Rache
Gut gebrachte Menschen und auch sonst jeden zu interviewen, der möglicherweise etwas zu den Bränden zu sagen hatte. Die Moderatoren im sicheren Studio wiederum kauten begierig jeden Aspekt der Katastrophe durch und sprachen vom »schlimmsten Feuersturm, der je über den Süden Kaliforniens hereingebrochen ist«.
Sherry bezweifelte das.
Sie wusste schon lange, dass die Nachrichtensprecher von L. A. Meister der Übertreibung waren.
Zugegeben, die Brände waren diesmal wirklich schlimm. Nach den schweren Regenfällen der El-Niño-Stürme im vergangenen Jahr musste das wohl so sein. Aber wenn man den Leuten im Fernseher so zuhörte, bekam man das Gefühl, als wäre der Weltuntergang angebrochen.
»Jetzt kriegt euch mal wieder ein«, murmelte Sherry in Richtung Mattscheibe.
Eine Landkarte wurde eingeblendet, auf der man sehen konnte, wo es überall brannte: in Malibu, Pasadena, oben in der Nähe von Newhall und an ein paar Stellen in Orange County. Sämtliche Brandherde befanden sich mehr als zehn Meilen von Duanes oder ihrer Wohnung entfernt, und auch das Haus von Sherrys Eltern war nicht in Gefahr.
Die Uhr am Videorekorder zeigte 22:18.
Sherry freute sich, dass schon so viel Zeit vergangen war.
Mittlerweile ist er wahrscheinlich schon im Minimarkt angekommen.
In fünf Minuten oder so müsste er wieder hier sein.
Obwohl das Fernsehen ihr half, die Zeit zu vertreiben, wollte Sherry nicht, dass Duane sie bei seiner Rückkehr nackt vor der Glotze hockend vorfand.
Wie wär’s mit ein bisschen Atmosphäre?, dachte sie.
Sie schaltete den Fernseher aus, löschte überall in der Wohnung das Licht und holte eine Kerze aus dem Badezimmer. Sie zündete sie an, trug sie ins Schlafzimmer und stellte sie auf den Nachttisch.
Zurück im Wohnzimmer, nahm sie ihr Glas und trank einen Schluck eiskaltes Wasser.
22:22
Kann nicht mehr lange dauern.
Sherry ging zurück ins Schlafzimmer, das im Kerzenschein wunderbar romantisch aussah: Golden flackerndes Licht ließ Schatten über die Wände tanzen, und der Wind bauschte die Vorhänge wie hauchdünne Nachtgewänder.
Sie trank noch einen Schluck Wasser und betrachtete sich im Spiegel über Duanes Kommode.
Nicht schlecht für ein altes Weib, dachte sie mit einem schiefen Lächeln.
Das »alte Weib«, das bald 25 Jahre alt werden würde, fand, dass es eher wie neunzehn aussah.
Wie ein neunzehnjähriger Junge.
Wegen ihrer schlanken Gestalt und ihren kurz geschnittenen Haaren wurde Sherry aus der Ferne oft für einen Mann gehalten.
So allerdings, wie sie jetzt im Spiegel aussah, würde man das wohl kaum, dachte Sherry. Die großen goldenen Ohrringe besagten zwar nicht viel - in L. A. trugen viele Männer Ohrschmuck -, aber ihre Brüste waren nicht zu übersehen. Sie waren zwar klein, dafür aber schön rund und hatten glatte, dunkle Brustwarzen.
»Was für eine Braut«, flüsterte sie und fügte lächelnd hinzu: »Und schon ganz heiß.«
Im Kerzenschein glänzte Sherrys schweißnasser Leib golden, als hätte sie ihn mit geschmolzener Butter eingerieben.
Sie trank noch einen Schluck Wasser und presste sich das mit Feuchtigkeit beschlagene Glas an die linke Brust. Die Kälte ließ sie leise aufstöhnen und den Rücken durchdrücken. Als ihre Brustwarze ganz steif war, schob sie das Glas hinüber auf ihre andere Brust.
Nachdem sich Sherry mit dem Glas auch noch das Gesicht gekühlt hatte, trank sie das Wasser auf einen Zug aus und behielt die abgeschmolzenen Eiswürfel im Mund.
Sie stellte das Glas neben die Kerze auf den Nachttisch, beugte sich übers Bett und spähte zum Radiowecker hinüber.
22:25
Jetzt muss er jeden Moment hier sein.
Sherry legte sich aufs Bett, drehte sich auf den Rücken und streckte alle viere von sich.
»Na, komm und nimm’s dir«, girrte sie. Sie räkelte sich, hob die Knie und spreizte die Schenkel. »Ja, so ist es gut«, stöhnte sie leise vor sich hin.
Nach einer Weile ließ sie die Knie wieder sinken, setzte sich auf und griff über ihre Füße hinweg nach dem Laken, das Duane im Sommer als Bettdecke diente. Während sie sich wieder nach hinten fallen ließ, zog sie es mit Schwung in die Luft und ließ es dann sanft auf sich herabschweben. Es bedeckte ihren Körper fast bis an die Schultern.
»Ich bin so weit«, flüsterte sie und spitzte die Ohren, damit sie Duanes Ankunft nur ja nicht verpasste.
Seinen Wagen würde sie hier im Schlafzimmer wohl nicht hören, und wahrscheinlich nicht einmal seine Schritte im Hausflur. Aber eigentlich
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