Rachedurst
allmächtigen Bezirksstaatsanwalt von Manhattan und, man höre, einem der im People aufgeführten »25 begehrtesten Junggesellen«.
»Hallo«, sagte er zu mir, ohne zu warten, dass Brenda uns vorstellte. »Ich bin David Sorren.«
»Selbstverständlich sind Sie das«, witzelte ich. Jesses, der hatte ja auch glänzend weiße Zähne.
Außer auf dem Titelblatt des People hatte ich ihn mindestens hundertmal in den Nachrichten gesehen, während er meistens auf der Treppe vor dem Strafgericht von Manhattan gestanden und mit der neusten Verurteilung eines Verbrechers
geprahlt hatte. Mit etwas Glück würde sich Sorren jetzt als kompletter Wichser erweisen, so dass ich ihn auf Anhieb hassen könnte.
»Und Sie sind Nick Daniels«, sagte er, als wir uns die Hände reichten. »Ich bin ein großer Fan Ihrer Artikel. Eigentlich glaube ich, dass man Ihnen letztes Jahr den Pulitzer geklaut hat.«
So weit dazu, dass ich den Kerl hasste.
»Nun, wie die Zweiten zu sagen pfegen, es war eine Ehre, überhaupt nominiert worden zu sein. Aber danke.«
»Lassen Sie sich nicht von ihm täuschen. Er hat drei Tage lang geheult«, warf Courtney eine ihrer speziellen witzigen Bemerkungen ein. Sie wollte sich ihm vorstellen, doch auch sie gehörte zu denjenigen, die dies nicht nötig hatten.
»Ja, hallo, Courtney.« Sorren umfasste ihre Hand mit seinen beiden Händen in der extra freundlichen Geste, die er sich aus dem Bill-Clinton-Drehbuch abgeguckt hatte. »Sie wollte ich schon eine ganze Weile kennenlernen. Ich bin froh, dass sich unsere Wege endlich gekreuzt haben.«
Courtney war nicht von gestern.
»Sie sagen das aber nicht nur, damit der Citizen eine große Geschichte macht, wenn Sie nächste Woche Ihre Kandidatur als Bürgermeister bekanntgeben?«, fragte sie.
Auch Sorren war nicht von gestern.
»Natürlich tue ich das. Sagen Sie mir Bescheid, wenn es klappt«, antwortete er mit einem Zwinkern. »Und übrigens noch herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Verlobung. Ist Mr. Ferramore auch hier?«
»Nein, er ist derzeit geschäftlich unterwegs«, erklärte Courtney. »Er ist bis nächste Woche in Europa.«
Brenda riss problemlos die Gesprächsführung wieder an sich, etwas, worin sie ebenfalls gut war.
»Und du, Nick, du hast ja einen ziemlich ereignisreichen Nachmittag hinter dir«, sagte sie. »Das muss furchtbar gewesen sein. Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest.«
Ich wollte sie schon fragen, woher sie wusste, dass ich im Lombardo’s gewesen war. Doch dann fiel mir ein: Ich spreche hier mit Brenda Evans, der hartnäckigen Reporterin. Ihre Quellen reichten bis weit über die Wall-Street-Grenzen hinaus.
»Ja, es war schrecklich«, erklärte ich. »Mir tut es auch leid, dass ich dort war.« Mehr wollte ich wirklich nicht hinzufügen. Doch Courtney war meine Rettung. Sie wandte sich an Sorren und gab sich als die investigative Reporterin, die sie früher gewesen war.
»David, ich bin sicher, Sie haben von den Spekulationen gehört, dass Eddie Pinero für den Mord an Marcozza verantwortlich sein soll. Wie schätzen Sie die Sache ein?«, fragte sie.
Dies war mehr als eine typische Suggestivfrage. Sorren hatte wie ein junger Rudy Giuliani – wenn auch mit besserem Aussehen und dem dichten schwarzen Haar, das aus der Shampoowerbung bekannt ist – den Kampf gegen das organisierte Verbrechen zu einer seiner Hauptaufgaben als Bezirksstaatsanwalt von Manhattan erklärt.
»Derzeit bin ich mit meinen Gedanken vor allem bei den Familien der beiden ermordeten Beamten.« Er machte eine Pause und holte tief Luft. »Und ich kann Ihnen eins versichern: Wir werden den Mörder festnageln. Und wenn sich herausstellt, dass Pinero in den Fall verwickelt ist, werde ich höchstpersönlich die Faust gegen ihn erheben, und zwar mit aller Macht.«
Puh, immer mit der Ruhe, Popeye …
Die Adern traten an Sorrens Hals hervor, als er den letzten
Satz beendet hatte. Er sprach mit mehr als nur Überzeugung. Da sprach beinahe Rachsucht aus ihm.
Seine Worte brachten die Unterhaltung zu einem abrupten Ende. Wir gingen zu den obligatorischen Abschiedsfoskeln über. Schön, dass wir uns wiedergesehen haben … Ja, wir sollten versuchen, uns ab und zu zu treffen … bla, bla, bla …
Das war’s dann.
Für diesen Abend war mein Gespräch mit Brenda und ihrem neuen Freund beendet. Zumindest ging ich davon aus.
15
»Also, worüber haben wir geredet, bevor wir von der Sirene in Blond unterbrochen wurden?« , fragte Courtney, als wir wieder
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