Wohin?«, fragte er.
»Wie wär’s mit dem Speed-D-Mart am Robertson?«
Jim ließ den Motor an. »Was ist da die nächste größere Kreuzung?«
»Airdrome Street.«
Jim setzte den Wagen langsam zurück und bog dann nach rechts aus dem Parkplatz auf die große Straße ab. Sherry musste daran denken, dass sie das alles in dieser Nacht schon einmal erlebt hatte. Obwohl sie wusste, dass man am Venice Boulevard nicht nach links abbiegen durfte, bekam sie ein mulmiges Gefühl.
»Wir müssen in die andere Richtung.«
»Ich weiß.«
»Mir ist klar, dass man hier nicht umdrehen kann.«
»Man könnte schon. Aber dann würde es ein wenig rumpeln, weil ich über den Mittelstreifen müsste.«
»Lieber nicht.«
An der nächsten Kreuzung bog er nach rechts ab. Es war nicht die Route, die Toby eingeschlagen hatte, und außerdem fuhren sie jetzt in die richtige Richtung. Sherry spürte, wie ihre Anspannung ein wenig nachließ.
»Das ist wirklich sehr nett von Ihnen«, sagte sie.
»Ich leiste Ihnen gern Gesellschaft.«
»Was für ein Glück, dass ich Sie getroffen habe.«
»Ich bin fast jeden Abend in dem Lokal.«
»Und wieso?«, fragte sie und fügte rasch hinzu: »Sie müssen mir die Frage natürlich nicht beantworten.«
»Ich mag die Menschen.«
Sie lachte auf.
Jim sah sie an und lächelte. »Ich meine das vielleicht anders als sie denken.«
»Schon klar. Ich halte Sie jedenfalls nicht für jemanden, der sofort auf Tuchfühlung gehen muss.«
»Genau. Ich beobachte die Menschen gerne, aber aus der Distanz. Und deshalb halte ich mich an Orten auf, wo Menschen sind. Nachts bleibt mir da keine große Wahl. Ein Lokal wie das Nacho Casa, das die ganze Nacht geöffnet hat, ist da ideal. Ständig kommen die unterschiedlichsten Leute herein, und die meisten setzen sich und bleiben eine Weile, sodass ich viel Zeit habe, sie zu beobachten.«
»Sie … spionieren also allen hinterher, die dort reinkommen?«
»Wenn Sie es so ausdrücken wollen, ja.«
»Das ist aber schon ein
Weitere Kostenlose Bücher