Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
fand ihn wieder und pflückte ihn von der Matte.
    »Hab ihn«, sagte sie.
    Toby erlaubte ihr, sich aufzurichten, lockerte aber nicht den Griff an ihrem Nacken.
    »Bring uns hier raus«, sagte er.
    Sherry wollte den Schlüssel ins Zündschloss stecken, aber ihre Hand zitterte zu stark dafür.
    »Nervös?«, fragte Toby.
    Nach mehreren Versuchen hatte Sherry es endlich geschafft. Sie trat aufs Gaspedal und drehte den Zündschlüssel um. Der Motor sprang an.
    »Fahr los.«
    Sherry schaltete die Scheinwerfer ein, löste die Handbremse und fuhr rückwärts aus dem Stellplatz.
    »Ich dachte, du wärst längst fort«, sagte Toby.
    Ohne ihm zu antworten, fuhr Sherry auf die Rampe zu. Als sie sich dem Tor näherten, ging es automatisch auf. Oben angekommen, hielt sie an. Im Seitenspiegel sah sie, wie sich die Gitterstäbe wieder senkten.
    »Fahr nach links«, sagte Toby.
    Sherry nahm den Fuß nicht von der Bremse.
    »Na los, fahr schon.«
    »Lass mich erst einen Krankenwagen rufen. Okay? Ich möchte, dass sich jemand um Jim kümmert. Dann komme ich freiwillig mit dir.«
    »Freiwillig oder nicht, du kommst sowieso mit mir.«
    »Bitte. Das schadet dir doch nicht.«
    »Aber was habe ich davon?«
    »Wenn du mich telefonieren lässt, hast du etwas von mir. «
    »Wer’s glaubt.«
    »Ich werde dir keinen Ärger mehr machen.«
    »Wofür hältst du mich eigentlich? Für einen Vollidioten?«
    Sie drehte den Kopf und sah Toby an. »Wenn du mich nicht telefonieren lässt, ist alles vorbei. Sofort und auf der Stelle.«
    »Ach ja?« Er packte sie fester am Nacken, langte mit der anderen Hand um ihren Körper herum und presste die scharfe, lange Klinge des Messers von unten an ihre linke Brust.
    »Na los, tu’s doch«, sagte Sherry. »Bring mich um und schmeiß mich nach hinten zu Duane. Dann hast du wirklich was von mir.«
    Die Klinge schnitt in ihre Haut.

19
----
    Sherry zuckte zusammen und spürte, wie ihr das Blut über die Haut lief. Der Schnitt brannte. Er fühlte sich an, als wäre er ein paar Zentimeter lang und nicht sehr tief. Sherry hätte ihn gerne mit Hand abgetastet, aber weil Tobys Messer noch dort war, behielt sie beide Hände am Lenkrad und ließ das Blut in ihren Rockbund sickern. »Fahr los«, sagte Toby.
    »Nein.«
    »Willst du für diesen Bastard etwa sterben ? Das war doch das Arschloch aus dem Tacoladen?«
    »Er ist kein Arschloch.«
    »Und wenn schon. Vermutlich ist er eh schon tot.«
    »Lass mich telefonieren, dann fahre ich dich überall hin, wo du willst.«
    Er nahm das Messer von ihrer Brust und legte die Hand auf seinen Oberschenkel. »Von mir aus. Ruf an.«
    »Danke«, sagte Sherry. Sie nahm die linke Seite ihrer Bluse und drücke den Stoff auf ihre blutende Wunde.
    Das Ladekabel steckte immer noch in der Buchse des Zigarettenanzünders, aber das Handy selbst war in den Fußraum gefallen. Während Toby sie immer noch am Nacken gepackt hielt, beugte Sherry sich nach unten und hob es mit der rechten Hand auf.
    Weil sie zum Telefonieren beide Hände brauchte, ließ sie die Bluse wieder los, klappte das Handy auf und drückte den Einschaltknopf. Mit einem leisen Piepsen leuchtete das Display auf. Sherry tippte die 911 und drückte auf den grünen Knopf. Dann hielt sie das Gerät ans Ohr und lauschte dem Klingelton.
    »Fahr schon mal los«, sagte Toby.
    Sherry fuhr hinaus auf die Straße und bog nach links ab.
    »Ich hasse die Wichser, die beim Fahren telefonieren«, sagte Toby. »So was gehört verboten.«
    Eine Bandaufnahme sagte: »Sie sind mit der Notrufzentrale verbunden. Bitte bleiben Sie am Apparat. Der nächste freie Mitarbeiter wird so bald wie möglich Ihren Anruf entgegennehmen.«
    »Was ist los?«
    »Ich bin in der Warteschleife.«
    Toby kicherte. »Zum Glück ist das kein Notfall. «
    Sherry fuhr weiter. Die Stimme auf dem Band wiederholte sich.
    »Immer noch in der Warteschleife?«
    »Ja.«
    »Fahr rechts ran und halt an.«
    Als Sherry den Lieferwagen vor einer Einfahrt zum Stehen brachte, hörte sie wieder einen Klingelton und kurz darauf ein Klicken. Dann sagte eine Frauenstimme: »Notrufzentrale. Mabel am Apparat. Um was für einen Notfall handelt es sich?«
    »Wir brauchen zwei Krankenwagen«, sagte Sherry so schnell sie konnte und gab der Frau Duanes Adresse durch. »In Wohnung zweihundertsechsunddreißig liegt ein Verletzter.«
    »Um was für Verletzungen handelt es sich?«
    »Mehrere Stichwunden. Und im Gang vor der Wohnung liegt eine Frau, die ebenfalls niedergestochen wurde …«
    Toby

Weitere Kostenlose Bücher