Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheakt

Racheakt

Titel: Racheakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Steinhauer
Vom Netzwerk:
können«, beschwerte sich Albrecht Skorubski.
    »Aber ich weiß doch noch gar nicht, ob da überhaupt was dran ist. Vielleicht ist das nur wieder eine neue Spur ins Nichts«, rechtfertigte sich der junge Mann.
    »Aber das könnte den Apfel erklären, findet ihr nicht? Verleiht ihm doch neue Symbolkraft!«, meinte Nachtigall.
    Michael Wiener sah ihn verständnislos an.
    »Es geht vielleicht gar nicht um Fruchtbarkeit – sondern um Verführung. Wie damals im Paradies. Eva verführte Adam vom Apfel zu kosten – und schon war’s passiert. Auch die Barbie passt da hinein. Als Symbol für die verführerische Schönheit der Frau. Also: So sehen Frauen aus, die Männer verführen vom Baum der Erkenntnis zu naschen«, führte Nachtigall seinen Gedankengang weiter aus.
    »Hmm. Wo ja auch immer mehr Mädchen diesem Schönheitswahn erliegen und versuchen wie Barbie auszusehen«, spann Skorubski den Faden weiter.
    »Ich hab mal eine Werbung für so eine Puppe g’sehe. Des war wirklich scharf. Eine von diesen Spielzeugfirmen, ich glaub eine japanische, hat eine rausgebracht, die konnt schwanger were. Wenn sie dann des Baby kriege sollte, hat man ihr einfach den Bauch aufg’macht, ’s mitgelieferte Baby in den Arm g’legt und dann den schöne flache Bauch wieder eing’setzt. Pervers.«
    »Wir behalten das im Hinterkopf! Aussehen wie Barbie. Was haben wir noch?«
    »Die Liste mit den Telefonaten von Jana Neumanns Handy liegt vor. Aber sie hat an dem Abend mit niemandem telefoniert. Schade, dass wir weder ihre Tasche noch ihr Telefon gefunden haben. Sonst hätten wir ihre SMS überprüfen können. Das letzte Gespräch war am Vortag mit dieser Kollegin. Wir checken jetzt die Liste – mal sehen, vielleicht finden wir ja eine bekannte Nummer drunter.«
    »Ich habe noch mal mit dieser Frau Probst gesprochen – dieser Betreuerin von Hansi Schmidt. Sie hält es für völlig ausgeschlossen, dass der Junge mit den Morden irgendetwas zu tun haben könnte. Anna kannte er ja immerhin noch, doch die anderen beiden Opfer waren ihm völlig fremd. Vor Fremden aber habe Hansi große Angst, begegne ihnen mit Misstrauen. Ihrer Meinung nach würde der Junge sich nicht einmal so nahe an einen Fremden heranwagen, um ihn nach dem Weg fragen zu können, geschweige denn ihn anfassen oder gar ermorden und verstümmeln. Außerdem hat er Angst im Dunkeln. Er käme nie auf die Idee nachts durch den Wald nach Branitz zu gehen.«
    »Was, wenn er aggressiv abgewiesen wird?«
    »Selbst dann. Sie meint, sie müssen ihn in der Einrichtung direkt vor den anderen schützen, weil er sich nicht wehren kann. Er schlägt nicht, tritt nicht. Wird er angegriffen, ist er tief unglücklich, zieht sich zurück und beginnt zu weinen. Wenn er Aggressionen rauslässt, dann immer autoaggressiv, meint Frau Probst.«
    »Hast du da mal wegen des Apfels nachgehakt?«
    »Ja. Frau Probst erklärte mir, Hansi verbinde das Wort Apfel nur mit Essen. Eine symbolische Bedeutung ist ihm nicht bekannt – und wie eine Frau nackt aussieht, weiß er angeblich auch nicht«, Albrecht Skorubski seufzte.
    »Er wäre ja wohl auch kaum in der Lage diese symbolischen Zusammenhänge zu entwickeln und umzusetzen. Sieht so aus, als käme er als Täter tatsächlich nicht infrage.«
    »Bleibt noch die Tatsache, dass er das erste Opfer schlafend im Wald gesehen hat. Vielleicht hat er ja auch den Mörder gesehen. Das werden wir nie wirklich erfahren.«
     
    »Nun, ich kann ihren Pessimismus nicht ganz teilen«, klinkte sich Emile Couvier eine Stunde später wieder in ihre Ermittlungen ein, als er mit Peter Nachtigall einen Kaffee trank.
    »Es handelt sich hier um stark ritualisierte Morde. Die Person spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle. Es geht nicht um dieses bestimmte Opfer, sondern um ein Abbild, das es zu vernichten gilt. Trotz der Tatsache, dass Sie keinerlei Spuren gefunden haben, die auf sexuelle Handlungen schließen lassen, können wir einen Sexualmord nicht ausschließen. Befriedigung erzielt diese Tätergruppe oft auf uns sonderbar erscheinenden Wegen. Wenn wir davon ausgehen, dass Schönheit ein Auswahlkriterium des Täters ist, so zeigt er uns dadurch seinen Begriff von Schönheit deutlich auf. Die Frauen sind alle sehr jung, haben einen schönen Busen, schöne Haare – wobei die Farbe keine Rolle zu spielen scheint, und sie hatten offensichtlich schöne Züge. Da er in einem Fall sogar die Augen des Opfers zerstörte, können wir davon ausgehen, dass ihn auch schöne Augen

Weitere Kostenlose Bücher