Rache
Privatdetektiv?«
»Ich bin einfach nur Jim, okay?«
»Jim ist doch eine Kurzform von James...? O Gott, dann Sie sind Sie am Ende James Bond!«
»Leider nein.«
»Aber einen Nachnamen haben Sie hoffentlich. Oder ist der ein Staatsgeheimnis?«
»Starr. Mit Doppel-R.«
»Jim Starr?«
»Ja. So heiße ich nun mal. Und wenn ich ein Star bin, dann höchstens für mich selber.«
»Behandeln denn andere Sie nicht wie einen Star?«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Und Sie machen sich über einen Typ lustig, der Bones heißt?«
»Wie heißen denn Sie mit Nachnamen?«, fragte er.
»Gates.«
»Sherry Gates.«
»Fällt Ihnen dazu irgendwas ein?«
»Verwandt mit dem Chief?«
Erstaunt erwiderte sie: »Nein.«
»War ein guter Mann.«
»Aha! Jetzt haben Sie sich verraten, Jim! Wenn einer Darryl Gates nach all den Jahren noch immer den Chief nennt, dann muss er … Himmel! Sie sind ein Polizist!«
Plötzlich fiel ihr wieder ein, was sie vorhin über das Heraushalten der Polizei gesagt hatte, und ihr war vor lauter Verlegenheit ganz anders zu Mute.
»Oh Mann«, murmelte sie. »Das hätte ich wissen müssen. Es liegt doch auf der Hand.«
»Ich bin kein Polizist«, sagte Jim.
»Ein ehemaliger Polizist.«
Er hielt an einer roten Ampel. Sherry bemerkte, dass die Straße vor ihnen der Robertson Boulevard war.
»Ich war nie bei der Polizei«, sagte Jim.
»Sie lügen. Ich wette, Sie haben wie all die anderen damals den Dienst quittiert, als Gates in Pension geschickt wurde …«
»… und man einen Park Ranger an seine Stelle setzte? Nein. Aber ich hätte vermutlich den Dienst quittiert, wenn ich damals bei der Polizei gewesen wäre.« Die Ampel schaltete auf Grün. Jim bog nach links ab.
»Ich wette, sie waren dabei«, sagte Sherry. »Na los, geben Sie’s doch zu.«
»Nein.«
»Kommen Sie, Jim. Wir sind gleich da. Sagen Sie es mir.«
»Ich war nie Polizist.«
»Was sind Sie dann?«
»Ein einfacher Bürger.«
»Und womit verdienen Sie Ihren Lebensunterhalt?«
»Hatten wir das nicht schon?«
»Ich will es wissen. Wer sind Sie?«
»Ich bin, was ich bin.«
»Sie sind Popeye, der Seemann!«
»Tut-Tut!«, quäkte er.
Sie lachte. »Bitte, Jim!«
»Es spielt keine Rolle«, sagte er.
»Warum sagen Sie es mir dann nicht?«
»Weil Sie es dann wissen würden.«
»Sie sind Therapeut !«
»Gut geraten.«
»Stimmt das?«
» Glauben Sie denn, dass ich einer bin?«
Sie schlug ihm auf den Oberschenkel.
»Da wären wir«, sagte Jim.
Sherry schaute durch die Windschutzscheibe und erkannte, dass sie die Kreuzung kurz vor dem Speed-D-Mart erreicht hatten. Von hier aus hatte sie die beiden Stellplätze an der Hinterseite des Gebäudes direkt im Blick.
Duanes Lieferwagen war nicht mehr da.
15
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»Soll ich auf den Parkplatz fahren?«, fragte Jim, als sie sich dem Speed-D-Mart näherten.
»Nein«, sagte Sherry. »Der Lieferwagen ist nicht mehr hier. Vorhin stand er noch dort drüben.«
»Der Lieferwagen von dem Typ, den Sie suchen?«
»Ja. Von Duane. Meinem Freund.«
Der vielleicht inzwischen schon mein Exfreund ist, dachte sie. Kommt ganz drauf an, was er getan hat.
»Was machen wir jetzt?«, fragte Jim.
»Ich weiß nicht so recht. Vielleicht ist es am besten, Sie fahren mich zu seiner Wohnung. Ich muss wissen, ob er wieder dort ist. Und was mit ihm los ist. Können Sie links abbiegen?«
»Hier?«
»Ja.«
Jim trat auf die Bremse und riss das Lenkrad herum. Als der Wagen mit leise quietschenden Reifen eine scharfe Linkskurve fuhr, spürte Sherry, wie ihr Körper gegen die Beifahrertür gedrückt wurde.
Bald hatten sie die Straße erreicht, in der Duane wohnte.
»Da vorne ist es«, sagte Sherry. »Das dritte Haus auf der linken Seite. Vielleicht könnten Sie hier kurz stehen bleiben?«
Jim verlangsamte die Fahrt und lenkte den Wagen in die Einfahrt zur Tiefgarage. Sie wurde von einem Gittertor aus Metall versperrt.
»Hier können wir nicht stehen bleiben«, sagte er und legte den Rückwärtsgang ein. »Ich fahre besser wieder zurück.«
»Warten Sie. Ich möchte nur rasch einen Blick in die Garage werfen.«
Sherry stieg aus, hielt sich die vom Wind gebeutelte Bluse zu und eilte die Einfahrt hinunter. Vor dem Gittertor blieb sie stehen und spähte zwischen den Eisenstäben hindurch in die hell erleuchtete Tiefgarage.
Duanes weißer Lieferwagen stand auf seinem üblichen Stellplatz.
Gebückt gegen den Wind lief Sherry zurück zu Jims Wagen, öffnete die Beifahrertür und beugte sich hinein.
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