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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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ich tue, ich werde Pinero, dieses Schwein, zur Strecke bringen.«
    Dank meines Rekorders würde ich genau das für ihn erledigen. Ich hatte das, was er unbedingt haben wollte, um
den größten Bandenchef von New York endlich am Schlafittchen zu packen.
    Deswegen war ich so überrascht darüber, was David Sorren als Nächstes sagte.

19
    Kurz nach neun am nächsten Morgen betrat ich das 19. Revier auf der East 67th Street. Dort wurde ich von Detective Mark Ford begrüßt, der mich zu seinem Platz begleitete. Der offene Bereich, ein Sumpf aus zahllosen Schreibtischen, erinnerte mich an alle Krimis, die ich im Fernsehen gesehen hatte, wenn auch ohne die lächerlichen Extras – wie Kaugummi kauende Nutten mit Netzstrümpfen und aggressive, an Bänke gefesselte Besoffene.
    Andererseits ging es an einem Samstagmorgen vielleicht auch in der echten Welt ein bisschen langsamer zu.
    »Nehmen Sie Platz.« Detective Ford deutete auf einen Metallstuhl neben einem Metallschrank.
    »Danke.« Mein Hintern hing noch in der Luft, als er sogleich zum Thema kam.
    »Also, wo haben Sie es?«, fragte er. »Haben Sie es mitgebracht, Mr. Daniels?«
    Was, kein Pläuschchen zur Einstimmung?
    Natürlich nicht. Seit dem Moment, in dem Detective Ford meine Zeugenaussage im Lombardo’s aufgenommen hatte, wusste ich, dass dieser Kerl immer direkt zur Sache kam. Sein kurzgeschorenes graues Haar. Seine hochgekrempelten Ärmel. Die Art seiner Sätze, mit denen er immer den kürzesten Weg entweder zu einem Fragezeichen oder einem Ausrufezeichen suchte.
    »Ja, ich habe es«, antwortete ich. »Aber zuerst möchte ich noch eine Sache abklären. Es gibt da was, das ich wissen muss.«
    Oh, prima, sagte er mit seinem Gesichtsausdruck, als hätte
ich ihm gerade etwas ganz Scheußliches erzählt, zum Beispiel, dass neue Folgen von Columbo gedreht wurden. Detective Ford wollte nichts anderes als die Aufnahme hören, doch ich bremste ihn aus.
    Genau wie David Sorren mir geraten hatte.
    Der Bezirksstaatsanwalt war überglücklich gewesen, als er von meiner Aufnahme erfahren hatte, doch er hatte sie sich nicht anhören wollen. Zumindest noch nicht. Es sollte ein bestimmtes Protokoll eingehalten werden.
    »Ich darf mich nicht beim Räuber-und-Gendarm-Spielen erwischen lassen, wenn Sie wissen, was ich meine«, hatte er gesagt.
    Ich wusste es. Auch wenn er auf den Stufen vor der New York Public Library genau das getan hatte.
    Jetzt saß ich also vor Detective Ford und folgte dem Protokoll. Es gab nur ein Problem.
    »Um was geht’s?«, fragte Detective Ford. »Was müssen Sie wissen?«
    Ich räusperte mich. Zweimal sogar. »Es ist nur so … also, ich mache mir ein bisschen Sorgen um …«
    Er unterbrach mich mit erhobener Handfäche. »Lassen Sie mich raten – Sie haben tierischen Schiss, dass Ihnen Eddie Pinero ebenfalls die Augen ausstechen wird. Stimmt’s?«
    Vielleicht war »tierischer Schiss« ein Hauch zu extrem, doch über Feinheiten wollte ich nicht streiten. Ich hätte es nur vorgezogen, David Sorren die Aufnahme als anonyme Quelle zuzustecken und mich dann so weit wie möglich von dem Mordfall, den Polizeiprotokollen und allem anderen, was noch plötzlich auftauchen könnte, zu entfernen.
    »Wird Eddie Pinero erfahren, dass ich derjenige bin, der Ihnen die Aufnahme beschafft hat?«, fragte ich. »Ich möchte eine ehrliche Antwort, Detective.«

    Ford verschränkte rasch seine Arme. »Also: Im Moment kann Pinero gar nicht wissen, dass die Aufnahme existiert. Wenn sie das enthält, wovon Sie sprechen, wird er sie das erste Mal hören, wenn er bereits angeklagt ist.« Er zuckte mit den Schultern. »Kann er also herausfinden, dass Sie der Samariter sind, der uns das hier gebracht hat? Klar. Da will ich Sie nicht in falscher Sicherheit wiegen. Wird er Sie töten wollen? Das bezweifle ich stark. Sie zu töten hätte keinen Zweck. Wie auch?«
    Ich nickte, als sich Detective Ford zurücklehnte. Sein Stuhl quietschte laut auf dem Linoleumboden. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dies war die längste Aneinanderreihung von Sätzen, die er seit langem zustande gebracht hatte.
    »Wenn es keinen Sinn hätte, mich umzubringen, welchen Sinn hat es dann gehabt, Vincent Marcozza umzubringen?«, fragte ich. »Es war ein reiner Racheakt und hat Pinero überhaupt nichts gebracht.«
    Ich blickte den Detective in der Erwartung an, dass er meine Ängste zerstreute und mir mit einer tollen, überzeugenden Erklärung sagte, ich bräuchte mir keine Sorgen zu machen.

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