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Rache

Rache

Titel: Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ließ Sherrys Nacken los, riss ihr das Telefon aus der Hand und drückte auf den Ausschaltknopf. Das Gerät gab ein schwaches Piepsen von sich, und das Display erlosch. Toby ließ es zu Boden fallen und riss das Ladekabel aus der Buchse des Zigarettenanzünders. »Gern geschehen«, sagte er.
    Sherry sah ihn an. »Danke.«
    »So, jetzt habe ich dich den Krankenwagen rufen lassen, oder?«
    Sherry nickte.
    »Und du hältst jetzt dein Wort und machst mir keine Schwierigkeiten.«
    »Ja.«
    »Das möchte ich schwer hoffen.«
    »Wo willst du hin?«
    Toby schwieg ein paar Sekunden lang. Dann sagte er: »Ich muss nachdenken.« Nach einer weiteren Pause murmelte er: »Wieso bist du weggerannt und hast die Tür zugeschlagen?«
    »Duanes Tür?«
    »Ja, Duanes Tür. Meine ganzen Klamotten waren da drin.«
    »Deine Brieftasche auch?«
    »Ja, die auch.«
    »So ein Pech«, sagte Sherry.
    »Da waren zwanzig Dollar drin.«
    »Und dein Führerschein?«
    »Das würde dir so passen.«
    »Dann ist dein Führerschein also nicht drin?«
    »Natürlich nicht. Glaubst du denn ich bin so bescheuert wie dieser Serienmörder - Greenwood hieß er, oder? -, den die Bullen erwischt haben, weil er an einem Tatort seine Brieftasche verloren hat. In meiner war überhaupt nichts. Bis auf die zwanzig Mäuse.«
    »Schwein gehabt«, sagte Sherry.
    »Auf diese Weise finden sie mich nicht.«
    »Was ist mit deinen Schlüsseln?«
    Toby boxte sie ohne Vorwarnung gegen den Arm.
    »Aua!«
    »Das war für die Schlüssel.«
    Sherry rieb sich den Arm und sagte: »Tut mir Leid.«
    Na toll, dachte sie.
    »Sid wird mich umbringen.«
    »Wer ist Sid?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Hast du denn versucht, zurück in die Wohnung zu kommen?«, fragte Sherry.
    »Wie denn? Du hast doch die Tür zugesperrt!«
    »Ich habe sie ins Schloss gezogen, mehr nicht.«
    »Das kommt doch aufs selbe heraus. Du hast mich ausgesperrt. Mann, meine ganzen Schlüssel sind da drin. Die Autoschlüssel, die Hausschlüssel …« Er boxte sie noch einmal knapp unterhalb der Stelle, die er vorhin getroffen hatte.
    »Es tut mir Leid !«
    »Das sollte es auch.«
    »Hast du denn eine Plakette mit deinem Namen an den Schlüsseln?«
    »Ich enttäusche dich nur ungern.«
    »Dann ist es doch gar nicht so schlimm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir die Polizei anhand von ein paar Schlüsseln auf die Spur kommt.«
    »Ich hätte die verdammte Wohnung abfackeln sollen.«
    »Warum hast du es nicht getan?«
    »Womit denn? Mein Feuerzeug ist in meiner Hosentasche, und meine Hose liegt im Bad von deinem Liebhaber.«
    Dem habe ich wirklich eins reingewürgt, dachte Sherry. Aber leider hilft es mir nichts. Wenn er doch bloß seinen Führerschein in der Brieftasche gehabt hätte …
    »Fahr los«, sagte er.
    »Wohin?«
    »Geht dich nichts an. Fahr einfach. Ich sage dir schon, wenn du abbiegen musst.«
    Sherry schaute in den Seitenspiegel, vergewisserte sich, dass die Straße leer war und steuerte den Lieferwagen zurück auf die Fahrbahn. Dabei lenkte sie mit der rechten Hand und presste mit der linken den Stoff der Bluse auf die Wunde unter ihrer Brust.
    »Deine Schuld, dass wir jetzt in diesem stinkenden Lieferwagen herumfahren müssen.«
    »Wo ist denn dein Auto?«
    »Geht dich einen Scheißdreck an. Und ohne Schlüssel kann ich damit sowieso nichts anfangen.«
    »Kann man es nicht kurzschließen?«
    »Aber sicher. Weißt du etwa, wie das geht?«
    »Ich doch nicht. Aber ich dachte immer, Jungs wie du wissen, wie man so was macht.«
    »Jungs wie ich?«
    »Ja.«
    »Dann hältst du mich wohl für einen Kriminellen?«
    »Bist du das etwa nicht?«
    »Soll das ein Witz sein? Ich habe noch nie so einen Scheiß gebaut wie heute. Hatte es auch nicht vor. Es ist einfach passiert.«
    » Einfach passiert? Du hast Duane umgebracht und …«
    »Na ja, eines hat eben das andere ergeben. Eigentlich bin ich dir nur gefolgt wie sonst auch immer. Ich wollte dir nur zusehen. Woher sollte ich denn wissen, dass ich die Chance kriegen würde, dich … na, du weißt schon … mit dir zusammen zu sein? Ich hatte nie vor, jemanden umzubringen. Es ist einfach so passiert.«
    »Dann war ja heute dein Glückstag«, murmelte Sherry.
    »Weißt du, ich habe gegenüber vom Haus deines Liebhabers geparkt, und als dann sein Lieferwagen aus der Tiefgarage kam, konnte ich nicht so richtig durch die Windschutzscheibe sehen. Irgendwie dachte ich, ihr wärt beide drin und bin ihm hinterhergefahren. Ich habe bloß gehofft, dich zu sehen ,

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