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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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beschwerte, er werde dringend in einer wichtigen Sitzung erwartet.
    Die Wut des Polizeibeamten ergab noch mehr Sinn, als sich herumsprach, dass die beiden Männer, die den Mörder hatten aufhalten wollen, tatsächlich zwei Polizisten waren, die dienstfrei hatten. Ihr Revier, das neunzehnte, lag in der Nähe, und sie hatten nach der Nachtschicht noch rasch ein
Bier und einen Hamburger im Lombardo’s zu sich genommen.
    Jetzt waren sie tot.
    Wie hatte das passieren können? Ich war dort gewesen – und trotzdem kam mir die Sache unwirklich vor. Immerhin hatten sie den Kerl gestellt, so dass er nicht mehr ausweichen konnte!
    Der Mörder hatte eindeutig gewusst, was er tat, und das war noch eine himmelschreiende Untertreibung. In null Komma nichts hatte er zwei New Yorker Polizisten niedergemacht, und das nicht mit Glückstreffern. Ich rede hier von Löchern mitten in der Stirn. Die Polizisten hatten keine Chance gehabt, zu erfahren, wovon sie getroffen worden waren.
    Dann – puff! – war der Mörder fort gewesen. Offenbar war er ungehindert durch die Küche und eine Hintertür entwischt.
    Alles in allem hatte er drei Tote, vier Verletzte und Dutzende zutiefst erschütterter Menschen zurückgelassen.
    Ihnen erging es nicht viel anders als Dwayne Robinson, der neben mir stand. Ich fühlte mich beinahe wie sein Leibwächter. Oder wie sein Sportagent. Jedenfalls wie jemand, der sich um ihn kümmern musste.
    Ich griff hinter die Bar und reichte ihm ein Glas Johnnie Walker Black Label. »Hier, trinken Sie das«, forderte ich ihn auf.
    »Danke«, murmelte Dwayne und nahm das Glas mit zitternder Hand. Gibt es hier im Haus irgendwo eine Valium?
    Oder vielleicht schlug seine Sozialphobie zu. Er machte ein Gesicht, als rückten die Wände des Restaurants immer näher.
    Zwei Valium wären besser …

    Lästig war, dass ihn immer mehr Menschen erkannten. Man brauchte nicht Poker spielen zu können, um seine Körpersprache zu verstehen. »Bleibt zurück!«, schien er zu schreien.
    Leider konnte sich einer der Idioten nicht zurückhalten. Er ging an Donald Trump, Orlando Bloom und Elisabeth Hasselbeck vorbei und kam schnurstracks auf uns zu.
    »Hey, sind Sie nicht Dwayne Robinson?«, fragte er und zog einen Zettel aus seiner Jacketttasche. »Könnten Sie mir vielleicht hier ein Autogramm …«
    »Das ist wirklich nicht der passende Moment«, unterbrach ich ihn.
    Der Kerl wandte sich mir zu und hob seine gezupften Augenbrauen. Er sah wie ein echter Gauner aus – vielleicht ein Werber von der Madison Avenue. »Und wer sind Sie?«, wollte er wissen.
    Gute Frage. Wer war ich für Dwayne Robinson in diesem Moment? Doch die Antwort kam mir leicht über die Lippen. »Ich bin ein Freund von ihm«, antwortete ich, bevor ich meine beste Imitation eines harten Kerls zum Besten gab. »Und, wie gesagt, das ist wirklich nicht der passende Moment.«
    Ich musste ziemlich überzeugend gewirkt haben, weil sich der Typ zurückzog. Er murmelte sogar »Entschuldigung«.
    »Danke«, wiederholte Dwayne.
    »Bitte. Also, was führt Sie hierher?«, fragte ich mit einem Grinsen, an dem er erkennen sollte, dass ich mit einem Witz die Spannung lockern wollte. Kein guter Witz, aber immerhin.
    Dwayne nahm einen großen Schluck von seinem Johnnie Walker, bevor er schließlich seine Sprache wiederfand. »Mann, ich weiß nicht, ob ich das durchstehe«, sagte er. »Wie lange wird man uns Ihrer Meinung nach hier festhalten?«

    Auch das war eine gute Frage. Ich wollte gerade antworten, dass ich keine Ahnung hätte, als ein Mann mit Dienstmarke an seinem Gürtel auf einen Stuhl stieg und sich als Detective Mark Ford vorstellte. Daraufhin verkündete er eine gute Nachricht, sofern man sie so nennen konnte. Er und sein Partner wollten die Zeugen entsprechend dem Abstand verhören, in dem sie zum ersten Mord gesessen hatten.
    »Wir gehen einen Tisch nach dem anderen durch«, fuhr er fort. »Sobald Sie fertig sind, können Sie gehen.«
    Ich blickte hinüber zu Dwayne, der darüber erleichtert sein musste. Wir würden zu den Ersten gehören, die befragt werden sollten.
    Dumm nur, dass Dwayne nicht mehr neben mir stand. Er stand nirgendwo mehr. Er war einfach weg.
    Hatte sich aus dem Staub gemacht.
    Zum zweiten Mal.

12
    Erst zwei Stunden später durfte ich das Lombardo’s verlassen. Ich erwartete während der Vernehmung, dass mich der Detective auch zu Dwaynes Verschwinden befragen würde, was er aber nicht tat. Wahrscheinlich war er unbemerkt aus dem Restaurant

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