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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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allein waren. »Du wolltest mir doch was erzählen, oder? Also, Nick, schieß los.«
    Ja. Ja, das wollte ich. Aber der richtige Zeitpunkt … äh … hm … ist alles, und der Augenblick für diese innige Erklärung war gekommen und wieder vergangen. Ebenso wie mein Mut, ihr zu sagen, was ich sagen wollte.
    Ein weiterer Grund, warum ich plötzlich keine Lust mehr hatte, auf der Wohltätigkeitsveranstaltung herumzuhängen.
    »Ich glaube, es ist der Jetlag«, entschuldigte ich mich. »Ich muss noch Schlaf nachholen. Ist das für dich in Ordnung … Chefin?«
    Wahrscheinlich wusste sie, dass ich nur eine Entschuldigung suchte, um zu gehen, aber sie wusste auch, dass ich nur hier war, weil sie mich darum gebeten hatte. Außerdem hatte ich ein paar harte Tage hinter mir.
    »Wir reden morgen.« Sie gab mir einen sanften Kuss auf die Wange. »Wir müssen dich so schnell wie möglich wieder mit Dwayne Robinson zusammenbringen. Wir brauchen dieses Interview, Nick.«
    Dem konnte ich nur zustimmen. Ich wollte diese Geschichte genauso sehr wie sie.
    Etwa eine Minute später stand ich auf den Stufen der New York Public Library – genau zwischen den beiden Wahrzeichen, den Löwenskulpturen Patience und Fortitude, als jemand meinen Namen rief.

    Ich drehte mich um und sah, dass mir David Sorren folgte. Er rannte sogar, um mich einzuholen.
    »Haben Sie einen Moment Zeit?«, fragte er.
    »Klar«, antwortete ich.
    Sorren griff in seine Jacke und zog eine Schachtel Zigaretten heraus. Ich war überrascht, zu sehen, dass er rauchte, wenn auch nur wegen seiner allgemein bekannten politischen Ambitionen. Gallup-Umfrage: Kandidat + Zigaretten = weniger vertrauenswürdig. Obama war nicht nur aus Gesundheitsgründen auf kein Nikotinpfaster angewiesen.
    »Möchten Sie eine?«, bot er an.
    »Nein, danke.«
    »Ja, ich weiß, schlechte Angewohnheit. Erzählen Sie es nicht der Presse«, bat er, während er sie sich anzündete. »Moment, Sie sind die Presse.«
    Ich lächelte. »Betrachten Sie es als inoffiziell. Abgesehen davon bin ich nicht für diesen unbedeutenden Kram zuständig.«
    »Gut, weil ich Sie nämlich um einen Gefallen bitten muss.« Sorren ließ die Schachtel zurück in seine Jackentasche gleiten und zog etwas anderes heraus.
    »Hier«, sagte er. »Nehmen Sie schon.«
    Es war eine Visitenkarte. Ich blickte ihn an, als wollte ich »Wozu?« fragen.
    »Jetzt ist nicht die Zeit dafür, aber ich habe gehofft, wir beide könnten uns vielleicht am Montag darüber unterhalten, was Sie im Lombardo’s gesehen haben«, erklärte er. »Ich sollte es Ihnen nicht erzählen, aber ich bin überzeugt, Eddie Pinero steckt dahinter. Jetzt muss ich einen Weg finden, um das zu beweisen. Ob Sie es glauben oder nicht, ich bin wegen dieser beiden Detectives völlig am Ende.«
    »Ich verstehe.« Ich nahm die Visitenkarte. »Ich rufe Sie an. Montag.«

    »Prima. Ich bin Ihnen dankbar. Denn auch wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich werde Pinero, dieses Schwein, zur Strecke bringen.«
    Ich nickte. Ich meine, ich glaube, ich nickte. Um die Wahrheit zu sagen, war ich immer noch ziemlich vor den Kopf gestoßen von der Heftigkeit des Bezirksstaatsanwalts. Er wollte Pinero um jeden Preis einlochen. Um jeden Preis.
    Wieder schüttelte Sorren meine Hand mit festem Griff und war schon halb die Treppe hinaufgehastet, als er sich noch einmal umdrehte.
    »Hey, eine Sache noch«, sagte er. »Brenda hat erzählt, dass Sie mal mit ihr zusammen waren.« Er kicherte leise und schüttelte den Kopf. »Die Welt ist klein, was?«
    »Ja«, stimmte ich zu. »Das ist sie.«
    Vielleicht ein bisschen zu klein.

16
    Zum Thema Albträume.
    Ich wusste, ich würde in dieser Nacht Probleme haben zu schlafen. Auf der ganzen Welt gab es nicht genug warme Milch und Schlaftabletten. Sobald ich die Augen schloss, hatte ich das Gefühl, wieder im Lombardo’s zu sitzen und alles wie in einer Endlosschleife noch einmal zu durchleben. Ich hörte den Schreckenschor, die durchs Restaurant gellenden Schreie. Ich sah das blinkende Skalpell in der Hand des Mörders, das dunkle Blut, das plötzlich in alle Richtungen spritzte.
    Irgendwann waren es meine Augen, die herausgeschnitten wurden.
    Schließlich schwenkte ich die weiße Fahne.
    Ich stand auf und setzte mich an meinen Schreibtisch. Wenn mir schon der Schlaf versagt blieb, konnte ich wenigstens ein bisschen schreiben.
    Vielleicht war dies der einzige Lichtblick, nachdem ich das Interview mit Dwayne Robinson verpasst hatte – ich konnte

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