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Rachedurst

Rachedurst

Titel: Rachedurst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Patterson
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die Jazzband, eine richtig gute Combo. Dazwischen wurde das Who is who des Verlagswesens, der Modebranche und der Überreste des Bankenwesens und der Wall Street gespielt.
    Sie haben einen Versuch frei, zu raten, wohin ich zuerst ging. Nein, nicht zu Thomas Ferramore, um ihm die Hand zu schütteln.
    »Ich möchte einen fünfzehn Jahre alten Laphroaig«, bestellte ich beim Miet-Barmann, der kaum alt genug zu sein schien, um Auto fahren zu dürfen, geschweige denn Alkohol auszuschenken.
    Der junge Mann sah mich an, als hätte ich gerade Suaheli mit ihm gesprochen. »Einen was?«, fragte er.
    »Einen fünfzehn Jahre alten Laphroaig«, wiederholte jemand hinter mir.
    Es war Courtney, in der Hand eine ganze Flasche meines Lieblingswhiskys.
    »Hier.« Sie reichte dem Barmann die Flasche. »Bewahre das bitte hinter der Bar für Mr. Daniels auf, und nur für Mr. Daniels.«
    »Ja, Ma’am«, sagte er und schenkte mir rasch einen Doppelten ein. »Fünfzehn Jahre alter Laphroaig.«
    Courtney nahm meinen Arm, als wir uns von der Bar entfernten. »Danke, dass du gekommen bist. Es bedeutet mir alles auf der Welt. Du bist der Beste.«
    Offenbar nicht, aber ich nahm einen großen Schluck des hervorragenden Whiskys und zwinkerte ihr zu. »Wozu hat man denn Freunde?«, sinnierte ich.
    Sie lächelte mich breit an und beugte sich zu mir herüber, um mir etwas zu sagen, als plötzlich die Musik unterbrochen wurde und das Klingeln eines Messers an Glas ertönte. Oh, Mann, Thomas Ferramore wollte einen Toast ausbringen.

    Wieder hatte er sich zwischen Courtney und mich gedrängt. Am besten gewöhnte ich mich langsam daran.
    »Komm her, mein Schatz!«, bellte er vom Kapitänsdeck aus und erhob sich stolz. Er trug eine beinahe echt aussehende weiße Marinejacke mit Schulterklappen und einem Ärmelabzeichen. Rechts und links von ihm standen zwei blonde Frauen, beide sehr hübsch. Wahrscheinlich sein PR-Team. War dieser Kerl überhaupt echt? So sehr ich mich auch bemühte, ich verstand nicht, was Courtney an ihm fand.
    Während sie zu ihm ging, dankte Ferramore den Gästen für ihr kurzfristiges Erscheinen »zu dieser wundervollen Feier der Liebe«. Die Menge johlte. Außer mir natürlich. Ich hatte eine Hand in die Hosentasche gesteckt und wedelte mit dem Mittelfinger in seine Richtung.
    Ferramore ließ sich davon nicht beeindrucken und redete weiter. »Courtney und ich wollen an diesem Abend deutlich machen, dass wir uns durch kein Gerücht, durch keinen unbegründeten Tratsch, durch keinen Unsinn gleich welcher Art geschlagen geben. Wir halten jedem Sturm stand!«
    Ferramore drehte sich zu Courtney um und zog sie fest zu sich heran. Als sich die beiden küssten, warf er eine Hand triumphierend nach oben. Seine Freunde, oder wer auch immer diese Horden übertrieben gekleideter Menschen waren, gröhlten noch lauter.
    Wie auf Kommando startete das Feuerwerk mit einem lauten Knall in der Abendluft, und eine wundervolle Collage aus allen Farben des Regenbogens vermischte sich am Himmel mit dem Sternenmeer. Es war ein wunderbares Schauspiel.
    Doch das wahre Schauspiel stand uns noch bevor, und natürlich würde ich eine Rolle darin übernehmen.

55
    Den Nachmittag hatte ich mit Hoodie, einem Künstler des Versteckspiels, verbracht. Den Abend verbrachte ich jetzt mit einem Entfesselungskünstler.
    Thomas Ferramore hatte das Unmögliche vollbracht, einen Jahrhunderttrick. Er hatte sich aus einer scheinbar unentrinnbaren Bredouille befreit und die Sache ganz locker aussehen lassen.
    Tief in ihrem Innern mochte Courtney einen Verdacht hegen, doch hier auf seiner Yacht, sichtbar für die gesamte Hautevolee von Manhattan, konnte er sie noch als seine Beute präsentieren. Mehr zählte für ihn nicht.
    Und für mich auch nicht.
    Ich hätte eine Seite aus Courtneys Drehbuch klauen und alles in einen festen Karton stecken sollen.
    Stattdessen tat ich alles in ein Glas … und trank.
    Nachdem etwa eine Stunde der Party vergangen war und der jugendliche Mietling hinter der Bar beschlossen hatte, dass die zwei Drittel der Whiskyfasche, die ich getrunken hatte, ein Drittel zu viel waren, beschloss ich, Thomas Ferramore zu erzählen, was ich von seiner Hochzeit mit Courtney hielt.
    Dumm nur, dass ich ihn nicht finden konnte. Also tat ich das Nächste, was ich nicht hätte tun dürfen.
    Ich erzählte es Courtney.
    Ich nahm sie an der Steuerbordreling in die Mangel und nuschelte ihr die Wahrheit zu – mit einer Stimme, die lauter war, als sie hätte sein

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