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Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
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seinen Taschentüchern.
    »Der erste Winterinfekt in der Stadt und ich bin unter den Opfern«, erklärte er Schulter zuckend, während er sich schnäuzte und sich aus einer Thermoskanne Pfefferminztee in den Becher goss.
    »Jede hatte einen völlig anderen Lebenshintergrund. Das erste Opfer, Anna Magdalena Kranz, ging noch zur Schule, das zweite, Jana Neumann, arbeitete in einem Friseursalon und das dritte, Bianca Weiß, studierte an der BTU Architektur. Keine gemeinsamen Lehrer, keine Vereine, keine gemeinsamen Freunde. Nicht einmal die Freizeitaktivitäten führten sie zusammen! Es ist nicht zu fassen! Wo es doch immer heißt, wir alle seien über sieben Ecken miteinander bekannt!«
     
    »Es gibt aber doch auch Gemeinsamkeiten«, meldete sich Wiener zu Wort. »Sie waren alle drei jung, entsprachen dem gängigen Schönheitsideal, alle drei deutscher Abstammung.«
    »Damit erschöpft es sich aber auch schon«, murrte Albrecht Skorubski.
    »Vielleicht hat das dem Mörder völlig genügt. Er hat sie ermordet, weil sie schön waren«, gab Peter Nachtigall in die Runde und zog die Ärmel seines Pullovers, die er zum Ellbogen geschoben hatte, wieder hinunter bis über die Hände.
    Es wurde ganz still.
    »Das würde bedeuten, dass alle hübschen Mädchen gefährdet sind – eine unüberschaubare Menge potenzieller Opfer!«
    »Und wir können sie nicht schützen«, stellte er mutlos klar.
     
    In diesem Moment erkannte Peter Nachtigall, dass er Angst hatte. Nicht zum ersten Mal in seinem Leben – aber zum ersten Mal vor einem Täter. Einem gnadenlosen Mörder, der seine Opfer wahllos herauspickte, dessen Kriterien so unklar waren, dass sie nur auf den Zufall hoffen konnten! Er konnte noch jahrelang die Stadt in Atem halten und sie mussten hilflos zusehen. Ein Horrorszenario!
    Er schüttelte sich. Besser sie hielten sich an den Verdächtigen fest, die sie schon kannten. Selten passiert auch selten, war der Wahlspruch eines seiner Ausbilder gewesen – und Serientäter waren selten. Die meisten Morde waren schließlich Beziehungstaten und die Täter waren im direkten Umfeld der Opfer zu finden. Sie mussten nur noch intensiver suchen, hoffte er. Möglicherweise war ja nur ein Opfer persönlich gemeint, und die anderen mussten sterben, um das wahre Motiv zu verschleiern. Nein, dachte er, das war eher unwahrscheinlich.
    »Unsere Hauptverdächtigen haben entweder kein Alibi oder für jede Tatzeit dasselbe. Günter Grabert scheint immer nur allein zu sein: In seiner Wohnung, ohne Zeugen – unterwegs, ohne Zeugen … Es ist wie verhext. Ich habe sein Foto dem Personal im UCI gezeigt. Niemand hat ihn erkannt. Aber es kämen so viele Menschen jeden Tag … Und dieser Wilde scheint sein ganzes Leben in der Firma zuzubringen. Konferenzen, Videokonferenzen, Telefonate … immer kann jemand bezeugen, dass er etwas nicht getan haben kann. Vielleicht müssen wir nur noch hartnäckiger versuchen die Alibis zu knacken«, begann Nachtigall seine Zusammenfassung. »Wir haben an den Tatorten keinerlei verwertbare Spuren gefunden, die uns einen Hinweis auf den Täter geben könnten. Die Spuren auf dem Trampelpfad hatte der Regen weit gehend weggespült, an der Bahnlinie verloren sie sich im Schotter und im Park auf den befestigten Wegen! Er wurde nie gesehen, die abgetrennten Zehen tauchten nicht wieder auf, die Kleidung bleibt verschwunden – er ist nicht einmal schemenhaft zu erkennen. Um es auf den Punkt zu bringen: Wir tappen also auch nach drei Opfern noch völlig im Dunkeln!«
     
    »Vielleicht nicht ganz«, Michael Wiener räusperte sich.
    »Meine Freundin kennt einen Freund von Bianca Weiß und der hat ihr erzählt, Bianca Weiß hätte in den ersten Studiensemestern einen Nebenjob ausgeübt, den sie aufgegeben hat, als sie sich kennen gelernt haben. Sie war so etwas wie eine Hostess. Die Agentur nennt sich Candle-Light und vermittelt junge Damen an Herren, die zum Beispiel fremd in der Stadt sind und den Abend nicht gerne allein verbringen möchten. Der Leiter der Agentur versicherte mir, Sex sei dabei immer freiwillig. Und weil es so wenig gut bezahlte Nebenjobs gibt, kann er sich vor lauter Bewerberinnen kaum retten.«
    »Jemand der Hostessen ermordet? Waren denn die anderen auch bei dieser Agentur beschäftigt?« »
    »Ich bin dran. In einer halben Stunde treffe ich den Chef von dieser Firma. Ein Büro an der Schlosskirche. Wir werden Damen- und Kundennamen checken.«
    »Mann, damit hätten Sie doch schon früher rausrücken

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