Rachedurst
sind. Sie sollten um Ihrer selbst willen glücklich sein, dass ich damit gut zurechtkomme.«
»Dann hätte ich da einen Vorschlag. Sie wissen jetzt über mich und Courtney Bescheid, warum erzählen wir ihr dann nicht, wobei ich Sie gerade erwischt habe, und sie kann selbst entscheiden?«
»Wenn Sie das tun, können Sie Ihrer Stelle beim Citizen Lebwohl sagen.«
»Ja, aber ich werde auf jeden Fall mit einem lauten Knall gehen.«
»Ja, das würden Sie. Schade nur um Courtney. Auch sie würde ihren Posten verlieren. Das verstehen Sie natürlich.«
Schachmatt! Und das wusste er. Der Citizen war Courtneys Baby, ihr Ein und Alles.
Schließlich bückte sich Ferramore und zog seine Hose hoch. »Um zu beweisen, dass ich keinen Groll hege – wie wäre es, wenn ich Ihnen einen Scheck ausstelle, und wir vergessen die ganze Sache?«
Versuchte dieser Wichser tatsächlich, mich zu kaufen? Das war bisher die schlimmste Beleidigung.
»Kommt darauf an«, sagte ich. »Was ist es Ihnen derzeit wert, erwischt zu werden, während Sie einen geblasen bekommen?«
»Das ist eine sehr gute Frage«, meldete sich eine zitternde Stimme von hinten. »Wie viel ist es dir wert, Tom?«
57
Ich wirbelte herum. Hinter mir lehnte Courtney am Türrahmen, die Arme um sich gelegt, als wollte sie sich selbst trösten. Aus ihren Augen schossen so viele Pfeile auf Ferramore, dass ich mich beinahe ducken musste.
Niemand brauchte zu fragen, wie lange sie bereits dort stand oder wie viel sie gehört hatte.
Offenbar hatte sie genug gehört.
Doch sie weinte nicht wie zuvor auf dem Deck. Sie war auch nicht traurig, sondern wütend – auf Ferramore und noch mehr auf sich selbst. Ich glaubte zu wissen, was sie dachte: Wie konnte ich so dumm sein?
»Also, schieß los, Tom, was musstest du diesem kleinen französischen Supermodel zahlen, damit sie ihre Geschichte ändert? Wie hoch war der Scheck?«, wollte sie wissen.
Ich erwartete, dass Ferramore zumindest ansatzweise Reue zeigte. Vielleicht auch ein bisschen Klasse.
Oh, Mann, ich lag total verkehrt. Die Reichen sind ja so unglaublich eingenommen von sich.
Der Wichser grinste. »Och, die war billig im Vergleich zum Generaldirektor von ParisJet. Dem musste ich die Firma abkaufen.«
Plötzlich riss sich Courtney den Zehnkaräter vom Finger und warf ihn Ferramore an die Brust.
»Komm, Nick, wir gehen«, sagte sie.
Dies waren die vier schönsten Worte, die sie oder sonst jemand je zu mir gesagt hatte.
»Ich hoffe, ihr beide werdet glücklich miteinander«, tönte
Ferramore, während er seinen Gürtel schloss. »Ach, übrigens seid ihr beide gefeuert. Viel Glück bei der Stellensuche.«
»Keine Sorge, das werden wir haben«, schoss Courtney zurück. »Weißt du, ich kann von vorne anfangen. Aber du? Du bleibst immer ein Arschloch.«
Bravo, Courtney!
Sie drehte sich um und marschierte davon. Ich hätte ihr auf dem Fuße folgen sollen, doch ich konnte mich nicht zurückhalten. Der Moment war viel zu gut, und ich war noch nicht zum Abgang bereit.
»Übrigens, Ferramore.« Ich blickte an seiner lächerlichen weißen Jacke hinab. »Kapitän Stubing vom Love Boat hat angerufen. Er will seine Uniformjacke zurückhaben.«
58
Im Film hätten Courtney und ich jetzt die ganze Nacht zu den Klängen eines Saxophons leidenschaftlichen Sex gehabt. Am nächsten Morgen wären wir glückselig und einander in den Armen haltend aufgewacht, und das vor allem mit perfekt sitzender Frisur.
So viel zu Filmen, die nicht immer der Realität zu entsprechen scheinen.
Courtney lag am nächsten Morgen weder in meinen Armen noch sonst wo in meiner Wohnung. Mich plagte lediglich ein schrecklicher Kater, und mein zerzauster Kopf hätte Lyle Lovett Angst gemacht.
So aufgebracht Courtney auch gewesen war: Nachdem sie von der Yacht gestürmt war, hatte sie Besseres zu tun gehabt, als mit mir »süße Rache« zu spielen. Und so betrunken, wie ich gewesen war, hatte ich mir ohnehin nicht mehr als einen Kuss auf die Wange ausgemalt. Ach, vielleicht … Nun ja, ich war auf der Party jenseits von Gut und Böse gewesen und hatte mein Versprechen nicht gehalten.
»Wir werden einen Zwischenstopp einlegen«, hatte Courtney dem Taxifahrer gesagt. »Zuerst fahren wir an seiner Wohnung vorbei, dann zu meiner.« Doch sie hatte die ganze Fahrt über meine Hand gehalten und mir dann tatsächlich einen Kuss auf die Wange gedrückt, als wir vor meinem Haus hielten. Und so hatte der Abend geendet.
Zumindest war ich mir halbwegs sicher,
Weitere Kostenlose Bücher